Neue Gentechnik: Auf dem Weg zu mehr Transparenz
JLU-Team erforscht Verbraucherakzeptanz von Verfahren wie Gen-Scheren in der Lebensmittelherstellung im Rahmen des EU-Projekts DARWIN
Gentechnisch veränderte Lebensmittel müssen gekennzeichnet werden. Dies gilt auch für Produkte, die mittels der Neuen Gentechniken (NGT) erzeugt werden – hierzu zählen zum Beispiel die sogenannten Gen-Scheren, mit denen einzelne Basen in der DNA ausgetauscht oder entfernt werden können. Welche Faktoren beeinflussen die Akzeptanz von NGT-Produkten in der Lebensmittelherstellung bei Verbraucherinnen und Verbrauchern? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe am Institut für Verbraucherforschung, Kommunikation und Ernährungssoziologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) im Rahmen des EU-Projekts DARWIN.
„Wir möchten die Transparenz stärken, damit Verbraucherinnen und Verbraucher informierte Entscheidungen fällen können“, so Prof. Dr. Wencke Gwozdz, Professur für Versorgungs- und Verbrauchsforschung an der JLU. Sie leitet ein Teilprojekt des EU-geförderten Horizon-Verbundprojekts DARWIN. Das Ziel des Projekts DARWIN ist es, zuverlässige DNA-basierte Nachweismethoden für pflanzliche Produkte zu entwickeln, die durch NGT gewonnen wurden. Die Schwierigkeit: Genetische Veränderungen, die mithilfe von Genome-Editing-Verfahren wie der Gen-Schere CRISPR/CAS erzeugt wurden, sind bislang nur schwer von zufälligen Mutationen zu unterscheiden. Dies sorgt für Unklarheit sowohl bei Verbraucherinnen und Verbrauchern als auch bei Lebensmittelherstellern, denn NGT-Produkte, die den europäischen Rechtsvorschriften entsprechen, können nur schwer identifiziert werden. Zudem sollen im Rahmen des Projekts digitale Lösungen für Kennzeichnungskonzepte entwickelt werden.
Die JLU ist bei DARWIN für das Teilprojekt „Verantwortungsvolle Forschung und Innovation: Kollaboratives Stakeholder-Ökosystem“ verantwortlich. Das Team von Prof. Gwozdz wird sich dabei auf zwei Forschungsbereiche konzentrieren: Zum einen untersucht es das Verständnis von Verbraucherinnen und Verbrauchern und ihre Einstellungen und Bedürfnisse in Bezug auf NGT-Lebensmittel. Dabei entwickeln und erproben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch Strategien zur Erweiterung des Verbraucherwissens und zur Ansprache ethischer Bedenken. Zum anderen treten sie in den Dialog mit verschiedenen Stakeholdern und bereiten die technologischen Ergebnisse des Projekts wie die neuen NGT-Nachweisverfahren zur Nutzung für die Stakeholder auf.
DARWIN wird vom Norwegian Research Center (NORCE) geleitet. Das vom EU-Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon Farm2Fork finanzierte Forschungsprojekt soll ein Baustein auf dem Weg zu einem faireren, gesünderen, transparenteren, und umweltfreundlicheren Lebensmittelsystem sein – im Einklang mit der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ („From Farm to Fork“) der EU. Das Projekt läuft 42 Monate (Januar 2024 bis Juni 2027) und hat ein Gesamtbudget von fünf Millionen Euro. Es vereint 15 Partner aus 11 Ländern, darunter Universitäten, renommierte Forschungszentren und gemeinnützige Organisationen.
Die Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ ist eine der wichtigsten Maßnahmen im Rahmen des europäischen Grünen Deals. Sie soll dazu beitragen, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, und ist darauf ausgerichtet, das derzeitige EU-Lebensmittelsystem nachhaltig zu gestalten.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Wencke Gwozdz
Professur für Versorgungs- und Verbrauchsforschung
Telefon: 0641 99-39360
E-Mail: Wencke.Gwozdz@fb09.uni-giessen.de
Weitere Informationen:
https://darwin-ngt.eu