Erfahrung bei seltenen Krebsfällen
Der Bereich Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) ist gemeinsam mit vielen Partnern des Universitären Krebszentrums Leipzig erfolgreich als "Kompetenzzentrum für die Chirurgie der bösartigen Erkrankungen des Peritoneums" zertifiziert worden. Das UKL ist damit eines von nur sieben solcher Zentren bundesweit und das einzige in den ostdeutschen Bundesländern. Die Zertifizierung ergänzt die im Krebszentrum gebündelte onkologische Expertise am UKL um einen weiteren wichtigen Baustein.
Gebraucht wird diese Kompetenz bei Krebserkrankungen mit Beteiligung des Bauchfells. Die Ausbreitung der Krebserkrankung über eine große Organfläche führt oftmals zu erheblichen körperlichen Beschwerden und einer kritischen Prognose.
Krebserkrankungen im Bereich des Peritoneums, also des Bauchfells, sind eine interdisziplinäre Aufgabe, an der viele medizinische Fächer beteiligt sind. Treten Tumoren am Bauchfell auf, ist die Krebserkrankung in der Regel bereits fortgeschritten und nur noch selten heilbar.
Allerdings stehen den Krebsmedizinern inzwischen Verfahren zur Verfügung, die die Erkrankung stoppen und kontrollieren können. "Dabei nutzen wir eine Kombination aus Operation und einer lokalen Chemotherapie, die während der Operation eingesetzt wird", erläutert Privatdozent Dr. Sigmar Stelzner. Der Viszeralchirurg hat große Erfahrungen im Einsatz des HIPEC genannten Verfahrens und hat in den vergangenen anderthalb Jahren erfolgreich daran gearbeitet, das UKL zu einem Kompetenzzentrum für diese besonderen Fälle aufzubauen.
Dass dies gelungen ist, wurde jetzt durch eine Zertifizierung seitens der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) bestätigt. Das Universitätsklinikum Leipzig ist damit eines von nur sieben solcher Zentren bundesweit, an die sich Patient:innen mit Tumoren des Peritoneums wenden können, um eine qualitativ hochwertige und nach neustem technologischem Standard durchgeführte Therapie zu erhalten.
"Wir wissen inzwischen aus Studien, dass wir mit dem Einsatz von HIPEC vielen Betroffenen helfen können,", führt Dr. Stelzner aus. Das Ziel ist es, Lebenszeit bei einer guten Lebensqualität zu schenken, was im Schnitt mit etwa zwei zusätzlichen Jahren gelingt. "Bei etwa jedem vierten Fall kommt der Krebs auch nach fünf Jahren nicht wieder, womit auch eine Heilung möglich wird", so Stelzner.
Wichtig sei die genaue individuelle Prüfung, ob das komplexe Verfahren für die jeweiligen Patient:innen geeignet sei. Denn die oft zehnstündigen Operationen sind eine Herausforderung für den Organismus. Während des Eingriffs wird zum einen das von Tumorzellen befallene Gewebe entfernt, und zum anderen direkt am Gewebe eine erwärmte Chemotherapielösung, die hypertherme intraperitoneale Chemotherapie (HIPEC), angewandt. "Das kommt vor allem dann in Frage, wenn die Tumorerkrankungen noch nicht zu Metastasen an anderen Organen geführt haben und der Allgemeinzustand einen solchen großen Eingriff möglich erscheinen lässt", führt PD Sigmar Stelzner weiter aus.
20 solcher Fälle konnten 2023 am UKL behandelt werden, wobei jeweils ein großes Team beteiligt war. "Wir sind sehr stolz, dass wir jetzt mit der Zertifizierung als Kompetenzzentrum die Bestätigung für die hohe Qualität unserer Arbeit erhalten haben", sagt Prof. Florian Lordick, Direktor der Klinik für Onkologie, Gastroenterologie, Hepatologie und Pneumologie und Leiter des Universitären Krebszentrums (UCCL) am UKL. "Damit vervollständigen wir unsere onkologische Expertise um einen wichtigen Baustein, wovon unsere schwer kranken Patient:innen ganz unmittelbar profitieren".