Wie schädlich ist Geldwäsche?
Deutschland gilt als Paradies für Geldwäsche. Bisher fehlt jedoch Wissen über das Ausmaß und die ökonomischen Folgen. Forschende der Universität Trier wollen das nun ändern.
Die Bundesrepublik hat ein Problem mit illegalen Finanztransaktionen. Um diesem Herr zu werden, hat Finanzminister Christian Lindner kürzlich den Entwurf eines Finanzkriminalitätsbekämpfungsgesetzes vorgestellt. Was bis dato allerdings fehlt, sind verlässliche Zahlen über die Höhe der Profite aus Straftaten – wie z. B. Waffen-, Menschen- oder Betäubungsmittelhandel –, die in den legalen Wirtschaftskreislauf eingeschleust werden. Es herrscht allgemeiner Konsens darüber, dass Geldwäsche zu volkswirtschaftlichen Schäden führt. Auch hierzu fehlen bislang zuverlässige Daten. An der Universität Trier hat Anfang des Jahres ein Forschungsverbund seine Arbeit aufgenommen, der ebendiese Folgen untersucht. Unter anderem wollen die Forschenden der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften Handlungsempfehlungen für die Politik erarbeiten im Hinblick auf eine effektive Geldwäschebekämpfung.
„Dass die ökonomischen Folgen von Geldwäsche bisher nicht hinreichend erforscht sind, ist vor allem deshalb misslich, weil die Problematik gesellschaftlich höchst relevant ist“, erklärt Scarlett Jansen. Als Beispiel nennt die Professorin für Wirtschaftsstrafrecht der Universität Trier Immobilien- und Mietpreise, die infolge von Geldwäsche steigen könnten. Speziell den Immobilienmarkt wird der Forschungsverbund „Ökonomische Analyse der Geldwäsche“ in den nächsten fünf Jahren genauer unter die Lupe nehmen. Denn dieser gilt als besonders anfällig für Geldwäsche. Gefördert wird der Verbund durch die Forschungsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz.
Doch warum ist es überhaupt so schwer, Geldwäsche und deren volkswirtschaftlichen Schaden zu beziffern? „Es ist sehr wahrscheinlich, dass ein erheblicher Anteil von Geldwäscheaktivitäten unentdeckt bleibt. Dass Kriminelle die Früchte ihrer Taten genießen können, widerstrebt dem Gerechtigkeitspostulat und bedroht zudem den Zusammenhalt in der Gesellschaft.“, sagt der Trierer Strafrechtsprofessor Mohamad El-Ghazi. Professor der Empirischen Wirtschaftsforschung Matthias Neuenkirch ergänzt: „Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland jährlich Erträge in Höhe von 100 Milliarden Euro aus Straftaten gewaschen werden. Doch diese Schätzungen beruhen auf keinen verlässlichen Zahlen.“ Ebendiese Datengrundlage zu ermitteln, haben sich die Wirtschafts- und Rechtswissenschaftler der Universität Trier zur Aufgabe gemacht.
Einen Ansatzpunkt bieten die Verdachtsmeldungen zu Geldwäscheaktivitäten, die bei der Financial Intelligence Unit (FIU) hundertausendfach im Jahr eingehen. Beispielsweise sind Immobilienmaklerinnen und Immobilienmakler dazu verpflichtet, zu melden, wenn ihnen die Finanzierung eines Hauskaufes verdächtig erscheint.
„Unser interdisziplinärer Ansatz im Bereich der Geldwäscheforschung ist dabei deutschlandweit bisher einzigartig,“ sagt Prof. Dr. Scarlett Jansen. In Folgeprojekten soll die Methode neben dem Immobiliensektor auf weitere Sektoren ausgeweitet und zu einer Gesamtbilanz zusammengefügt werden. „Wir wollen basierend auf unserer ökonomischen Analyse dem Staat Möglichkeiten aufzeigen, wie er risikoorientiert eingreifen und so Geldwäsche effektiv bekämpfen kann“, erläutert Prof. Dr. Matthias Neuenkirch.
Die Bekämpfung von Geldwäsche ist für die Forschenden der Universität Trier bei Weitem kein neues Thema. Das Trierer Institut für Geldwäsche- und Korruptions-Strafrecht (TrIGeKo) bündelt die interdisziplinäre Expertise auf diesem Gebiet. Verschiedenfach war die Institutsleitung bereits mit ihrer Expertise gefragt. So brachte Prof. Dr. Mohamad El-Ghazi erst vor wenigen Wochen seine Vorschläge zur Bekämpfung von Finanzkriminalität bei einer Anhörung vor dem Finanzausschuss des deutschen Bundestages ein.
Einen Austausch zu Maßnahmen der Geldwäschebekämpfung wird es auch am 12. April 2024 bei einem von TrIGeKo organisierten Runden Tisch geben. Im Mittelpunkt steht das Thema „Geldwäsche im Immobiliensektor“.
Website: https://trigeko.uni-trier.de/
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Alina Hoffmann
TrIGeKo
Mail: hoffmanna@uni-trier.de
Tel. +49 651 201- 2595