Studierende entwickeln Konzept zur Cannabisprävention
Vor dem Hintergrund der beschlossenen Cannabis-Legalisierung spielt Prävention eine wichtige Rolle.
Der Deutsche Bundestag hat am Freitag, 23. Februar 2024, nach langer politischer Auseinandersetzung das sogenannte Cannabisgesetz beschlossen. Cannabis soll damit ab April 2024 nicht mehr zu verbotenen Substanzen nach dem Betäubungsmittelgesetz gehören. Der Besitz und Konsum bleiben unter bestimmten Bedingungen straffrei. Vorangegangen war der Legalisierung von Cannabis in Deutschland nicht nur eine politische, sondern auch eine gesellschaftliche Diskussion, die sich weiter fortsetzt. Am Freitag, 22. März, wird sich der Bundesrat erneut mit dem Gesetz befassen.
Handlungsbedarf in der Aufklärungs- und Präventionsarbeit
Präventionsarbeit spielt vor diesem Hintergrund eine große Rolle. Denn: Der Konsum von Cannabis ist verbreiteter denn je. 4,5 Millionen Erwachsene haben nach aktuellen Erhebungen des Bundesgesundheitsministeriums im letzten Jahr wenigstens einmal Cannabis konsumiert. Oft verursachen falscher Konsum oder gefährliche Beimischungen aus dem kriminellen Handel gesundheitliche Schäden. Diese zu reduzieren, ist ein Ziel der Cannabis-Legalisierung in Deutschland. „Der Cannabiskonsum unter jungen Menschen bis zu einem Alter von 25 Jahren ist in den vergangenen zehn Jahren gewachsen. Der Anstieg ging rückblickend einher mit der Legalisierung von Cannabis zum medizinischen Gebrauch“, erklärt Prof. Dr. Jörg Wolstein, Professor für Pathopsychologie an der Universität Bamberg. Seit die öffentlichen und politischen Diskussionen um die Legalisierung des privaten Konsums und Anbaus losgingen, sei ebenso ein Anstieg des Cannabiskonsums festgestellt worden. „Ob wir also eher für oder gegen die Cannabis-Legalisierung sind, spielt für den Handlungsbedarf in der Aufklärungs- und Präventionsarbeit keine Rolle. Wir müssen als Gesellschaft jetzt schon reagieren“, sagt Wolstein. Deshalb ist 2023 das vom Freistaat Bayern geförderte Verbundpilotprojekt „CannaPeer: Cannabisprävention an bayerischen Berufsschulen sowie Hochschulen und Universitäten“ gestartet. Im Projekt soll Cannabisprävention für Berufsschüler*innen und Studierende neu konzipiert werden – von Lernenden für Lernende. Teil davon ist das interdisziplinäre Projektseminar Cannabisprävention an der Professur für Pathopsychologie in Bamberg.
Innovatives Präventionskonzept im Peer-to-Peer-Prinzip
Es handelt sich dabei um ein innovatives Präventionskonzept nach dem Peer-to-Peer-Prinzip: Studierende entwickeln in einer aufeinander aufbauenden Seminarreihe eigenständig ein Präventionskonzept für Gleichaltrige unter Begleitung einer Lehrkraft und weiteren Fachkräften. Bis Februar 2024 lief die Konzeptionsphase. Bald startet die Pilotphase und ab Oktober 2024 soll es in die Umsetzung gehen. „Bei der Prävention geht es im Kern um Facetten wie Selbstwirksamkeit, also die eigene Überzeugung, in Situationen zielführend handeln und mit dem Ergebnis zufrieden sein zu können. Oder um Resilienz, also die Fähigkeit, auch ohne Substanzkonsum mit Belastungen umgehen zu können. Derartige Präventionsprinzipien gelten natürlich auch bei anderen Suchtmitteln“, erläutert Wolstein. Die mit dem Projekt erreichten Schüler*innen und Studierende sollten ihr eigenes Handeln reflektieren und dann motiviert werden, es so anzupassen, dass die Risiken minimiert werden. „Ziel ist es, überhaupt nicht oder wenn, dann risikoarm zu konsumieren“, erklärt Wolstein.
Das Projekt wird mit 466.000 Euro vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP) bis 2025 gefördert. Im Verbundprojekt arbeitet die Universität Bamberg mit dem Institut für Therapieforschung (IFT) in München unter Federführung des Zentrums für Prävention und Gesundheitsförderung am Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zusammen. Vor Ort sind das Landratsamt Bamberg (Fachbereich Gesundheitswesen) und der Verein Innovative Sozialarbeit (iSo e.V.) involviert.
Ein ausführlicher Artikel zum Projekt ist in der aktuellen Ausgabe des Campus-Magazins uni.kat erschienen. Der Beitrag ist im uni.blog der Universität Bamberg zu finden: https://blog.uni-bamberg.de/campus/2024/cannabis-praevention
Die gesamte Ausgabe des Campus-Magazins mit zahlreichen weiteren Themen gibt es unter: https://www.uni-bamberg.de/unikat/
Weitere Informationen zum Projekt „CannaPeer: Cannabisprävention an bayerischen Berufsschulen sowie Hochschulen und Universitäten“ unter: https://www.zpg-bayern.de/cannapeer-cannabispraevention-an-bayerischen-berufsschulen-sowie-hochschulen-und-universitaeten.html
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Jörg Wolstein
Professur für Pathopsychologie
joerg.wolstein@uni-bamberg.de