Neue Dauerausstellung ab 18. Juli: Schiffswelten – Der Ozean und wir
Wie schwimmt ein Schiff? Wie ist es konstruiert? Was gehört alles zu einem Schiff? Was macht ein Schiff mit dem Meer? Die neue Dauerausstellung „Schiffswelten – Der Ozean und wir“ im Bangert-Bau des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte in Bremerhaven gibt ab 18. Juli 2024 Antworten. Nach rund zweijähriger Bauzeit lädt sie auf 2800 Quadratmetern dazu ein, Schiffe und deren Geschichten zu entdecken, die Kräfte des Meeres kennenzulernen und zu sehen, wie man mit ihnen umgeht.
Schiffe wecken Sehnsucht und erzeugen Wissen. Sie nutzen die Kräfte der Natur und verändern die Welt. Ohne Teamwork kein Schiff: Das trifft auf den Schiffbau wie auf die Mannschaft an Bord zu. Schiffe zeigen Erfindungsreichtum und Entdeckerfreude. Sie sind aber genauso Mittel und Zeuge einer gnadenlosen Ausbeutung der Erde – mit unumkehrbaren Folgen. Immer größer, schneller, weiter: Schiffe sind auch Teil des Wirtschaftssystems. Je mehr Menschen über den Zusammenhang zwischen Schiffen, Schifffahrt und den Meeren wissen, desto besser können sie einschätzen, wie sie mit ihnen die Zukunft beeinflussen.
Für "Schiffswelten" wurden mehr als 2000 Objekte aus der Sammlung des Hauses völllig neu in Szene gesetzt. Die Gestaltung übernahm die renommierte Berliner Agentur chezweitz. Die Ausstellung beginnt mit der Frage, wie ein Schiff entsteht: Schiffe zu bauen bedeutet seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, sich in einem immer globaler werdenden Wirtschaftssystem zu positionieren. Die Planung eines Schiffes stellte und stellt immer ein Großprojekt dar. Der Bau eines Schiffes, sein Betrieb und sein Abwracken stehen in Abhängigkeit von weltweiten finanziellen und ökonomischen Rahmenbedingungen. Wie sehr sich dies auf die Lebenswirklichkeit auf Werften auswirkte und auswirkt, wird u.a. anhand der Rolle von Migrant:innen im Schiffbau gezeigt. Die Arbeit auf den Werften zeigt aber auch, wie stark sich der Bau eines Schiffes auch heute noch von anderen Industriezweigen unterscheidet. Ein Schiff zu bauen ist und bleibt ein einzigartiges Unterfangen.
Forschungsschiffe gehören zu den faszinierendsten Spezialschiffen, die es gibt. In der Mitte der neuen Ausstellung steht deshalb auch eine große Installation, die ein Forschungsschiff darstellt. Das DSM möchte zeigen, wie auf und mit einem solchen Schiff geforscht wird. Zahlreiche Mitmachstationen laden Museumsgäste zum Entdecken an Bord ein. Es wird veranschaulicht, wie die Reise des Wissens vom Meer zum Land verläuft, was eine abenteuerliche Expedition mit „Big Data“ zu tun hat und warum wichtige Erkenntnisse manchmal erst der Büroroutine bedürfen.
Ein Schiff ist ein hochkomplexes Puzzle. Das verdeutlicht der Bereich „Schiff und Ausrüstung“. Die einzelnen Bestandteile haben die kulturellen Vorstellungen seit Jahrhunderten geprägt: Was wäre die Alltagssprache ohne den Anker? Schiffsbestandteile und ihre Materialien stellen aber auch immer Eingriffe des Menschen in den ökologischen Raum Meer dar. Daher werden alternative Antriebsformen gezeigt: Vom wiederentdeckten Segelantrieb bis zur Imitation von Haihaut als Mittel gegen Schiffsbewuchs – Innovationen im Schiffbau helfen, die Eingriffe des Menschen in das Meer weniger folgenreich zu gestalten und damit die Zukunft zu sichern. Sie sind das Bindeglied zwischen der wissenschaftlichen Erforschung des Meeres auf der einen und seiner ökonomischen Nutzung auf der anderen Seite.
Das Wissen darum, warum ein Schiff schwimmt und wie U-Boote es schaffen, unter Wasser zu bleiben, warum es Gezeiten gibt, ist Teil unseres Alltags. Der Bereich Schiff und Umwelt informiert mit Experimenten, aber auch mit dem Blick auf die Objekte, wie sehr der Umgang mit den Gesetzmäßigkeiten des Meeres zur Beziehung zwischen Mensch und Meer beigetragen hat. Besonders beeindruckend zeigt sich dies in der Geschichte der analogen Computer, der beiden stationären Gezeitenrechner, die Teil dieses Ausstellungsbereichs sein werden.
Seit Beginn der Menschheitsgeschichte entnehmen Menschen dem Meer Nahrung – aber nicht nur das: Mit dem Meer verbanden und verbinden sich Hoffnungen auf neue Heilungsformen und alternative Lebensentwürfe, auf Vernetzung und eine bessere Zukunft. Neu aufgeflammte Debatten um die Nutzbarkeit mineralischer Ressourcen wie Manganknollen zeigen, wie politische und wirtschaftliche Interessen über den Schutz der Meere gestellt werden.
Sie zeigen auch, wie wenig über die Folgen dieses Handelns reflektiert wird. Objekte wie die Harpunenkanone oder ein motorisiertes Fischereiboot regen zum Nachdenken über das Verhältnis der Menschen zu den Meeren an.
Weitere Informationen:
http://www.dsm.museum/schiffswelten