Beratung, Netzwerken, Öffentlichkeitsarbeit und Forschung für ein selbstbestimmtes Wohnen auch im höheren Alter
Zweiter Standort für Wohn- und Digitalisierungsberatung in Mecklenburg-Vorpommern in Wolgast eröffnet
Zuhause alt werden – das ist nicht nur das Ziel der meisten Menschen, sondern immer mehr eine Notwendigkeit angesichts eines Mangels an alternativen Wohnformen und Pflegeheimplätzen. Hieraus leitet sich ein großer Bedarf an Beratung zu Wohnungsanpassungen ab: Welche Maßnahmen ergeben Sinn und was hat keinen Sinn?
Mit welchen Kosten ist zu rechnen? Was sind die vorhandenen Fördermöglichkeiten? Antworten und eine fachliche Beratung dazu gibt es ab sofort in der Landesfachstelle für Wohn- und Digitalisierungsberatung in Wolgast, die am 25. April als zweiter Standort in MV beim Kreiskrankenhaus Wolgast eröffnet worden ist.
Projektleiter der Landesfachstelle für Wohn- und Digitalisierungsberatung ist Prof. Dr. Maximilian König von der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin D-Geriatrie an der Universitätsmedizin Greifswald. Er ist Internist, Geriater und Epidemiologe und seit vielen Jahren in verschiedenen Positionen klinisch und wissenschaftlich in der Altersmedizin sowie der Altersforschung aktiv.
„Ein Leben lang in den eigenen vier Wänden? Ja, aber sicher! Stürze in der Häuslichkeit sind ein großes Problem. Mehr als die Hälfte aller schweren Unfälle im Alter passieren in der eigenen Wohnung. Je nach Beschaffenheit kann die Wohnung sowohl Sicherheit und Stabilität bedeuten, aber umgekehrt auch ein Risiko oder eine Belastung für das erfolgreiche Altern darstellen“, betonte Prof. Maximilian König heute im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung.
Riesiger Handlungsbedarf
Barrierefreies Wohnen ermöglicht Menschen mit körperlichen Behinderungen, ihren Alltag ohne fremde Hilfe zu bewältigen. Beispiele dafür sind unter anderem rutschfeste Teppiche, breite oder auch automatische Türen, Rollstuhlrampen und Lifte, ebenerdige Duschen sowie schwellenfreie Zugänge zu Terrassen und Balkonen. Die derzeitige Wohnsituation älterer Menschen im Land ist hinsichtlich der Barrierefreiheit alles andere als zufriedenstellend. Das hat nicht zuletzt der Zwischenbericht der Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“ im Jahre 2014 festgestellt: „Ein nicht unerheblicher Teil der Älteren wohnt in Wohnungen, die Mängel in der Grundausstattung aufweisen, die die selbstständige Lebensführung Älterer erheblich beeinträchtigen können. Eine Repräsentativbefragung für Mecklenburg-Vorpommern ergab, dass nur 5,8 Prozent der Wohnungen von Seniorenhaushalten als weitgehend barrierefrei betrachtet werden. Wenn die meisten älteren Menschen in ihren angestammten Wohnungen bleiben möchten, muss der Schwerpunkt bei der Wohnraumanpassung auf Modernisierung und Umbau bestehender Bausubstanz liegen. Häufig können schon kleine Maßnahmen zur Barrierereduzierung kostengünstig und schnell Abhilfe schaffen.“
Der Bedarf ist also lange bekannt, dennoch existierten im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern in Mecklenburg-Vorpommern bisher noch keine Wohnberatungsstellen. Entsprechend wurde 2021 vom Landtag die Einrichtung einer Landesfachstelle für Wohn- und Digitalisierungsberatung aus Geldern des Landesstrategiefonds beschlossen. Für die Umsetzung konnte die Universitätsmedizin Greifswald mit ihrem Altersmedizinischen Zentrum am Kreiskrankenhaus Wolgast unter Leitung von Prof. Dr. Maik Gollasch gewonnen werden. Bereits vor einem Monat, am 21. März, wurde die erste Wohnberatungsstelle in Schwerin im Ärztehaus Lankow eröffnet. Ziel ist es, ein landesweites Beratungs- und Unterstützungsangebot, insbesondere für ältere Menschen und Menschen mit Handicap aufzubauen.
