Rafael Seligmann goes BSB: Der bedeutende jüdische Schriftsteller gibt seinen Vorlass der Bayerischen Staatsbibliothek
Rafael Seligmann schenkt der Bayerischen Staatsbibliothek sein gesamtes
literarisches Werk. Zum Vorlass zählen neben dem literarischen Werk auch mehr als 2000 Artikel, Essays, Kritiken seiner Bücher, Fernsehspiele, Hörfunksendungen, Interviews, seine Korrespondenz mit Persönlichkeiten des politischen und kulturellen Lebens sowie zahlreiche persönliche Dokumente. Die Schenkung stellt eine herausragende Bereicherung der umfangreichen Sammlungen der Bibliothek von Autorennachlässen des 20. Jahrhunderts dar, die u.a. Werner Bergengruen, Oskar Maria Graf und Hermann Lenz umfasst.
Rafael Seligmann wurde am 13.10.1947 in Tel Aviv geboren, wohin seine Eltern auf der Flucht vor den Nationalsozialisten emigriert waren. 1957 siedelte er mit seiner Familie nach München über. Hier studierte er Geschichte und Politikwissenschaften und wurde mit der Arbeit „Israels Sicherheitspolitik. Zwischen Selbstbehauptung und Präventivschlag – Eine Fallstudie über Grundlagen und Motive“ promoviert. Seine Dissertation hat er teilweise im großen Lesesaal der Staatsbibliothek verfasst. In Bonn war er von 1981 bis 1982 als außenpolitischer Berater der CDU-Bundesgeschäftsstelle tätig. Von 1985 bis 1991 lehrte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München als Dozent im Bereich internationale Beziehungen. Seitdem lebt Seligmann als freier Autor in Berlin.
Seligmann war der erste Schriftsteller im deutschsprachigen Raum, der nach der Schoa ab 1988 jüdische Gegenwartsliteratur veröffentlichte, angefangen mit dem Roman „Rubinsteins Versteigerung“. Der Autor hat seine 18 Romane und Sachbü-cher durchwegs handschriftlich verfasst. Im Zentrum von Seligmanns literarischem Werk steht die Darstellung der deutsch-jüdischen Beziehungen. Er veröffentlichte zahlreiche Romane, so „Der Musterjude“ (1997), „Die Kohle-Saga“ (2006), „Deutsch Meschugge“ (2017), eine Autobiographie „Deutschland wird dir gefallen“ (2010) und eine Familien-Trilogie, die auf dem Leben seiner Eltern und der eigenen Biographie fußt: „Lauf Ludwig, lauf“ (2019), „Hannah und Ludwig“ (2020) und „Rafi, Juden-bub“ (2022). Daneben publizierte er auch zahlreiche Sachbücher, die sich vorrangig mit der Situation der Juden in Deutschland befassen. 2012 begründete er und leitete fortan die Zeitung „Jewish Voice from Germany - Die englischsprachige Brücke zwischen Deutschland und den Juden in aller Welt“, die bis 2019 vierteljährlich er-schien. Das Archiv der „Jewish Voice“ befindet sich ebenfalls im Vorlass. Sein neuestes, aktuell intensiv diskutiertes Sachbuch „Brandstifter und ihre Mitläufer. Putin – Trump – Netanyahu. Warum sie erfolgreich sind und wie man sie stoppen kann“ ist im April 2024 erschienen.
Kunstminister Markus Blume: "Ein großartiger Gewinn für die Bayerische Staatsbibliothek: Dass der Vorlass von Rafael Seligmann nach München kommt, ist keine Selbstverständlichkeit - hier zeigt sich die hohe Wertschätzung der Bayerischen Staatsbibliothek als wissenschaftliche Universalbibliothek. Rafael Seligmanns Werke als Schriftsteller, Historiker und Politologe sind gerade in einer Zeit, in der Antisemitismus und rechtsextreme Positionen neue Nährböden finden, eine reiche Quelle für Wissen, Verständnis und Reflexion sowie eine bedeutsame Ergänzung für den Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek."
Dr. Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek: „Wir sind stolz und glücklich, dass sich Rafael Seligmann entschieden hat, seinen gesamten Vorlass der Bayerischen Staatsbibliothek anzuvertrauen. Insbesondere im Zusammenspiel der handschriftlichen Manuskripte der literarischen Werke, der Korrespondenzen, der Vielzahl von Aufsätzen und Artikeln sowie der zahlreichen persönlichen Dokumente ergeben sich spannende und oft unerwartete Sichten auf die vielfältigen Aspekte des deutsch-jüdischen Zusammenlebens in der Bundesrepublik.“
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