Zwei neue Sonderforschungsbereiche mit Beteiligung der Universitätsmedizin Mainz
Die DFG hat die Einrichtung und Förderung von zwei neuen Sonderforschungsbereichen/Transregios (SFB/TRR) bewilligt, an denen die Universitätsmedizin Mainz beteiligt ist: den SFB/TRR „Neuropsychobiologie der Aggression: Ein transdiagnostischer Ansatz bei psychischen Störungen", an dem Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie mitarbeitet und den SFB/TRR „Funktionalisierung des Ubiquitin Systems gegen Krebserkrankungen - UbiQancer" mit Beteiligung des Instituts für Transfusionsmedizin – Transfusionszentrale. Insgesamt ist die Universitätsmedizin Mainz damit an 14 SFBs/TRRs beteiligt. Die DFG fördert die beiden neu bewilligten SFBs mit insgesamt rund 27 Millionen Euro.
„Wir freuen uns sehr über diese positiven Entscheidungen der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Sie verdeutlichen die Stärke des Wissenschaftsstandorts Mainz. Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist nun an 14 Sonderforschungsbereichen/Transregios beteiligt, wovon für drei auch die Sprecherschaft bei der JGU liegt. Da die translationale Forschung ein wichtiger Schwerpunkt am Standort Mainz ist, haben die neuen SFBs eine besondere Bedeutung für uns, denn sie widmen sich besseren Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten bei psychischen und Tumorerkrankungen“, betont der Vorstandsvorsitzende und Medizinische Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ralf Kiesslich.
Univ.-Prof. Dr. Hansjörg Schild, kommissarischer Wissenschaftlicher Vorstand der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, betont: „Dass sich die DFG entschieden hat, diese zwei neuen SFB/TRRs zu bewilligen und zu fördern, ist eine Auszeichnung für die beteiligten Wissenschaftler:innen. Für die Universitätsmedizin Mainz ist es zudem ein Beleg für ihre erfolgreiche Profilbildung und somit ein weiteres positives Ergebnis ihrer Forschungsstrategie.“
Aggressionsforschung ist Gegenstand des neuen SFB/TRR 379
Forschungsgegenstand des erstmals von der DFG geförderten SFB/Transregio 379 „Neuropsychobiologie der Aggression: Ein transdiagnostischer Ansatz bei psychischen Störungen" sind Aggressionen bei psychischen Störungen. Aggression ist ein multifaktorielles Phänomen, das sich durch komplexe Wechselwirkungen verschiedener biologischer, psychologischer, kognitiver und Umweltfaktoren erklärt, die situatives aggressives Verhalten bestimmen. Trotz der klinischen Relevanz der Aggressionen bei psychischen Störungen (Aggression in Mental Disorders / AMD) mangelt es an Erkenntnissen über die neurobiologischen Substrate und Mechanismen, die den verschiedenen Arten von Aggression bei psychischen Störungen zugrunde liegen.
Angesichts der Heterogenität der Aggression und der psychiatrischen Störungen selbst sowie der klinischen Komplexität des Forschungsgegenstands haben sich die am SFB/TRR 379 beteiligten Wissenschaftler:innen entschieden, das Research Domain Criteria (RDoC)-System anzuwenden. Für ihren Erkenntnisgewinn verfolgen sie einen biologisch basierten, translationalen, multidimensionalen, entwicklungsbezogenen und longitudinalen Ansatz. Klinische und experimentelle Neurowissenschaftler:innen arbeiten konzertiert zusammen, um spezifische Biosignaturen der Aggression bei psychischen Störungen zu identifizieren und zu charakterisieren. Sie wollen ein detailliertes Verständnis der Biologie, Psychologie und Physiologie dieser Biosignaturen erreichen. Insbesondere im Hinblick auf kritische Zeiträume und Zeitfenster für die Prävention zielen die Forschungen darauf ab, umfassende Erkenntnisse über die Umwelt als Einflussfaktor auf den Organismus und die Psyche zu gewinnen. Ziel ist es, aggressives Verhalten vorhersagen zu können und eine maßgeschneiderte Prävention und Intervention zu ermöglichen.
Die von der DFG bewilligte Fördersumme für den SFB/TRR 379 beträgt insgesamt 13,3 Millionen Euro. Das Forschungsprojekt umfasst 20 Teilprojekte. An dreien ist die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz beteiligt, wofür sie mit insgesamt rund 755.000 Euro gefördert wird. Univ.-Prof. Dr. Oliver Tüscher, Stellvertretender Direktor und leitender Oberarzt der Klinik, und Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Retz, Leitung Forensische Psychiatrie und Psychotherapie, leiten das Teilprojekt B02 „Aggressives Verhalten und Psychopathologie als Selbstregulierungsdefizit bei jungen Straftätern: neuronale Mechanismen und negative Kindheitserfahrungen“. Professor Retz ist zudem Co-Leiter des Teilprojekts C07 „Identifizierung von Mediatoren für Bedrohungsaggression und experimentelle Manipulation durch tDCS (transkranielle Gleichstromstimulation)“. Der Leiter der AG Systemische Neurowissenschaften, Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kelsch, untersucht in Teilprojekt C03 mit einem neuentwickelten translationalen Ansatz wie frustrierendes Ausbleiben von Belohnungen und das wiederholte Erleben äußerer Bedrohungen Gehirnnetzwerke und somit komplexe soziale Funktionen modifizieren und so zum Erlernen aggressiver Reaktionen führen. Dieses Projekt erfolgt in enger Kooperation mit dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim.
