Einblicke in die jüngere indische Literatur
Neues Lehrbuch befasst sich mit Autorinnen und Autoren, die zur Verbreitung der indischen Literatur in englischer Sprache in den letzten fünfzig Jahren beigetragen haben – allen voran Salman Rushdie
Salman Rushdies Roman „Midnight’s Children“ (1981) gilt als Wendepunkt für das indische Schreiben in englischer Sprache in der globalen Literaturlandschaft. Dies weckt auch das Interesse der Literaturwissenschaft. Das im Narr Francke Attempto Verlag erschienene Buch „Contemporary Indian English Literature“ konzentriert sich auf die jüngere Geschichte der indischen Literatur in englischer Sprache seit der Veröffentlichung von Rushdies Roman. „Die Entscheidung, diesen zeitlichen Fokus von Rushdie bis in die direkte Gegenwart zu wählen, hing damit zusammen, dass die englischsprachige Literatur Indiens seit dem Erscheinen von zum Beilspiel Mulk Raj Anands sozialkritischem Roman ‚Untouchable‘ im Jahr 1935 so vielfältig und reichhaltig ist“, so die Herausgeberin Prof. Dr. Cecile Sandten, Inhaberin der Professur für Anglistische Literaturwissenschaft an der Technischen Universität Chemnitz. Sandten erläutert weiter: „Neben 22 sogenannten offiziellen Sprachen gibt es in Indien noch Unmengen an Dialekten sowie die Sprachen der indigenen Völker. Insofern deckt der Band – trotz seiner Fülle spannender Beiträge – nur einen kleinen Bereich indischer Literatur ab.“
Die Einzelbeiträge in diesem Band befassen sich mit einem breiten Spektrum von Autorinnen und Autoren, die sich in unterschiedlichen literarischen Genres bewegen: der Lyrik, dem Roman, der Kurzgeschichte und dem Drama. Neben Salman Rushdie, Shashi Deshpande, Amit Chaudhuri, Sujata Bhatt oder Imtiaz Dharker, werden Amitav Ghosh, Anuradha Roy, Aravind Adiga, Pankaj Mishra, Annie Zaidi oder Abhishek Majumdar mit ihren Arbeiten vorgestellt. Sie alle tragen maßgeblich zur Verbreitung der indischen Literatur in englischer Sprache bei. „Hierbei muss festgehalten werden“, wie Sandten ausführt, „dass Englisch nur eine Sprache unter vielen auf dem indischen Subkontinent sowie in der Diaspora ist“.
Der Band wurde als Lehrbuch für Studierende konzipiert und bietet eine Einführung in die aktuellen Entwicklungen in der indischen englischsprachigen Literatur und erläutert sowohl allgemeine Ideen, geschichtliche Kontexte als auch die Besonderheiten und Stile ausgewählter Autorinnen und Autoren aus diesem breiten Spektrum. Somit wendet sich der Band an Lernende, die in diesem Bereich auf Universitätsniveau arbeiten und stellt ausführliche Leselisten, Studienfragen und Informations-Kästchen zur Verfügung, um so die Studierenden zu ermutigen, die indische Literatur in englischer Sprache kritisch zu reflektieren sowie dazu zu forschen und zu schreiben.
Sandten, die in diesem Literaturschwerpunkt bereits promoviert und zu dem Fachgebiet viel publiziert hat, lehrt – gemeinsam mit ihrer Wissenschaftlichen Mitarbeiterin und Mitherausgeberin des Bandes, Dr. Indrani Karmakar – dieses Teilgebiet insbesondere im Masterstudiengang English Studies, um so Studierende mit der reichen und interessanten Literatur des indischen Subkontinents vertraut zu machen. Sie ist darüber hinaus seit Jahren mit indischen Universitäten und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sehr gut vernetzt.
„Ein besonderer Dank gilt dem Kollegen Prof. von Knebel Doeberitz von der Universität Leipzig, mit dem ich das Buchprojekt gemeinsam konzipiert habe. Leider ist er plötzlich und viel zu früh im Februar 2023 verstorben“, so Sandten. Das Buch sei somit auch ein Andenken an die kollegiale und produktive Zusammenarbeit.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Cecile Sandten, Telefon 0371 531-37353, E-Mail cecile.sandten@phil.tu-chemnitz.de
Originalpublikation:
Contemporary Indian English Literature: Contexts – Authors – Genres – Model Analyses. Eds. Cecile Sandten, Indrani Karmakar, Oliver von Knebel Doeberitz. Tübingen: Narr Francke Attempto, 2024, 321 Seiten.