Prävention von chronischen Schmerzen verbessern
Für die Verbesserung der Prävention von chronischen Schmerzen mit Hilfe eines Mechanismen-basierten Ansatzes erhält Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Herta Flor, Forscherin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, eine hochdotierte Förderung des Europäischen Forschungsrats (ERC). Mit dem ERC Advanced Grant sind Fördermittel in Höhe von rund 2,4 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren verbunden.
Chronische Schmerzen sind ein großes Gesundheitsproblem, das typischerweise mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzuständen einhergeht und trotz enormer Anstrengungen des Gesundheitssystems immer noch schwer zu behandeln ist. Der Europäische Forschungsrat (ERC) fördert nun das Projekt „A Mechanism-based Approach to the Prevention of Chronic Pain and its Comorbid Mental Disorders“ (MECHPAIN) unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Herta Flor, Seniorprofessorin am Institut für Neuropsychologie und Klinische Psychologie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim. Das geförderte Projekt sieht einen Wechsel von der symptomatischen Fokussierung auf chronische Schmerzen und vordefinierte diagnostische Kategorien hin zu einer mechanistischen Analyse und Behandlung psychobiologischer Faktoren vor. „In diesem transdiagnostischen Ansatz wird der Übergang zu chronischen Schmerzen und den damit verbundenen psychischen Erkrankungen neu in den Blick genommen“, sagt Herta Flor, die den hoch dotierten ERC Advanced Grant bereits zum zweiten Mal in ihrer Forscherkarriere erhält. Mit der Auszeichnung für das Projekt MECHPAIN sind Fördermittel von rund 2,4 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren verbunden.
Transdiagnostische Mechanismen
In der bisherigen Behandlungspraxis werden in der Regel drei diagnostische Subtypen von Schmerzen identifiziert: primäre muskuloskelettale Schmerzen, neuropathische Schmerzen sowie primäre Kopfschmerzen. Diese werden bisher meist isoliert analysiert und behandelt. Das geförderte Projekt zielt darauf ab, unter anderem mit Hilfe fortgeschrittener Algorithmen des maschinellen Lernens transdiagnostische Mechanismen der Entwicklung chronischer Schmerzen in den drei wichtigsten diagnostischen Subtypen von Schmerzen zu identifizieren und anschließend auf modularer Basis verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zu untersuchen. „Unser Forschungsprojekt konzentriert sich insbesondere auf die Mechanismen, die beim Übergang von der akuten zur chronischen Erkrankung eine Rolle spielen. Durch den personalisierten und modularen Einsatz von Behandlungen, die sich an psychobiologischen Faktoren orientieren, erhoffen wir uns eine entscheidende Verbesserung für die Prävention von chronischen Schmerzen“, sagt Herta Flor. Auch digitale Interventionen, beispielsweise virtuelle Realität, werden zum Einsatz kommen.
Prestigeträchtigste Förderung in Europa
Der Europäische Forschungsrat (ERC) bewertet das Projekt als möglichen „Game-Changer“ in der Behandlung von Schmerzen. Der ERC fördert insgesamt 255 herausragende Forschende in Europa, die ERC Advanced Grants erhalten. Die Finanzierung gehört zu den prestigeträchtigsten und wettbewerbsfähigsten in der EU und bietet führenden Spitzenforschern die Möglichkeit, ehrgeizige, von Neugier getriebene Projekte zu verfolgen, die zu großen wissenschaftlichen Durchbrüchen führen könnten. Die neuen Zuschüsse im Gesamtwert von knapp 652 Millionen Euro sind Teil des EU-Programms „Horizon Europe“.
Herta Flor ist stellvertretende Sprecherin des SFB 1158 „Von der Nozizeption zum chronischen Schmerz: Struktur-Funktions-Merkmale neuraler Bahnen und deren Reorganisation". Der Sonderforschungsbereich untersucht, wie aus akuten Schmerzen chronische werden, welche molekularen und zellulären Mechanismen dahinterstecken und wie diese Erkenntnisse für Therapien genutzt werden können.