"Fortschrittsdialog" fordert eine Industriestrategie für Europa
- Kooperationspartner fordern zukunftsfähige Rahmenbedingungen, um Produktionsabbau zu verhindern
- Spitzen aus Bundespolitik stellten sich kritischen Fragen zur Gesundheitswirtschaft
- IGBCE spricht sich für eine Fachkräfteoffensive aus
Berlin. Eine starke industrielle Gesundheitswirtschaft ist für Deutschland und für Europa von zentraler Bedeutung. Darin waren sich Politikerinnen und Politiker sowie Branchenvertreter:innen einig, die am 24.04.2024 im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Fortschrittsdialog“ zu einer Diskussionsrunde in Berlin zusammenkamen. Dr. Fridtjof Traulsen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Boehringer Ingelheim Deutschland GmbH, plädierte für attraktive und planbare Rahmenbedingungen, um den Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionsstandort Europa zukunftssicher zu machen.
Keine andere Branche investiere so viel in F&E
„Die industrielle Gesundheitswirtschaft ist innovativ, produktiv und exportstark. Keine andere Branche investiere, gemessen am Umsatz, so viel in Forschung und Entwicklung – mehr als 9,3 Milliarden Euro pro Jahr“, erklärte Dr. Fridtjof Traulsen, der als Vertreter der Pharmaindustrie an der „EU-Wahlarena“ im Meistersaal am Potsdamer Platz teilnahm. „Damit das so bleibt, brauchen wir ein innovationsfreundliches Umfeld und zukunftsfähige Rahmenbedingungen.“
Auf europäischer Ebene werden derzeit wichtige Weichen gestellt, die die Wettbewerbsfähigkeit des Pharmastandorts maßgeblich beeinflussen. Dazu zählt die Revision des 20 Jahre alten europäischen Arzneimittelrechts. Unter anderem sollen Patientinnen und Patienten schneller Zugang zu neuen Arzneimitteln erhalten, Zulassungsverfahren sollen verkürzt und Forschung und Entwicklung in Europa unterstützt werden.
Zuverlässige, zukunftsfähige Rahmenbedingungen der EU entscheidend
„Wir brauchen auf EU-Ebene zuverlässige, zukunftsfähige Rahmenbedingungen für diese hochinnovative Leitindustrie. Damit stärken wir die industrielle Gesundheitswirtschaft in Deutschland und Europa und leisten einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit für die Patientinnen und Patienten. Diese Notwendigkeit haben uns die Krisen der letzten Jahre mehr als deutlich vor Augen geführt.“ verstärkte Gabriele Katzmarek, MdB und Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion sowie politische Schirmherrin des Fortschrittsdialogs.
In der Diskussion betonte Francesco Grioli, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IGBCE:
„Es braucht eine Industriepolitik, die den Menschen in Europa eine Perspektive und Sicherheit gibt. Eine Industriepolitik, die auch den Pharmastandort Europa stärkt und damit zu einer sicheren Arzneimittelversorgung beiträgt! Fachkräftesicherung ist dafür ein entscheidender Baustein.“
Prof. Dr. Hagen Pfundner betitelte in einem Videostatement die EU Pharma-Legislation als “eine enorme Chance, einen international wettbewerbsfähigen Wirtschaftsraum zu schaffen.”
“Für die Stärkung der Wertschöpfung in Europa wird der Schutz des geistigen Eigentums eine ganz besondere Rolle spielen. Deswegen gehe ich davon aus, dass man diesen eher stärkt als schwächt!”, so Pfundner.
In der „EU-Wahlarena“ diskutierten neben Boehringer-Deutschland-Chef Dr. Fridtjof Traulsen die politischen Gäste Kevin Kühnert MdB (SPD), Thomas Hacker MdB (FDP), Emily Büning (Bündnis90/Die Grünen) und Oliver Schenk (CDU) sowie Francesco Grioli (IGBCE) und Victoria Williams (GSK) nach Impulsen von Astrid Meyer (IGBCE), Heinrich Moisa (Novartis) und Prof. Dr. Hagen Pfundner (Roche) über die industrielle Gesundheitswirtschaft der Zukunft.
Wirtschaftspolitischer Ruck durch Europa nötig
Victoria Williams, Geschäftsführerin von GSK Deutschland, fordert einen spürbaren politischen Ansatz für die pharmazeutische Industrie in Europa: „Wenn wir in Europa unseren Wohlstand erhalten wollen, müssen wir das Fundament, auf dem wir stehen, grundlegend sanieren. Dazu gehört in erster Linie, dass wir das, was wir schon in Europa haben, stärken - beispielsweise die Impfstoffproduktion, die zu 70% noch hier stattfindet. Aber dafür muss ein wirtschaftspolitischer Ruck durch Europa gehen. Nur mit einer starken Industrie in Deutschland wird Europa im globalen Wettbewerb bestehen können.“
An der Reihe „Gesunde Industriepolitik – Fortschrittsdialog“ sind sieben in Deutschland verwurzelte forschende Pharmaunternehmen Amgen, Bayer, Gilead, GSK, Novartis, Roche und Boehringer Ingelheim beteiligt. Im Schulterschluss mit der IGBCE wollen sie konkret zeigen, was diese Industrie in Deutschland leistet und was sie benötigt, um weiterhin Teil der Weltspitze in der Biotechnologie zu sein. Gabriele Katzmarek, MdB und Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion begleitet den Fortschrittsdialog als politische Schirmherrin.
Fortsetzung des Dialogs
Der Fortschrittsdialog wird in der zweiten Jahreshälfte - in Form von zwei parlamentarischen Veranstaltungen - fortgeführt. Alle Infos und Hinweise zu anstehenden Veranstaltungen finden Sie unter https://fortschrittsdialog.de/
Weitere Informationen:
https://www.fortschrittsdialog.de Website zum Fortschrittsdialog "Gesunde Industriepolitik"