Bayreuther Forscher*innen erarbeiten einen genaueren Carbon-Footprint
An der Universität Bayreuth ist eine Studie entstanden, die einen Weg weist, um den CO2-Fußabdruck von Unternehmen genauer zu messen. Die Ergebnisse dieser Forschung können Wirtschaftsunternehmen helfen, an den richtigen Stellen die Einsparung von CO2 voranzutreiben. In Zusammenarbeit mit dem DFGE - Institut für Energie und Ökologie wurde hierzu nun ein Whitepaper veröffentlicht.
Bayreuther Forscher*innen wollen den Carbon Footprint von Unternehmen künftig genauer berechnen. Der Begriff Carbon Footprint (CO2-Fußabdruck) steht für das Erfassen klimawirksamer Treibhausgase und das Zusammenstellen dieser in einer Treibhausgasbilanz. Für die genaueren Berechnungen hat Nora Kuhn in ihrer Bachelorarbeit am Lehrstuhl Umweltgerechte Produktionstechnik (LUP) der Universität Bayreuth mit der Unterstützung von Dr.-Ing. Bernd Rosemann, Akademischer Direktor des LUP, und Dominik Roppelt, Bachelorarbeitsbetreuer von Nora Kuhn und Doktorand in diesem Fachbereich, 8.500 Produkte verglichen. Dabei wurden die Produkte aufgrund ihres Gewichts analysiert, anders als bei der bisher gängigen Methode anhand der Ausgaben (spend-based). Ausgabenbasierte Emissionsfaktoren schätzen, wie viel Treibhausgase ein Unternehmen ausstößt, basierend auf dem Geld, das es für Produkte ausgibt. Aber das kann ungenau sein, weil angenommen wird, dass alle Produkte einer Kategorie gleich viel Treibhausgase verursachen. Zudem können Preise aufgrund der Marktlage schwanken, das Gewicht bleibt aber gleich.
Die Bayreuther Studie wendet einen gewichtsbasierenden (weight-based) Ansatz an und vergleicht 8.500 Produkte in 200 Unterkategorien und sieben Hauptbeschaffungskategorien. Die Studie ergab, dass der ausgabenbasierte Ansatz in einer realen Fallstudie eine Überschätzung von 11 Prozent ausweist. „Das kommt unter anderem daher, dass die Kategorien, nach denen beim spend-based Ansatz berechnet wird, viel weiter gefasst sind. Die berechneten Carbon Footprints sind damit nur ungenaue Durchschnittswerte“, sagt Nora Kuhn.
Der ausgabenbasierte Ansatz ist für Unternehmen allerdings einfacher in der Anwendung, da die Daten in der Regel schon vorliegen. „Aber er ist einfach zu allgemein gefasst. Die Abweichungen innerhalb der Einkaufskategorien liegen bei durchschnittlich 61 Prozent, was zu einer falschen Priorisierung führen kann“, erläutert sie. „Um die Freisetzung von Treibhausgasen zu reduzieren, ist es notwendig, die richtigen Bereiche zu finden. Die gewichtsbasierte Methode erweist sich als zuverlässigeres und genaueres Instrument für die Ausrichtung von Strategien zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen.“
Mit Hilfe von Dr.-Ing. Bernd Rosemann und Dominik Roppelt wurde die Forschung von Nora Kuhn nun zu einem Whitepaper für das DFGE - Institut für Energie, Ökologie und Ökonomie aufgearbeitet. Die DFGE bietet seit über 20 Jahren Unternehmen Consulting, Software und Auditing Services, um eine grüne Vision zu realisieren und in die Geschäftsprozesse zu integrieren. In ihrem jüngsten Newsletter informiert sie über ihr Kerngeschäft der Auseinandersetzung mit der Fragestellung ob und vor allem wie eine sinnvolle Kombination von Ökologie und Wirtschaftlichkeit erreicht werden kann.
„Den Vergleich, den Frau Kuhn vorgenommen hat, ist auch für die Wirtschaft wegweisend“, sagt Dr.-Ing. Bernd Rosemann. „Die Entscheidungsgrundlage für Reduktionsmaßnahmen sind viel besser und so können die Unternehmen effektiver ihren CO2-Ausstoß reduzieren.“
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr.-Ing. Bernd Rosemann
Akademischer Direktor des Lehrstuhls Umweltgerechte Produktionstechnik
Tel. +49 (0)921 55-7599
E-Mail: bernd.rosemann@uni-bayreuth.de
Originalpublikation:
https://dfge.de/en/download-whitepaper-spend-based-vs-weight-based-approach/