Zentrale Wegmarkierungen einer Präsidentschaft
Europa-Universität Flensburg feiert Jahresempfang und verabschiedet den langjährigen Uni-Präsidenten Reinhart
Mit rund 300 Gästen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Kirche und Kultur verabschiedete die Europa-Universität Flensburg (EUF) heute (18.6.) öffentlich auf ihrem Jahresempfang den langjährigen Uni-Präsidenten Prof. Dr. Werner Reinhart.
Der Vorsitzende des Hochschulrates der EUF, Christian Scherf, bedankte sich im Namen des Hochschulrates persönlich für die geleistete Arbeit von Prof. Dr. Werner Reinhart in seiner Amtszeit als Präsident der EUF. „Sie haben mit großem Einsatz die Profilierung der EUF als Universität mit einem auf Europa ausgerichteten Profil im hohen Norden von Schleswig-Holstein vorangetrieben und dabei die Bildungsforschung als wichtiges Standbein der EUF weiterentwickelt. Trotz großer finanzieller Herausforderungen haben Sie die Universität an ihren strategischen Zielen ausgerichtet und weiterentwickelt.“
Vor allem dankt Christian Scherf dem Präsidenten für die gute Zusammenarbeit mit dem Hochschulrat. „Gemeinsam haben wir bei klarer Aufgabenteilung hart für die Absicherung der EUF als wichtige Universität im Norden gearbeitet. Dabei ist es gelungen, die kritische Begleitung des Rates mit der Unterstützung des Präsidenten wirksam in die Entwicklung der EUF einzubringen.“
Auch Wissenschaftsministerin Karin Prien dankte dem scheidenden Präsidenten Prof. Werner Reinhart: „Sie waren während Ihrer Amtszeit immer ein leidenschaftlicher Anwalt für die EUF, für den Standort Flensburg, für die Studierenden und nicht zuletzt für die Lehrkräfte-Bildung und Bildungsforschung in unserem Land. Die EUF ist die einzige Hochschule, die ein Studienangebot für alle Lehrämter bereithält und sie ist mit dieser Expertise ein wichtiges Mitglied unserer Allianz für Lehrkräftebildung.“ Darüber hinaus sei es in den vergangenen zwölf Jahren auch gelungen, das internationale und insbesondere das europäische Profil der Hochschule zu schärfen und das Studienangebot weiterzuentwickeln, unter anderem mit dem Masterstudiengang Transformationsstudien und der Einrichtung des Center for Research on Sustainability and Transformation (CREST). „Die EUF ist eine große Bereicherung für das Wissenschaftsland Schleswig-Holstein und daran haben Sie, Prof. Reinhart, einen entscheidenden Anteil“, sagte Prien.
Die städtische Perspektive auf die zwölfjährige Amtszeit des Präsidenten brachte Oberbürgermeister Dr. Fabian Geyer ein. „Mit Werner Reinhart geht ein Präsident in den Ruhestand, der in seiner Amtszeit immer bestrebt war, seine Universität dichter an die Stadt heranzurücken. Das drückt sich in vielen gemeinsamen Projekten aus, an denen deutlich sichtbar wird, dass Flensburg eine Universitätsstadt ist. Die von Reinhart vorangetriebene Entwicklung zur Europa Universität wirkt auch positiv für die Stadt. Für dieses Engagement danke ich als Flensburger Oberbürgermeister dem scheidenden Präsidenten ganz herzlich und wünsche ihm alles Gute für seinen Ruhestand“, sagte der Oberbürgermeister.
EUF-Präsident Werner Reinhart nannte in seiner Rede zentrale Wegmarkierungen seiner Präsidentschaft: „Die Ausrufung der Europa-Universität vor zehn Jahren, die Besetzung von Europaprofessuren, die Einrichtung von drei profilgebenden Forschungs¬zentren, die Etablierung von internationalen strategischen Partnerschaften, die Ergänzung unseres Fächerportfolios, z.B. um Hispanistik, Französistik, Darstellendes Spiel, Europarecht und Transformationswissenschaft, in Erinnerung rufen. Nicht minder markant oder gewichtig waren für die weitere Profilierung und Reputationssteigerung rückblickend die Einführung zweier europawissenschaftlicher Bachelor-Studiengänge und der Master-Studiengänge für das Lehramt an Gymnasien. Auch das Überschreiten der 6.000-Grenze bei den Immatrikulationszahlen vor drei Jahren, die Erhöhung der wissenschaftlichen Mittelbau-Stellen von 194 auf 358 und die Verdopplung der im technisch-administrativen Bereich Arbeitenden sind Teil einer ziemlich einzigartigen Erfolgsgeschichte unserer Universität.“
Er verwies auch auf die „seismographisch“ besetzten Professuren: „Lange bevor es in akademisches Standard- und Alltagswissen eingesickert ist, haben wir wegweisende Professuren ausgeschrieben: für Demokratieforschung und demokratisches Lernen an Schulen, für digitale Bildung, für gesellschaftliche Transformation, für plurale Ökonomik, für europäische Geschichte, für die politische Philosophie Europas, für Friedens- und Konfliktforschung im europäischen Kontext. Auch dass unsere Frauenquote in der Statusgruppe der Professorinnen und Professoren von unter 30 zu Beginn meiner Präsidentschaft auf etwa 50 Prozent gesteigert werden konnte, war eine gesamtuniversitäre Gemeinschaftsleistung, die mich mit Stolz erfüllt.“
Das rasante Wachstum habe die Universität auch überfordert, räumte Reinhart ein, und wünschte der EUF, dass sie nach den mitunter anstrengenden Jahren etwas zur Ruhe kommen und Sicherheit in den Strukturen finden könne.
Für seine Rede wurde Reinhart mit anhaltendem Applaus bedankt.
Die Vizepräsidentin für Forschung und Transfer, Prof. Dr. Iulia-Karin Patrut, vergab zwei Preise für herausragende Forschungsleistungen. Den Preis für eine herausragende Dissertation nahm der Literatur- und Kulturwissenschaftler Dr. Jan Rhein für seine Doktorarbeit „Literatur im Museum und literarische Musealität: Theoretische Konzepte und ihre Anwendung auf die Werke von Jean-Philippe Toussaint und Michel Houellebecq“ entgegen. Der Preis für eine herausragende Forschungsarbeit ging an die von Dr. Sébastien Tremblay verfasste Forschungsarbeit „A Badge of Injury. The Pink Triangle as Global Symbol of Memory“
Viel Applaus gab es für Katharina Pütter. Die aus Flensburg stammende und in Berlin lebende Schauspielerin, Übersetzerin und Autorin las Lieblingstexte des scheidenden Präsidenten zu den Themen Abschied und Aufbruch, darunter Texte von Kurt Tucholsky, Barbara Köhler, Berthold Brecht, Ursula Krechel, Ulla Hahn, Robert Gernhardt u.a.
Für Begeisterung sorgten auch die beiden Pop Duos, die für Musik sorgten. Die Musikstudierenden Lisa Winkler an der Gitarre und Annika Blanke am Klavier als Pop Duo „Two Souls“ sowie Johanna Kühl und Helena Rinne an den Gitarren begleiteten den Abend mit Coverversionen und eigenen Songs stimmungsvoll musikalisch.