Elon Musk, Steve Jobs & Co.: Wie Multi-CEOs ihre Rolle als mehrfache Geschäftsführer rechtfertigen
Forscher der TU Dortmund und der Universität Lausanne haben ein seltenes, aber wichtiges Phänomen in der Unternehmenswelt untersucht: „Multi-CEOs“, also CEOs, die mehrere unabhängige Unternehmen gleichzeitig leiten. Das Team unter Leitung von Prof. Lorenz Graf-Vlachy von der Fakultät Wirtschaftswissenschaften hat die Karrieren von prominenten aktuellen und ehemaligen Multi-CEOs analysiert: Elon Musk (Tesla und SpaceX), Carlos Ghosn (Renault und Nissan), Jack Dorsey (Twitter und Square) und Steve Jobs (Apple und Pixar).
Multi-CEOs dürfte es eigentlich kaum geben: In Anbetracht der zahlreichen Aufgaben von CEOs und der Tatsache, dass sie die Gesamtverantwortung für den Erfolg eines Unternehmens tragen, ist es schwer denkbar, dass sie den Anforderungen mehrerer Unternehmen gleichzeitig gerecht werden können. Die Untersuchung von Prof. Graf-Vlachy und seinem Team zeigt, wie Multi-CEOs und verbündete Akteure wie Aufsichtsräte auf verschiedene Weise versuchen, die Legitimität dieses Arrangements zu erhöhen.
So geben sie beispielsweise häufig öffentlich zu, dass ein Multi-CEO-Arrangement nicht wünschenswert ist, suggerieren aber gleichzeitig, dass es in ihrer spezifischen Situation unvermeidlich sei. Die Unternehmen führen häufig einen vollständigen CEO-Suchprozess durch und diskutieren diesen öffentlich, was dem Endergebnis eines Multi-CEO-Arrangements Legitimität verleiht. „Multi-CEOs sprechen auch oft darüber, wie viel Arbeit es sei, zwei Unternehmen zu führen, was den Stakeholdern das gute Gefühl gibt, dass ihre Bedenken ernst genommen werden“, sagt Prof. Graf-Vlachy. „Gleichzeitig behaupten sie aber, dass ihre Aufgabe durchaus erfüllbar sei, zum Beispiel, weil sie hervorragende Teams hätten, die sie unterstützten. Insbesondere haben sie oft Chief Operating Officers, die ihnen Arbeitslast abnehmen. Ein Beispiel ist Gwynne Shotwell, die SpaceX quasi für Elon Musk leitet.“
Außerdem schließen Multi-CEOs oft symbolische Vergütungsvereinbarungen ab: „Steve Jobs bekam von Apple nur ein Gehalt von einem Dollar. Aber er besaß viele Aktien, was den Investor*innen die Gewissheit gab, dass er nur dann Geld verdient, wenn sie das auch tun.“ Multi-CEOs teilen auch bewusst ihre Zeit zwischen den Firmensitzen auf, sei es, dass sie täglich zwischen ihnen hin- und herlaufen, wie Dorsey zwischen Twitter (heute X) und Square in San Francisco, oder dass sie ihre Wochen zwischen Paris und Tokio verbringen, wie Carlos Ghosn es für Renault und Nissan tat. Multi-CEOs versuchen darüber hinaus, den Eindruck von Interessenkonflikten zu zerstreuen, indem sie beispielsweise behaupten, sich bei Entscheidungen, die ihre beiden Unternehmen betreffen könnten, zurückzuziehen, oder indem sie explizite Entscheidungsregeln artikulieren.
„Die Studie verbessert unser Verständnis dafür, wie Multi-CEOs in ihre Positionen kommen und wie sie damit durchkommen“, resümiert Prof. Lorenz Graf-Vlachy. Die Studie ist kürzlich im Journal Academy of Management Discoveries erschienen.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Lorenz Graf-Vlachy
Fakultät Wirtschaftswissenschaften der TU Dortmund
Tel. 0231-755 6890
E-Mail: lorenz.graf-vlachy@tu-dortmund.de
Originalpublikation:
https://doi.org/10.5465/amd.2023.0090