Hochschulstrategisches Kolloquium an der DHBW Stuttgart: "Quo vadis DHBW Stuttgart - Stand und Perspektiven"
Am 15. März 2024 lud die DHBW Stuttgart Beschäftigte, Studierende, Vertreter*innen der Dualen Partner, Kooperationspartner und Begleiter*innen der Hochschule zum Diskurs rund um das Thema "Quo vadis DHBW Stuttgart – Stand und Perspektiven" ein. Im Rahmen der Veranstaltung wurde der langjährige Rektor Prof. Dr. Joachim Weber feierlich in den Ruhestand verabschiedet und die seit 18. Januar amtierende Rektorin Prof. Dr. Beate Sieger-Hanus stellte ihre Vision für die weitere Entwicklung der Hochschule vor.
Die Veranstaltung wurde musikalisch begleitet von CHORMÄLEON, den inzwischen seit 25 Jahren bestehenden Chor der DHBW Stuttgart. Prof. Dr. Bernd Müllerschön, langjähriger Dekan der Fakultät Wirtschaft und Prorektor der DHBW Stuttgart im Ruhestand, begrüßte die rund 150 Teilnehmenden im imposanten Technikbau und führte eloquent durch den Nachmittag. Weitere Teilnehmer*innen waren per Live-Stream zugeschaltet.
Dr. Volker Wedekind vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK) zeigte sich beeindruckt von der Historie vom damaligen Stuttgarter Modell zur heutigen DHBW. Er dankte Prof. Dr. Joachim Weber für sein außergewöhnliches Engagement und veranschaulichte mit dem Bild des Webervogels, der für seinen kunstvollen Nestbau bekannt ist, die komfortable Ausgangslage der DHBW Stuttgart, die nun von der neuen Rektorin Prof. Dr. Sieger-Hanus, die bereits das „Sieger“-Gen im Namen trägt, weitergeführt wird. Man müsse sich also um die DHBW keine Sorgen machen.
Anschließend begrüßte Prof. Dr. Martina Klärle, Präsidentin der DHBW, die DHBW-Familie. Sie betonte die Wichtigkeit für die Region und die starke Partnerschaft mit den Dualen Partnern, aber auch die internationale Ausrichtung der DHBW sowie die Aufgabe, den Studierenden Kompetenzen über das reine Fachwissen hinaus zu vermitteln. Besonders wichtig sei aktuell ein Blick auf die Welt und die Pflichten als Hochschule wie beispielsweise den Schutz der Demokratie. Symbolisch überreichte sie Weber und Sieger-Hanus eine weiße Rose.
Dipl.-Ing. (FH) Andrea Bosch, Hochschulratsvorsitzende der DHBW Stuttgart und stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der IHK Region Stuttgart, sprach über die unverzichtbare Rolle der DHBW in der Fach- und Führungskräfteentwicklung in Baden-Württemberg. Um auch zukünftig Bedarfe frühzeitig zu erkennen und den Wandel mitzugestalten freut sie sich, die bisherige starke Partnerschaft mit der DHBW Stuttgart und mit Prof. Dr. Joachim Weber nun mit der neuen Rektorin Prof. Dr. Beate Sieger-Hanus fortführen zu können, um die Zukunfts- und Innovationsfähigkeit des Landes sicherzustellen.
Prof. Gerhard Jäger, Rektor der DHBW Lörrach und stellvertretender Sprecher der DHBW-Rektor*innen, bestätigte zunächst die Vorreiterrolle der DHBW als weltweit größte duale Hochschuleinrichtung. Der DHBW Stuttgart komme als größtem Standort in der Landeshauptstadt eine besondere Rolle zu: Einerseits die Möglichkeit der direkteren Einflussnahme u. a. durch die räumliche Nähe zum MWK und andererseits durch die vier Fakultäten, welche viele Möglichkeiten für eine interdisziplinäre Strategie mitbringen. Jäger wünscht sich, dass die DHBW Stuttgart in ihrer Position auch Verantwortung für die gesamte DHBW trägt und Impulse von kleineren Standorten aufnimmt und weiterträgt. Seine Devise: „Raus aus Silos – übergreifend zusammenarbeiten!“
Dipl. Betriebswirt (BA) Joachim Erdle, Mitglied des Vorstands der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sowie 1. Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer der DHBW Stuttgart e. V. gab einen Einblick aus seinen verschiedenen Perspektiven. Für besonders wichtig hält er die Praxisnähe sowie einen hohen Qualitätsanspruch im Studium. Das Erfolgsmodell der DHBW werde weltweit beneidet und kopiert. Internationalisierung sei zudem ein wichtiger Baustein, um für deutsche sowie ausländische Studierende attraktiv zu bleiben. Besonders hob Erdle das einzigartige Netzwerk hervor: Bereits während dem Studium haben die Studierenden eine breite und tiefe Vernetzung über verschiedene Branchen und Fachgebiete hinweg. Sein Fazit: Die DHBW ist und bleibt ein Erfolgsmodell.
Anschließend übernahm Prof. Dr. Katja Rade, Rektorin der HfT Stuttgart, das Wort. Rade brachte ihre fünf Megatrends für die kommenden Jahre bis 2035 auf den Punkt: „Wir werden heißer. Wir werden mehr. Wir leben in Städten. Wir brauchen deutlich mehr Energie. Wir sind komplett vernetzt und nutzen komplett KI. Wir leben in einer zunehmend unsicheren geopolitischen Lage.“ Rade ist sicher, dass diese Herausforderungen nur gelöst werden können, wenn alle interdisziplinär, international und vollkommen gemeinsam zusammenarbeiten. Dafür müssten die Hochschul-Absolvent*innen befähigt werden, d.h. es sei die Aufgabe, ihnen zu zeigen, wie kooperatives interdisziplinäres Zusammenarbeiten funktioniert.