Beratung ist kostenfrei
Wohnberatung und Wohnungsanpassungsmaßnahmen können nachweislich dazu beitragen, dass Menschen in allen Lebenslagen sicher und komfortabel leben können. Was heute den Komfort steigert, kann schon morgen Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben im Alter sein.
„Das Beratungsangebot der Wohnberatung MV mit ihrem derzeit fünfköpfigen Team an den Standorten Schwerin und Wolgast richtet sich ausdrücklich an Menschen in allen Lebenssituationen, die sich zu Fragen rund um das barrierefreie Wohnen beraten lassen wollen“, hob die Wolgaster Wohnberaterin Jana Gramenz hervor.
„Wohnberatung erfordert in der Regel einen Vor-Ort-Termin in der Wohnung der Ratsuchenden – dank eines modernen Fuhrparks sind unsere Wohnberaterinnen mobil, wobei der Aktionsradius derzeit leider noch auf Vorpommern-Greifswald und Schwerin und Umgebung begrenzt ist“, so Jana Gramenz, die als Ansprechpartnerin in der Peenestadt zur Verfügung steht.
Natürlich ist für alle aber ein Besuch in einer der zwei Wohnberatungsstellen in Wolgast und Schwerin oder ein telefonischer Austausch möglich. Die Beratung durch die Wohnberatung MV ist unabhängig, unverbindlich und für die Ratsuchenden kostenfrei.
Die umfassende Wohnberatung steht im Mittelpunkt der Aktivitäten der neuen Landesfachstelle für Wohn- und Digitalisierungsberatung in MV. Darüber hinaus soll ein funktionierendes Netzwerk mit lokalen, regionalen und überregionalen Partnern aufgebaut und laufend weiterentwickelt werden. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Öffentlichkeitsarbeit. „Wir wollen ein Bewusstsein schaffen sowie die Akzeptanz und Bereitschaft zu Wohnungsanpassungen in der Bevölkerung erhöhen“, so König. Nicht zuletzt sei Wohnen und Gesundheit auch ein bedeutendes Forschungsthema. „Insbesondere der enge Kontakt zum Altersmedizinischen Zentrum des Kreiskrankenhauses Wolgast ermöglicht uns eine sektorenübergreifende Betrachtung des Themas Wohnen und Gesundheit. Gemeinsam möchten wir die Ergebnisse der Wohnberatung und die Lebenssituation von Seniorinnen und Senioren sowie von Menschen mit Behinderung in Mecklenburg-Vorpommern wissenschaftlich untersuchen und öffentlich zugänglich machen.“ Die Wohnberatung MV ist Mitglied in der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung e.V.
Anfragen jeglicher Art an die Wohnberatung MV können über die allgemeine E-Mail-Adresse info@wohnberatung-mv.de oder telefonisch über die Nummern 03836-257 255 (Wolgast) oder 0385-207 388 29 (Schwerin) erfolgen. Eine Homepage, welche ausführlich über Angebot, Kontaktmöglichkeiten, Hintergründe und Aktuelles informiert sowie Material und weiterführende Links zum Thema bereitstellt, ist in Kürze unter www.wohnberatung-mv.de erreichbar.
Wohnberatung MV
Projektleiter: Prof. Dr. Maximilian König
Universitätsmedizin Greifswald
Walther-Rathenau-Str. 49, 17475 Greifswald
03834 – 86 4890
Maximilian.Koenig@med.uni-greifswald.de
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Pressesprecher: Christian Arns
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Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
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