Sepsis Survivor Week: Mehr Informationen zu Sepsis-Langzeitfolgen in Deutschland erforderlich
Aus Anlass der diesjährigen Sepsis Survivor Week in den USA vom 11. bis 17. Februar macht die Sepsis Stiftung darauf aufmerksam, dass auch in Deutschland das Bewusstsein für die erheblichen Langzeitfolgen nach einer Sepsis geschärft werden muss. Überlebende werden nicht ausreichend mit Informationen über mögliche Langzeitfolgen versorgt. Aus einer Nachsorgestudie geht zudem hervor, dass ein posttraumatisches Stresssyndrom auch noch bis zu 24 Monate nach der Erkrankung auftreten kann.
Sepsis kann das spätere Leben von Betroffenen erheblich beeinflussen. Etwa 75% aller Sepsis-Überlebenden leiden unter körperlichen, psychischen und sozialen Langzeitfolgen. Eine häufige Komplikation ist posttraumatischer Stress, wie aus einer aktuell publizierten Nachsorgestudie hervorgeht. Von den 175 in die Untersuchung einbezogenen Patientinnen und Patienten litten 59% an milden, jedoch anhaltenden Symptomen, 15% wiesen nach Krankenhausentlassung klinisch relevante Symptome auf, die sich erst nach 12 Monaten normalisierten. Erschreckenderweise zeigten 26% der Patientinnen und Patienten nach zunächst milden Symptomen erst zeitversetzt innerhalb von 2 Jahren eine starke Zunahme der posttraumatischen Stress-Symptomatik. Die Studie belegt, dass ein posttraumatisches Stresssyndrom bis zu 24 Monate nach der Sepsis-Erkrankung auftreten kann, was regelmäßige Screenings auch initial nur gering betroffener Patienten dringend erforderlich macht.
Eine Teilbefragung der vom Gemeinsamen Bundesausschuss geförderten Sepfrok-Studie ergab ferner, dass die Informationslage für Sepsis-Überlebende oft unzureichend ist. Von den befragten 287 Patienten erfuhren 36,9% erst nach der Entlassung aus dem Krankenhaus, dass sie eine Sepsis hatten. Während 51,9% der Befragten sich bewusst waren, dass Sepsis langfristige gesundheitliche Folgen haben kann, war die Zufriedenheit mit Informationen über diese Langzeitfolgen wesentlich geringer. Dieser Mangel an Informationen könnte auch ein Grund dafür sein, dass Möglichkeiten der Tertiärprävention nicht ausreichend genutzt und viele Sepsis-Überlebende erneut ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Die Studie zeigt auf, dass viele Sepsis-Überlebende sich mehr Informationen zur Rehabilitation, umfangreichere Nachsorge-Informationen, Unterstützung bei Anträgen und individuellere, insbesondere Sepsis-spezifische Patienteninformationen wünschen. Auch die Beratung zu wichtigen Impfungen wurde als wenig zufriedenstellend bewertet.
Da die COVID Pandemie gezeigt hat, dass auch Infektionen, die nicht zu einer Sepsis fortschreiten zu vergleichbaren Langzeitfolgen führen, hat die Sepsis-Stiftung ihr Informationsangebot zu Sepsis- und Infektions-Folgen auf ihrer Webseite und mit einem laienverständlichen Flyer über Sepsis-Folgen aktualisiert.. Aus diesem Anlass unterstreicht die Stiftung auch die Notwendigkeit, dass alle Gesundheitsberufe inklusive der Ärzteschaft schon im Rahmen der Ausbildung über Möglichkeit und die Symptomvielfalt von Sepsis- und Infektionsfolgen erfahren. Viel zu oft werden diese Folgen als psychosomatisch missverstanden. Neben der rechtzeitigen Diagnose und Behandlung der Sepsis als Notfall, sind auch die Rehabilitationsmaßnahmen und fachgerechte Behandlung der Komplikationen, die nach der Entlassung auftreten, für die Lebensqualität und die Langzeitprognose der Betroffenen sehr wichtig.
Weitere Infos auf: www.sepsis-stiftung.de
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Konrad Reinhart
konrad.reinhart@charite.de