ICP Forests: Waldmonitoring als Grundlage für die Wälder der Zukunft
Waldexpertinnen und -experten aus Europa diskutieren derzeit während der internationalen Waldmonitoring-Konferenz FORECOMON in Prag über Chancen und Bedürfnisse zukunftsfähiger Wälder.
Prag, Eberswalde (12. Juni 2024). Wie gelingt ein effizientes Monitoring für die europäischen Wälder der Zukunft? Dieser Frage widmen sich Fachleute aus Wissenschaft, Praxis und Politik derzeit während der 11. FORECOMON (FORest ECOcological MONitoring-Konferenz) in Prag. Die internationale Waldmonitoring-Konferenz wird jedes Jahr von einem der 30 aktiven europäischen Mitgliedsstaaten des transnationalen Waldmonitoring- und Forschungsnetzwerks ICP Forests organisiert. In diesem Jahr steht sie unter dem Motto „Monitoring für die Wälder der Zukunft“.
Zum gestrigen Auftakt der Veranstaltung stellten 50 der mehr als 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Forschungsergebnisse zum Einfluss von Luftverschmutzung und extremen Witterungsereignissen auf die langfristigen Prozesse in Waldökosystemen vor. Zudem stand der Wissensaustausch rund um neue Monitoring-Ansätze und deren Potential für widerstandsfähige Wälder auf der Agenda. Die Grundlage dafür bilden die seit fast 40 Jahren im Rahmen von ICP Forests international erhobenen forstlichen Umweltdaten. Aktuell und auch in naher Zukunft werden europäische Wälder demnach vor allem belastet durch:
• häufigere klimawandel-bedingte Hitze- und Dürreperioden, die die Wälder schwächen,
• hohe Schwefel- und Stickstoffeinträge, die Versauerung und Eutrophierung forcieren,
• den Befall von Schädlingen wie dem Borkenkäfer.
Eine Exkursion führt die Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer heute auf die Böhmisch-Mährische Höhe: Dort mussten nach Borkenkäferbefall große Flächen gerodet werden. Vor Ort stellt das tschechische Forschungsinstitut für Forst- und Wildwirtschaft seine Methoden zur effizienten Wiederaufforstung vor, die es in Zusammenarbeit mit örtlichen Förstern anwendet. Das Ziel: Wälder zu generieren, die gegen den Klimawandel resistent sind, ausreichend Holz liefern und komplexe Ökosystemfunktionen wie den Schutz der biologischen Vielfalt und die Kohlenstoffbindung erfüllen.
Fast 40 Jahre europäisches Waldmonitoring
Mit der FORECOMON baut ICP Forests auf das seit der Gründung des Programms im Jahr 1985 gemeinschaftlich erworbene europäische Expertenwissen zum Waldmonitoring auf. Zugleich festigen die Mitgliedsstaaten die Vorreiterfunktion des Programms für eine transnationale Zusammenarbeit, die für die Entwicklung der europäischen Wälder mitsamt den gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen elementar sind. Kai Schwärzel, Leiter des Programmkoordinierungszentrums von ICP Forests am Thünen-Institut für Waldökosysteme in Eberswalde, sagt: „Die Forecomon ist für den Wissensaustausch eine wichtige Plattform. Die Diskussionen in diesem Jahr haben unter anderem gezeigt, wie wir durch die Verknüpfung klassischer und moderner Methoden den Zustand unserer Wälder künftig noch besser erfassen und bewerten können - eine wertvolle Grundlage für den künftigen Weg von ICP Forests.“
Über ICP Forests:
Das 1985 gegründete International Co-operative Programme on Assessment and Monitoring of Air Pollution Effects on Forests (ICP Forests) hat das Ziel, umfassende Informationen über den Zustand der Wälder für Wissenschaft, Politik und die allgemeine Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Insgesamt überwachen die 42 Mitgliedsstaaten auf mehr als 6.000 Versuchsflächen den Einfluss von Luftschadstoffen sowie des Klimawandels auf den Zustand und die Veränderung der Waldökosysteme. ICP Forests ist Teil des Genfer Luftreinhalteabkommens https://unece.org/environmental-policy-1/air
Deutschland hat den Vorsitz von ICP Forests inne. Das Thünen-Institut für Waldökosysteme koordiniert das Programm für das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.
Die diesjährige FORECOMON wurde organisiert vom tschechischen Forschungsinstitut für Forst- und Wildwirtschaft und steht unter der Schirmherrschaft des tschechischen Landwirtschaftsministers Marek Výborný und des tschechischen Umweltministers Petr Hladík.
Für Interviews stehen Kai Schwärzel, Leiter des Programmkoordinierungszentrums ICP Forests, und Marco Ferretti, ICP Forests Chairman, zur Verfügung.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Michelle Lara Dörner
Programmkoordinierungszentrum ICP Forests
Thünen-Institut für Waldökosysteme, Eberswalde
pcc-icpforests@thuenen.de