Sprecherhochschule des SFB/TRR 379 ist die RWTH Aachen. Sprecherin ist Professorin Dr. Ute Habel. Auch die Goethe-Universität Frankfurt und die Universität Heidelberg beteiligen sich am SFB 379. Kooperierende Institute sind das Forschungszentrum Jülich und die Julius Maximilians-Universität Würzburg.
Weiterer neuer SFB/TRR 387 im Bereich Krebsforschung
Der SFB/Transregio 387 „Funktionalisierung des Ubiquitin Systems gegen Krebserkrankungen - UbiQancer" verfolgt das Ziel, fundamental neue Krebsmedikamente entwickeln zu können. Die zentrale Hypothese des SFB/Transregio 387 lautet: Veränderte Protein-Protein-Interaktionen sind eine Ursache für die Entstehung von Tumoren. Im Fokus stehen das Protein Ubiquitin und die mit Ubiquitin assoziierten Abläufe. Ubiquitin zeichnet sich dadurch aus, dass es auf mehrfache Weise an ein weiteres Zielprotein geheftet werden und dieses auf verschiedene Weise modifizieren kann – ein Vorgang der auch als Ubiquitinierung bezeichnet wird. Durch diese ist Ubiquitin in der Lage verschiedene Funktionen zu erfüllen, beispielsweise beim Proteinabbau, bei der Regulation des Zellzyklus, beim zellulären Proteintransport oder bei der Aktivierung und Inaktivierung von Enzymen.
Die Co-Leiterin des SFB/TRR 387-Teilprojekts A02 (Funktion und Ausrichtung von membrangebundenen E3-Ligasen bei AML) und Direktorin des Instituts für Transfusionsmedizin – Transfusionszentrale der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Daniela Krause, erklärt: „Im unserem Teilprojekt untersuchen wir die Wirkmechanismen und Effekte des Ubiquitin-Systems bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) und die Interaktion der Leukämiezellen mit dem Knochenmark. Die meisten neueren Krebsmedikamente fokussieren sich auf die genomischen Änderungen in den Krebszellen als Zielmolekül. Wir rücken die Interaktionen von Proteinen, die an der Krebsentwicklung beteiligt sind, in den Vordergrund unserer Forschungen. Die ‘Sprache’, mit der Proteine miteinander kommunizieren, ist eine andere, wenn sich gerade ein Tumor entwickelt. Unser großes Ziel ist es, den Ubiquitin-Weg therapeutisch nutzbar zu machen und neue Krebsmedikamente zu entwickeln.“
Der SFB/Transregio 387 erhält in seiner ersten vierjährigen Förderperiode finanzielle Mittel in Höhe von insgesamt rund 14 Millionen Euro, wovon 841.600 Euro auf das Teilprojekt mit Mainzer Beteiligung entfallen. An dem neu bewilligten Sonderforschungsbereich/Transregio sind des Weiteren die TU München (Sprecherschaft), die Julius-Maximilians-Universität Würzburg und die Goethe-Universität Frankfurt beteiligt.
Sonderforschungsbereiche ermöglichen die Bearbeitung innovativer, anspruchsvoller und langfristig konzipierter Forschungsvorhaben im Verbund. Sie sollen damit der Schwerpunkt- und Strukturbildung an den antragstellenden Hochschulen dienen. Bei den transregionalen Sonderforschungsbereichen sind mehrere Hochschulen an der Antragstellung beteiligt. Durch die enge Kooperation zwischen diesen Hochschulen soll ein komplementäres und synergistisches Forschungsnetzwerk entstehen. Sonderforschungsbereiche werden für maximal drei Förderperioden von jeweils vier Jahren von der DFG gefördert.
Pressekontakt:
Barbara Reinke, Unternehmenskommunikation, Universitätsmedizin Mainz,
Telefon 06131 17-7428, E-Mail: pr@unimedizin-mainz.de
Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten und jährlich mehr als 345.000 Menschen stationär und ambulant versorgen. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Mehr als 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin sowie rund 670 Fachkräfte in den verschiedensten Gesundheitsfachberufen, kaufmännischen und technischen Berufen werden hier ausgebildet. Mit rund 8.700 Mitarbeitenden ist die Universitätsmedizin Mainz zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Univ.-Prof. Dr. Oliver Tüscher, Stv. Direktor, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie,
Tel. 06131 17-7336, E-Mail: oliver.tuescher@unimedizin-mainz.de
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Retz, Leitung Forensische Psychiatrie u. Psychotherapie,
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Telefon 06131 17-7336, E-Mail: wolfgang.retz@unimedizin-mainz.de
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kelsch, Leiter AG Systemische Neurowissenschaften, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Tel. 06131 17-7336, E-Mail: wolfgang.kelsch@unimedizin-mainz.de
Univ.-Prof. Dr. Daniela Krause, Direktorin, Institut für Transfusionsmedizin – Transfusionszentrale,
Tel.: 06131 17-3210, E-Mail: daniela.krause@unimedizin-mainz.de