DGO Jahrestagung Jena: Hochkarätige Referent*innen diskutieren über imperiale Erfahrungen und Dekolonisierungsprozesse
Konferenz: Imperiale Herrschaft und koloniale Erfahrung im östlichen Europa
21./22.03., Universität Jena, Hörsaal 5 (Ernst-Abbe-Campus, Carl-Zeiss-Str. 3)
Die Themen „Dekolonisierung“ und „imperiale Erfahrungen“ in Bezug auf das östliche Europa stehen im Fokus der Jahrestagung 2024 der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde. Darüber diskutieren unter anderem der ukrainische Essayist und Herder-Preisträger Juri Andruchowytsch, die Historikerin Maria Todorova sowie der Historiker und Publizist Dan Diner am 21. und 22. März in Jena. Neben imperialer Herrschaft und kolonialer Erfahrung steht dabei auch die Frage der Dekolonisierung der Osteuropawissenschaften selbst im Mittelpunkt.
Begriffe wie „Dekolonisierung“ und „imperiale Herrschaft“ sind zu politischen Schlagworten geworden. Nicht nur im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine beanspruchen die Angegriffenen ebenso wie die Aggressoren die Deutungshoheit in diesem Diskurs. Auch in anderen Ländern des östlichen Europas gibt es ähnliche Debatten. Die DGO widmet ihre Jahrestagung 2024 daher dem Thema Imperiale Herrschaft und koloniale Erfahrung im östlichen Europa. Geschäftsführerin Gabriele Freitag verweist auf die realpolitischen Folgen dieses Deutungskampfes:
„Mit dem Ruf nach Dekolonisierung wollen Staaten in Osteuropa, dem Kaukasus und Zentralasien sich von post-sowjetisch und russisch dominierten Geschichtsinterpretationen und kulturellen Prägungen emanzipieren. Gleichzeitig erklärt Russland seine aggressive Außenpolitik als Befreiungsschlag von der kolonialen Dominanz westlicher Staaten.“
Die Tagung greift die aus dieser Konstellation erwachsenden Spannungsverhältnisse bereits mit dem Eröffnungsvorgang auf. Der ukrainische Schriftsteller und Herder-Preisträger Juri Andruchowytsch (Iwano-Frankiwsk) spricht darin über biographische und historische Dimensionen von imperialer Herrschaft und kolonialer Erfahrung in seinem Heimatland. In der Folge thematisiert die Konferenz sowohl verschiedene Aspekte imperialer Herrschaft und kolonialer Erfahrung als auch die Dekolonisierung als politischen Diskurs: Maria Todorova (Illinois) setzt die koloniale Erfahrung in Osteuropa in einen globalen Kontext und das Abschlusspanel mit den Historiker*innen Dan Diner (Berlin), Anna Veronika Wendland (Marburg) und Martin Schulze Wessel (München) spannt den Bogen bis zum Krieg im Nahen Osten.
Dieser Krieg hat der gesamten Debatte nochmal eine zusätzliche Aktualität verliehen, sagt Joachim von Puttkamer, Historiker und Direktor des Imre Kertész Kolleg, das die Tagung mit ausrichtet:
„Die Dekolonisierungsdebatte ist eigentlich schon älter, hat durch den russischen Angriff auf die Ukraine aber eine neue Dringlichkeit erhalten. Mit dem Terrorangriff der Hamas und der Diskussion über das israelische Vorgehen ist nun noch eine weitere Dimension hinzugekommen.“
Neben der politischen Debatte widmet sich die Tagung der Frage, inwiefern postkoloniale Ansätze gegenüber der Imperiumsforschung neue Erkenntnisse zu Politik und Gesellschaft im Osten Europas liefern können. Dabei kommen verschiedene Disziplinen wie die Politik- (Andreas Heinemann-Grüder, Bonn) und Geschichtswissenschaft (Botakoz Kassymbekova, Basel) sowie die Anthropologie (Tsypylma Darieva, Berlin) ins Gespräch.
Es besteht die Möglichkeit, Interviews mit den beteiligten Personen zu führen.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Sebastian Lambertz
Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde
Schaperstraße 30
10719 Berlin
Tel.: +49(0)30 214 784 12
Fax: +49(0)30 214 784 14
Mail: presse@dgo-online.org
Weitere Informationen:
http://Um Anmeldung wird gebeten: https://dgo-online.org/kalender/berlin/2024/imperiale-herrschaft-und-koloniale-erfahrung-im-oestlichen-europa/
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