„Zukunft Waldorfpädagogik – Bildung in digitalen Zeiten“: Abschluss eines Projektes für die Schule von morgen
Mit einer großen „Zukunftswerkstatt“ feierte die Freie Hochschule Stuttgart die Ergebnisse eines dreijährigen Projektes zur Revision des Unterrichtes an Waldorfschulen. Vier Arbeitsbücher und zwei begleitende Sonderbände liegen vor, die den eingeladenen Lehrerinnen und Lehrern in unterrichtspraktischen Workshops vorgestellt wurden und viel Raum für gemeinsame Reflexion ließen. Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Landesarbeitsgemeinschaft der Waldorfschulen in Baden-Württemberg.
„Schule muss sich verändern: Die Ergebnisse, die jetzt gedruckt vorliegen, sind gedacht als Reflexionsebene für die tätigen Kolleginnen und Kollegen“, betonte Christian Boettger von der Pädagogischen Forschungsstelle im Bund der Waldorfschulen, in deren Verlag insgesamt fünf der Bände erschienen sind. Das Projekt unter der Leitung von Dr. Susanne Speckenbach hatte sich die vier elementaren Bereiche des Unterrichtes vorgenommen und in vier Arbeitsgruppen, bestehend aus Kolleg*innen der Waldorfschulen und der Hochschule für Waldorfpädagogik, bearbeitet: "Bewegung und soziales Lernen", "Schreiben und Lesen lernen", "künstlerischer Fremdsprachenunterricht" und "Gut sprechen lernen" sind die Titel der vier Arbeitsbände. Begleitet werden sie von einem Sonderband von Prof. em. Dr. Rainer Patzlaff, der dem Thema "Sprache, die Gesundheit bewirkt" intensiv nachging und einem Sammelband des Erziehungswissenschaftlichen Kolloquiums der Hochschule mit der Überschrift "Kinder stärken in Zeiten der Digitalisierung", herausgegeben von Prof. em. Dr. Edwin Hübner und Prof. Dr. Thomas Damberger, erschienen im Verlag Barbara Budrich.
"Wir haben in diesem Projekt versucht, sorgfältig auf die Vergangenheit und ihre Quellen zu schauen, was in der Waldorfpädagogik erarbeitet wurde, und sie mit den Erkenntnissen der Wissenschaft heute weiterzuführen", erläuterte Dr. Susanne Speckenbach. Denn welche Aufgabe hat Schule heute, oder vielleicht gerade heute mehr denn je? "Wir stehen als Gesellschaft an einem entscheidenden Punkt", betonte Prof. Matthias Jeuken von der Freien Hochschule in seiner Eröffnungsrede. "Die Beziehung zum eigenen Leib droht vielen Kindern verloren zu gehen."
„Die Erfahrung zeigt: Je komplexer ein digitales Gerät ist, desto mehr muss sich der Mensch befähigen, dieses Gerät kompetent zu nutzen. Junge Menschen benötigen daher eine gute und umfassende Bildung ihres Denkens sowie ihrer ganzen Persönlichkeit, um mit der von den Geräten ausgehenden Anziehung umgehen zu können, sodass sie die ‚intelligenten‘ Geräte beherrschen und das eigene Leben menschenwürdig zu gestalten vermögen“, so formuliert es Prof.em. Dr. Edwin Hübner, Professor für Medienpädagogik.
Wie zeitgemäß Schule sein kann, zeigt sich am Beispiel "künstlerischer Fremdsprachenunterricht": längst ist die Waldorfpädagogik wieder einmal mehr Vorreiter für innovative Unterrichtsmethoden. So widmete die weltweit größte internationale Zeitschrift für Fremdsprachenlehrer*innen, "Humanising Language Teaching", bereits 2023 eine ganze Ausgabe der Fremdsprachen-Waldorfpädagogik unter der Gast-Herausgeberschaft von Prof. Dr. Peter Lutzker, der nun auch als Herausgeber für den aktuellen Band „Künstlerischer Fremdsprachenunterricht“ verantwortlich zeichnet. "Waldorfpädagogik steht in einem Strom über 100-jähriger Erfahrung und greift die Elemente auf, die die Gegenwart fragt", unterstrich er in seiner Begrüßungsrede zum Festakt. "Die Bücher, die jetzt als Ergebnis unseres Projektes vorliegen, sind eine Quintessenz einer innovativen Weiterentwicklung."
"Es war ein bereicherndes, inspirierendes und anregendes Wochenende. Es hat mir Lust gemacht, weiterzuforschen, mich weiterzubilden und vor allem: weiterzuarbeiten", sagte eine Teilnehmerin.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Tomáš Zdražil
zdrazil@freie-hochschule-stuttgart.de