Ein Experiment zur Komplexität unserer Zeit
Käte Hamburger Kolleg: Cultures of Research (c:o/re) zeigt die Kunstinstallation „Unfelt Threshold“
Wie nehmen nicht lebende Systeme und Maschinen unsere Welt wahr? Dieser Frage sind Professor Masahiko Hara und Künstlerin Aoi Suwa im Rahmen eines gemeinsamen Projekts am Käte Hamburger Kolleg: Cultures of Research (c:o/re) nachgegangen. Hara ist Senior Fellow des Kollegs, welches 2021 seitens des Bundesministeriums für Bildung und Forschung an der RWTH Aachen eingerichtet wurde.
Die Kunstinstallation „Unfelt Threshold“ fungiert dabei als Mittel zum Ausdruck der Komplexität unserer Zeit und regt zur Reflektion über die sozialen Systeme, die durch das Zusammenspiel von lebenden und nicht lebenden Systemen bestimmt sind, an. Aoi Suwas Installation visualisiert die Wahrnehmungsfähigkeiten von nicht lebenden Systemen, indem die Reaktion von Kameras auf unvorhersehbares Verhalten autonomer Materialien wie wechselnde Lichtreize, auf Spiegelflächen und Monitore projiziert wird. Daraus ergeben sich in Hinsicht auf Farbe und Muster variierende Bilder, die sich aufgrund der Undurchsichtigkeit der Kamera immanenten Bildverarbeitung von der menschlichen Wahrnehmung unterscheiden.
Suwas Arbeitsweise ist geprägt von experimentellen Techniken, die die Kunst nur vor Ort in bestimmten Momenten beobachtbar machen und damit die Schwelle zwischen den Bereichen des Wahrnehmbaren/Nicht-Wahrnehmbaren und des Bewussten/Unbewussten in den Fokus rücken.
Hier setzt die Forschung von Masahiko Hara an, die sich mit der Integration von Kunststrategien in Wissenschaft und Technologie beschäftigt. Sein Forschungsprojekt am Käte Hamburger Kolleg verfolgt den Ansatz des STEAM-Denkens, das die Grenzen von Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen, Kunst und Mathematik überschreitet, um komplexen gesellschaftlichen Problemen zu begegnen und Lösungsansätze zu bieten.
Dabei setzt sich Masahiko Hara mit der Kombination und Nutzung des „expliziten Wissens“ von Wissenschaft und Technologie und des „stillschweigenden Wissens“ der Kunst auseinander, um ein Modell der Informationsumwandlung und direkten „Übersetzung“ von Kunst in Wissenschaft und Technologie zu entwickeln. Beschrieben wird dies durch den von Hara geprägten Begriff „Fluctonomous Emergence“.
Das Käte Hamburger Kolleg: Cultures of Research ist ein interdisziplinäres Kolleg, das jährlich zehn internationale Fellows aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, den Natur- und Technikwissenschaften sowie der Kunst und Kunstgeschichte nach Aachen beruft. Das Kolleg versteht sich als ein internationales Center for Advanced Studies für Geschichte, Philosophie und Soziologie der Wissenschaft und Technik. Geleitet wird es von Professorin Gabriele Gramelsberger vom Lehrstuhl für Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie und Professor Stefan Böschen, Inhaber des Lehrstuhls für Technik und Gesellschaft.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Jana Hambitzer
Wissenschaftskommunikation/Science Communication
Käte Hamburger Kolleg: Cultures of Research (c:o/re)
RWTH Aachen
Tel.: +49 (0)241 80 28417
E-Mail: jana.hambitzer@khk.rwth-aachen.de