Workshop im Masterstudiengang Holzbau-Ingenieurwesen: mit Kollege Exoskelett zu mehr Entlastung auf der Baustelle
Gerade vor einer Traditionsbranche wie dem Holzbau machen die immer rascher werdenden Fortschritte in Digitalisierung und Automatisierung des 21. Jahrhunderts nicht Halt. Der Masterstudiengang Holzbau-Ingenieurwesen der Hochschule Biberach (HBC) fokussiert sich deshalb darauf, aus jungen Menschen mit Background im Zimmererhandwerk gefragte Expert*innen für die digitale Zukunft von Holzbau-Unternehmen zu machen. Einen wesentlichen Beitrag für diese Transformation leistet der Bereich Robotik.
Durch die seit über zehn Jahren bestehende Kooperation der HBC mit dem Holzbau Bildungszentrum Baden-Württemberg, lag es für Prof. Dr.-Ing. Patrik Aondio und seine Studierenden des 2. Semesters Master Holzbau-Ingenieurwesen Nahe, sich diesen Bereich während eines Vor-Ort-Termins im Bildungszentrum einmal genauer anzusehen. Hier wurden sie von Zimmerermeister und Projektmitarbeiter der Abteilung Vernetzung Jonas Rosenow, in die Welt der sogenannten Exoskelette eingeführt. Diese Stützsysteme, die je nach Modelltyp ähnlich wie eine Weste oder ein Klettergeschirr am Körper getragen werden, sollen dem*der Handwerker*in im beruflichen Alltag bei wiederkehrenden, körperlich herausfordernden Tätigkeiten wie zum Beispiel dem Tragen oder Halten von schweren Lasten, dem Arbeiten in der Hocke bzw. über dem Kopf oder auch beim Führen von Werkzeugen und Geräten assistieren. Im Theorieteil des Workshops erfuhren die Studierenden zudem, dass Exoskelette grundsätzlich in zwei verschiedene Klassen eingeteilt werden können: Passive Exoskelette tragen schon allein durch ihre Beschaffenheit dazu bei, eine hohe Krafteinwirkung zu neutralisieren; aktive Exoskelette hingegen sind mit einem Motor ausgestattet und können so zuarbeiten. „Allen Modellen ist das Ziel gemeinsam den Bewegungsablauf an zum Beispiel Oberkörper und Rückenbereich zu entlasten, denn eine ergonomische Gestaltung der Arbeit am Bau sind wir nicht nur der Berufsgenossenschaft, sondern auch unserer eigenen Gesundheit schuldig.“, sensibilisiert Rosenow die Studierenden.
Im zweiten Teil des nachmittäglichen Workshops konnten die Masterstudierenden dann selbst aktiv werden: In einer der Werkstätten hatte das Team des Holzbau Bildungszentrums bereits vier verschiedene Stationen vorbereitet, die praxisnahe Arbeitssituationen simulierten und mit den jeweils zur Tätigkeit passendem Exoskelett ausgestattet waren. Nach detaillierten Instruktionen zum korrekten Anlegen der jeweiligen Skelette, widmeten sich die Teilnehmenden in Gruppen von je drei Personen den Aufgaben „Arbeiten am Montagetisch“, „Lasten bewegen“, „Umstapeln von Gegenständen“ und „Überkopfarbeiten“ und bewerteten ihre Erfahrungen mit den dabei getragenen Skeletten nach Noten. Anschließend wurden die Ergebnisse in der Gesamtrunde diskutiert, wobei insbesondere eines der aktiv unterstützenden Modelle im Bereich „Bewegen von schweren Lasten“ zu Überzeugen wusste.
Die Testergebnisse der Studierenden sollen in die Weiterentwicklung der Exoskelette einfließen. Denn: „Manche der eingesetzten Stützhilfen sind noch in der Erprobungsphase, der Tragekomfort lässt deshalb an der ein oder anderen Stelle noch zu wünschen übrig“, erklärt Prof. Patrik Aondio. Für die Weiterentwicklung seien Feedback wie das der Studierenden notwendig, so der Professor für Holzbau, der hofft, dass die Ergebnisse des Workshops bei den Herstellern Gehör finden. Für die Studierenden jedoch standen die persönlichen Erfahrungen mit der ungewohnten Technik im Vordergrund, denn die meisten machten erstmals Erfahrungen mit den Exoskeletten. Der Workshop, so die einhellige Meinung, sollte im Programm des Masterstudienganges Holzbau-Ingenieurwesen bleiben.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Patrick Aondio
aondia@hochschule-bc.de
Weitere Informationen:
http://www.hochschule-biberach.de