In seiner Keynote ging Prof. Dr. Ronald Gleich, Professor for Management Practice and Control, Frankfurt School of Finance and Management sowie Leiter des Centre for Performance Management & Controlling, auf seine fünf Faktoren für einen nachhaltigen Hochschulerfolg ein: Die Internationalisierung, die Stärkung der Forschungsarbeit, die Einbindung der Praxis, die Innovationskraft sowie ein rigoroses Qualitätsmanagement hält Gleich für wettbewerbsentscheidend.
Spannend erwartet wurde der Rückblick des ehemaligen Rektors der DHBW Stuttgart, Prof. Dr. Joachim Weber, der seine 18 Jahre umfassende Amtszeit sowie insgesamt 33 Jahre an der DHBW Stuttgart Revue passieren ließ. Dabei bezog er auch Personen aus dem Publikum mit ein, die ihn während seiner Tätigkeit begleitet haben. Insbesondere ging er auf die Bedeutung von Führung in der heutigen Zeit ein sowie auf die Notwendigkeit der regionalen Vernetzung. Hochschulleitung erfordere besonders in unruhigen Zeiten agile Handlungsfähigkeit und basiere aus seiner Sicht im Wesentlichen auf vertrauensbasiertem Ermöglichen innovativer Lösungsansätze der Expert*innen der Hochschule, deren Umsetzung es dann durch Rektorat und Administration achtsam wertschätzend zu koordinieren gilt. In diesem Zusammenhang lud Weber die Dualen Partner, die Kammern und Verbände, die Landesverwaltung, die Region, die Kommunen sowie auch die anderen Hochschulen und die gesamte DHBW nachdrücklich ein, sich in der seit über 50 Jahren bewährten Art und Weise auch weiterhin für eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung der DHBW Stuttgart einzusetzen. DHBW-intern gelte es, das bewährte Prinzip dezentral und verantwortungsbewusst agierender Studiengangsleitungen zu pflegen. Unverzichtbar sei seines Erachtens, dass sich die DHBW zeitnah und intensiv mit den seit Jahrzehnten zentralen Fragen von Exzellenz und Internationalität, von Qualität und internationaler Akkreditierung aller Fakultäten, von Forschung und Transfer, sowie von Agilität und Regionalität befasst. Für die Studierenden wünscht er sich einen Blick über den Tellerrand, z. B. durch die Nutzung der vielfältigen außercurricularen Angebote, die an der DHBW Stuttgart geschaffen wurden. Er ermutigte sie, ihr Studium aktiv zu betreiben, um am Ende über das für zukünftige Herausforderungen des Lebens erforderliche Maß an evidenzbasierter Bildung und Sozialkompetenz zu verfügen. Die DHBW solle auch zukünftig eine Hochschule von Menschen für Menschen sein. Abschließend bedankte sich Weber bei seiner Familie und vielen Weggefährt*innen und wünschte seiner Nachfolgerin Prof. Dr. Beate Sieger-Hanus weiterhin gutes Gelingen.
Anschließend übergab Weber symbolisch den Staffelstab an Sieger-Hanus und überreichte ihr hierzu die Gründungsurkunde der damaligen Berufsakademie von 1974.
Für den Blick in die Zukunft sorgte last but not least die amtierende Rektorin. Sieger-Hanus nutzte die Rose als Symbol der Liebe – auch ihrer Liebe zur DHBW. Den Duft verglich sie mit der Grundsubstanz für beruflichen Erfolg und Rosen ließen sich in einem bunten Strauß attraktiv miteinander verbinden. „Das Wesen der Rose und so auch das komplexe Wesen der DHBW erfordert einen behutsamen Umgang“, so Sieger-Hanus. „Wer einigermaßen das Gleiche bleiben will, muss sich ständig verändern.“ Grundlage für Beständigkeit und Ordnung seien nach diesem Leitsatz des Innovationsprozesses von Günter Schmidt Stabilität und Wachstum, Zusammenhalt und Wandel. Um mit den einzigartigen Wesensmerkmalen der Dualität und Regionalität an der DHBW Stuttgart mit Horb den richtigen Weg einzuschlagen, gelte es, manchen notwendigen Schnitt an der richtigen Stelle anzusetzen und aus der Stärke der Wurzeln heraus die anstehenden Herausforderungen über ggfs. schwierige Zeiten und so manche harte Stacheln bzw. Widerstände hinweg im konstruktiven und wertschätzenden Miteinander zu meistern. Durch Anpassung an Bedarfsveränderungen zum Wohl des Ganzen werde der Bestand als erfolgreiche Transferhochschule sichergestellt. Ihre Vision bündelt Sieger-Hanus in fünf Punkten, nämlich in der Profilierung und Qualitätssicherung des Studienangebots, in der Personalgewinnung und -entwicklung, in der Digitalisierung, Standardisierung und Optimierung von Prozessen, in der baulich-räumlichen Weiterentwicklung sowie in der Weiterentwicklung der Führungs- und Gremienstruktur. Die DHBW soll ein attraktiver Ort des Lernens und des Forschens sein sowie ein Ort des Wachstums und der Inspiration.
Weitere Informationen:
https://www.dhbw-stuttgart.de/artikel/hochschulstrategisches-kolloquium-an-der-dhbw-stuttgart/
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