Anstieg der Insolvenzen vorwiegend in den Dienstleistungsbranchen
Nach Berechnungen des IfM Bonn fanden die meisten Insolvenzen in 2023 im Gesundheits- und Sozialwesen und im Verkehrssektor statt. Im Baubereich traf die krisenhafte Entwicklung (noch) nicht die Masse der Bauunternehmen, sondern vorrangig Bauträger sowie Projekt- und Immobilienentwickler. Insgesamt betrachtet, ist zwar die Anzahl der insolventen Unternehmen gestiegen, dennoch bleibt ihr Anteil am Unternehmensbestand weiterhin gering: über 90 % aller Unternehmensschließungen finden aus eigenem Antrieb der Eigentümerinnen und Eigentümer statt.
Das Gesundheits- und Sozialwesen – und darunter insbesondere Krankenhäuser und größere Pflegeeinrichtungen – sowie der Verkehrssektor waren in 2023 am häufigsten von Insolvenzen betroffen. Das zeigt der Anteil der insolventen Unternehmen am Unternehmensbestand. Dagegen traf die krisenhafte Entwicklung im Baubereich (noch) nicht die Masse der Bauunternehmen, sondern vorrangig Bauträger sowie Projekt- und Immobilienentwickler, die teils zum Bereich Grundstücks- und Wohnungswesen zählen. Daneben stieg die Insolvenzgefahr im Bereich Information und Kommunikation sowie im Gastgewerbe deutlich an.
Deutlich mehr Unternehmensschließungen als Insolvenzen
Insgesamt meldeten in 2023 in Deutschland rund 17.800 Unternehmen Insolvenz an, das waren 3.200 Unternehmen mehr als in 2022. Trotz des Anstiegs ist der Anteil der insolventen Unternehmen am Unternehmensbestand weiterhin gering – auch im Rückblick auf die vergangenen 13 Jahre: Nur 5,7 von 1.000 Unternehmen gerieten 2023 in die Zahlungsunfähigkeit. Zudem haben die Insolvenzen weiterhin nur einen kleinen Anteil an den Unternehmensschließungen – über 90 % aller Unternehmensbeendigungen finden aus eigenem Antrieb der Inhaberinnen und Inhaber statt.
Das aktuelle Insolvenzgeschehen ist zum Teil auf die derzeitigen Krisen und die gestiegenen Finanzierungskosten zurückzuführen. Teilweise steht die Entwicklung aber auch in Zusammenhang mit der Befreiung von der Insolvenzantragspflicht während der Corona-Pandemie, so dass der anschließende Anstieg zu erwarten gewesen ist. In der außergewöhnlichen Krisensituation erhielten zudem viele Unternehmen finanzielle staatliche Unterstützung. Die Überprüfung der Fördervoraussetzungen während der Pandemiejahre kann desweiteren bei einigen Unternehmen zu Rückzahlungen geführt haben, die diese dann nicht mehr stemmen konnten.
Besonders stark stieg die Anzahl der Insolvenzanträge unter den Großunternehmen (+70 %). Allerdings kann seit den Reformen im Insolvenzrecht 2012 nicht mehr automatisch davon ausgegangen werden, dass größere Unternehmen oder solche in der GmbH-Rechtsform geschlossen und (alle) Standorte abgewickelt werden müssen. Dies hat zuletzt das Beispiel Peek & Cloppenburg gezeigt. Insgesamt wurden 345 Verfahren in Eigenverwaltungen in 2023 durchgeführt, was meist eine Sanierung einleitet. Zum Vergleich: In 2022 waren es 198.
Die Statistik "Unternehmensinsolvenzen“ ist auf der Homepage des Institut für Mittelstandsforschung (www.ifm-bonn.org) hier abrufbar.
Weitere Informationen:
https://www.ifm-bonn.org/statistiken/gruendungen-und-unternehmensschliessungen/unternehmensinsolvenzen