„Sprache und KI in der Bildung“ – Prof. Detmar Meurers neu am Tübinger Leibniz-Institut für Wissensmedien
Der renommierte Computerlinguist wechselt ans IWM und setzt dort neue Schwerpunkte im Bereich KI-Methoden und adaptive Lernsysteme. In ihnen sieht der Wissenschaftler großes Potenzial für die Herausforderungen in der Bildung.
Prof. Dr. Detmar Meurers leitet seit April am Tübinger Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) die neue Arbeitsgruppe Sprache und KI in der Bildung. Zuvor hatte er eine Professur für Computerlinguistik am Seminar für Sprachwissenschaft der Eberhard Karls Universität inne. In dieser Funktion kooperierte Meurers bereits eng mit dem IWM, seit 2012 auch im LEAD Forschungsnetzwerk zur Empirischen Bildungsforschung, wo er im Vorstand für den Sprachbereich zuständig ist.
Sprache ist in der Bildung zentral
„Sprache ist in der Bildung zentral, sowohl beim Erwerb von Fremdsprachen und der Bildungssprache Deutsch, als auch als Grundlage für alle Fächer“, erklärt Detmar Meurers. „Meine neue Arbeitsgruppe am IWM stellt die KI-basierte Analyse von Sprache im Bildungskontext nun ins Zentrum. So können wir adaptive Systeme entwickeln und mit Learning Analytics neue Einsichten darüber gewinnen, wie Lernprozesse erfolgreich unterstützt werden können."
Herausforderungen der schulischen Bildung angehen
„Wir freuen uns sehr, dass wir mit Prof. Meurers einen weiteren exzellenten Wissenschaftler und ausgewiesenen Experten im Bereich Bildungsforschung und digitale Medien an unser Institut holen können“, betont IWM-Direktorin Prof. Ulrike Cress. „Er ist der Experte in Deutschland, wenn es um Intelligente Tutorielle Systeme für den Spracherwerb geht.“
Wie die Bildungsforscherin Cress plädiert auch der neue Arbeitsgruppenleiter für eine enge Verzahnung von Wissenschaft und Bildungspraxis, um das Bildungssystem zielgerichtet mit digitalen Methoden unterstützen zu können und Erkenntnisse auf Grundlage authentischer Daten zu gewinnen. In seinem aktuellen Gastbeitrag für den meistgelesenen deutschen Bildungsblog des Journalisten Jan-Martin Wiarda fordert Meurers, gezielt digitale Methoden zu entwickeln, die konkrete Herausforderungen der schulischen Bildung angehen, Lehrende entlasten und das Lernen zunehmend heterogener Gruppen besser unterstützen.
Dass dies in der Realität umsetzbar ist, zeigt sein Team unter anderem durch die Entwicklung des FeedBooks, dem ersten Intelligenten Sprachtutorsystem, das in deutschen Schulen in einer ganz-jährigen Feldstudie evaluiert wurde. Es analysiert Schüler*innenantworten direkt während der Bearbeitung der Aufgaben und bietet individuelles Feedback an. So schnitten die Lernenden bei den sprachlichen Mitteln des Englisch-Bildungsplans, zu denen sie das lernbegleitende Feedback er-hielten, in der randomisierten Feldstudie um ganze 62 Prozent besser ab.
Detmar Meurers studierte Linguistik, Informatik und Psychologie an der Universität Tübingen und promovierte 1999 in der Computerlinguistik. Im Jahr darauf zog es ihn in die USA, wo er als Assistant Professor und ab 2005 als Associate Professor am Department of Linguistics der Ohio State University den Computerlinguistikschwerpunkt mitaufbaute und neben der Grundlagenforschung erste Bildungsanwendungen entwickelte. 2008 wurde er dann als Leiter der Theoretischen Computerlinguistik an die Eberhard Karls Universität Tübingen berufen.
Pressekontakt IWM
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Das Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM)
Das Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen erforscht, wie digitale Medien Wissens- und Kommunikationsprozesse beeinflussen. Die grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung rückt neben institutionellen Lernfeldern wie Schule und Hochschule auch informelles Lernen im Internet, am Arbeitsplatz oder im Museum in den Fokus. Am IWM arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen zusammen, vor allem aus der Psychologie, Kommunikationswissenschaft, Neurowissenschaft und Informatik. Das 2001 gegründete außeruniversitäre Forschungsinstitut ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.