Der Historiker Prof. Dr. Karl Schlögel erhält den Gerda Henkel Preis 2024
„Ein eigenes Genre historischen Erzählens“
Der Gerda Henkel Preis 2024 geht an den Osteuropa-Historiker Prof. Dr. Karl Schlögel. „Karl Schlögel zeigt auf eindrückliche Weise, dass historische Urteilskraft und stetige kritische Selbstreflexion unerlässlich sind, wenn wir die Konflikte der Gegenwart angemessen verstehen wollen“, so die Jury zu ihrer Entscheidung. Karl Schlögel, dessen Bücher in zahlreichen Sprachen erhältlich sind, nimmt die Auszeichnung am 25. November 2024 in Düsseldorf entgegen. Der Gerda Henkel Preis wird alle zwei Jahre verliehen und ist mit 100.000 Euro dotiert.
Die Gerda Henkel Stiftung zeichnet mit dem Preis exzellente und international anerkannte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus, die in den von der Stiftung geförderten Disziplinen und Förderbereichen herausragende Forschungsleistungen erzielt haben und weitere erwarten lassen (https://www.gerda-henkel-stiftung.de/preis).
Das Kuratorium der Gerda Henkel Stiftung folgte in einer einstimmigen Entscheidung einer Empfehlung der Jury, der die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats sowie stiftungsunabhängige Persönlichkeiten angehören. Die Jury unter Leitung der Historikerin Prof. Dr. Dr. h.c. Barbara Stollberg-Rilinger, Rektorin des Wissenschaftskollegs zu Berlin, begründet ihre Empfehlung wie folgt: „Der Historiker Karl Schlögel hat nicht nur unser Verständnis der neueren Geschichte Russlands, der Sowjetunion und des östlichen Europa wesentlich geprägt, sondern auch ein eigenes Genre historischen Erzählens begründet, das die räumliche Dimension der Geschichte in einzigartiger Weise anschaulich werden lässt. Seine Werke verbinden persönliche Reiseerfahrungen und Alltagsbeobachtungen mit profundem historischem Wissen und scharfsinniger Analyse. Nicht zuletzt wegen ihres unverwechselbaren literarischen Stils und ihrer Anschaulichkeit finden sie überall auf der Welt ein fasziniertes Lesepublikum. Seine Themen reichen vom stalinistischen Terror und der sowjetischen Moderne über Zwangsmigration und russische Diaspora bis hin zu den 'ukrainischen Lektionen' (2015), die er selbst erst spät lernen musste. Zuletzt hat er mit 'American Matrix' (2023) die Geschichte des 20. Jahrhunderts als eine Verflechtungsgeschichte der Imperien USA und Sowjetunion ganz neu erzählt. Karl Schlögel zeigt auf eindrückliche Weise, dass historische Urteilskraft und stetige kritische Selbstreflexion unerlässlich sind, wenn wir die Konflikte der Gegenwart angemessen verstehen wollen.“
Karl Schlögel, geb. 1948, studierte Philosophie, Soziologie, Osteuropäische Geschichte und Slawistik an der Freien Universität Berlin. Er wurde 1981 promoviert und wirkte zunächst als freiberuflicher Übersetzer, Publizist und Autor, bevor er 1990 auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte an der Universität Konstanz berufen wurde. 1995 wechselte er an die Europa Universität Viadrina in Frankfurt/Oder, wo er bis 2013 lehrte. Karl Schlögel ist Mitglied des Ordens Pour le mérite. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung ehrte ihn 2004 mit dem Sigmund-Freud-Preis. 2016 erhielt er den Preis des Historischen Kollegs, 2018 den Preis der Leipziger Buchmesse. Zuletzt erschienen die Bücher „American Matrix. Besichtigung einer Epoche“ (2023), „Der Duft der Imperien. Chanel No. 5 und Rotes Moskau“ (2020), „Das sowjetische Jahrhundert. Archäologie einer untergegangenen Welt“ (2017) und „Entscheidung in Kiew. Ukrainische Lektionen“ (2015). Einem breiten Publikum ist er zudem durch seine Monographien „Terror und Traum. Moskau 1937“ (2008) und „Im Raume lesen wir die Zeit. Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik“ (2003) bekannt.
Die Gerda Henkel Stiftung wurde im Juni 1976 von Lisa Maskell zum Gedenken an ihre Mutter Gerda Henkel als rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz in Düsseldorf errichtet. Die Förderungen der Gerda Henkel Stiftung gelten den Historischen Geisteswissenschaften. Forschungen, die aktuelle Problemlagen in größere historische Zusammenhänge stellen oder auch gezielt gegenwarts- und zukunftsbezogene Themen in den Blick nehmen, werden in zeitlich begrenzten Programmen unterstützt, wie etwa im Sonderprogramm „Flucht“ oder in den Förderschwerpunkten „Demokratie“ und „Lost Cities“. Im Rahmen des Lisa Maskell Stipendienprogramms fördert die Stiftung junge Geisteswissenschaftler in Afrika. In ihrem Förderschwerpunkt „Patrimonies“ setzt sie sich für den Erhalt kulturellen Erbes vor allem in Krisenregionen ein. Im Zusammenhang mit geförderten Projekten gewährt die Stiftung im Rahmen von ergänzenden Vorhaben auch Mittel für soziale Begleitmaßnahmen. Die Gerda Henkel Stiftung kann ihre Zwecke im In- und Ausland verwirklichen.
Wir nehmen gerne Ihre Bildanforderung entgegen und stellen Ihnen honorarfrei ein Porträt des Preisträgers sowie einen Lebenslauf und eine Publikationsliste zur Verfügung.
Kontakt:
Pressestelle der Gerda Henkel Stiftung
Dr. Sybille Springer
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