Stiftung-Schmieder-Preis 2024 - Herausragende Forscherinnen auf dem Gebiet der Neurowissenschaften ausgezeichnet
Im Rahmen des Dies academicus der Universität Konstanz überreichte Lisa Friedrich den Stiftung Schmieder Preis an zwei Nachwuchsforscherinnen. Die Psychologin Sarah Tholl befasst sich in ihrer Arbeit mit "Aufmerksamkeit bei Post Covid". Die Physiotherapeutin Lena Liebenwein-Dobberke untersucht, inwieweit "Klettern als Therapiemöglichkeit" geeignet sein kann.
Am 4. Juli 2024 wurden zwei Nachwuchsforscherinnen mit dem Stiftung-Schmieder-Preis 2024 für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der Neurologischen Rehabilitation ausgezeichnet. Im Rahmen des Dies academicus an der Universität Konstanz überreichte Lisa Friedrich – Geschäftsführerin der Stiftung Schmieder für Wissenschaft und Forschung – den Preis an die Psychologin Sarah Tholl sowie an die Physiotherapeutin Lena Liebenwein-Dobberke.
„Beide Arbeiten sind qualitativ herausragend, sehr aufwendig und innovativ“, so die Begründung der Jury. Sarah Tholl untersucht in ihrer Masterarbeit neuronale Zusammenhänge zwischen Aufmerksamkeitskontrolle und Belohnungsverarbeitung bei Post Covid-Patient:innen. In ihrer Bachelorarbeit im Fach Motorische Neurorehabilitation zeigt Lena Liebenwein-Dobberke das Potential der Klettertherapie bei der Behandlung von Kindern mit Zerebralparese auf.
Sarah Tholl ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Konstanz, wo sie derzeit promoviert. In ihrer ausgezeichneten Masterarbeit „Attentional Conflict in a Rewarded Flanker Task in Long Covid Patients: an fMRI Study“ befasst sie sich mit kognitiven Beeinträchtigungen bei Post Covid-Patient:innen, also Schwierigkeiten, die diese mit dem Denken, der Aufmerksamkeit und der Konzentration haben können. Die Arbeit entstand als Teil einer projektübergreifenden Zusammenarbeit verschiedener Arbeitsgruppen der Universität Konstanz und der Kliniken Schmieder zum Thema Post/Long Covid. Sarah Toll untersuchte 25 Post Covid-Patient:innen und 17 gesunde Kontrollpersonen mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT). Im Vordergrund der Arbeit standen Beeinträchtigungen der kognitiven Kontrolle bei einfachen Aufmerksamkeitsaufgaben, bei denen das Verhalten in Abhängigkeit von der Leistung monetär belohnt wurde. Die Post Covid-Patient:innen reagierten langsamer als die gesunden Personen, ihre Reaktionen waren jedoch ebenso genau. Bei der gleichzeitig gemessenen Hirnaktivität ergaben sich nur wenige Unterschiede zwischen den Gruppen. Dafür zeigten sich interessante Zusammenhänge mit der erhaltenen Belohnung und weiteren psychologischen Skalen. Die Masterarbeit konnte erste Hinweise ableiten, dass extrinsische (Belohnung) und intrinsische Motivation (Belohnungssensitivität) bei der Untersuchung und Behandlung kognitiver Defizite bei Post Covid Berücksichtigung finden sollten. Die Auszeichnung der Arbeit trägt dazu bei, die Ergebnisse zu dem gesellschaftlich und aktuell relevanten Thema Post Covid einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Lena Liebenwein-Dobberke ist Physiotherapeutin. Ihr berufsbegleitendes Studium „Motorische Neurorehabilitation“ an der Universität Konstanz hat sie mit der ausgezeichneten Bachelorarbeit „Klettern als Therapiemöglichkeit für Kinder mit Zerebralparese. Eine literaturgestützte Einzelfallstudie“ abgeschlossen. Darin beschäftigt sie sich mit der Frage, ob und inwiefern sich das Klettern auf spezifische motorische Fähigkeiten bei Kindern mit Zerebralparese auswirkt. Neurologische Erkrankungen nehmen in den westlichen Industrienationen stetig zu, viele der bekannten neurologischen Erkrankungen beeinträchtigen die Motorik der unteren Extremität und damit das Gleichgewicht und die Gehfähigkeit der betroffenen Personen. Bei Kindern steht die Zerebralparese an erster Stelle der Ursachen für Störungen der Motorik. Frau Liebenwein-Dobberke greift dieses Thema auf und untersucht die Möglichkeit, die Sportart Klettern in der Therapie der Zerebralparese einzusetzen. Damit stellt sie eine interdisziplinäre Verknüpfung zwischen den sportwissenschaftlichen und therapeutischen Feldern her. Die Fragestellung ist hochaktuell, bisher noch nicht schlüssig bearbeitet und in der Behandlung für diese Patient:innengruppe von Bedeutung. Mit den Ergebnissen aus Literaturrecherche und Einzelfallstudie will Lena Liebenwein-Dobberke einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Therapieoptionen neurologisch erkrankter Kinder leisten – vor allem auch, um den Therapiegedanken bei Kindern mit lang andauerndem Behandlungsbedarf in den Hintergrund rücken zu lassen und die Freude an der Bewegung zu fördern und zu stützen.
Der Stiftung-Schmieder-Preis:
Der Stiftung-Schmieder-Preis wird seit 2006 vergeben und ist international einer der wenigen Forschungspreise für das Spezialgebiet der Neurologischen Rehabilitation. Der Preis wird jährlich durch die Stiftung Schmieder für Wissenschaft und Forschung Allensbach und die Universität Konstanz vergeben und ist mit 3.000 Euro dotiert, wobei das Preisgeld unter mehreren Preisträger:innen aufgeteilt werden kann. Über die Preisträger:innen entscheiden die Vorstandsmitglieder des Lurija Instituts für Rehabilitationswissenschaften und
Gesundheitsforschung. Die Stiftung Schmieder für Wissenschaft und Forschung ist Trägerin des Lurija Instituts, in dem seit seiner Gründung im Jahr 1997 Forschungsaktivitäten im Bereich der Neurologischen Rehabilitation durchgeführt werden.
Über das Lurija Institut:
Am 12. Mai 1997 gründeten die Gemeinnützige Stiftung Schmieder für Wissenschaft und Forschung und die Universität Konstanz das Lurija Institut für Rehabilitationswissenschaften und Gesundheitsforschung an der Universität Konstanz. Es ist benannt nach dem Mitbegründer der Neuropsychologie, Neurolinguistik und Neurologischen Rehabilitation, dem Neuropsychologen Alexander Romanowitsch Lurija.
Seit seiner Gründung im Jahr 1997 spielt das Lurija Institut eine zentrale Rolle bei der Entwicklung innovativer Ansätze zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit neurologischen Erkrankungen. Es verbindet dabei in einzigartiger Weise wissenschaftliche Forschung mit klinischer Praxis. Zahlreiche Erkenntnisse aus prämierten Forschungsarbeiten sind bereits in konkrete Therapiekonzepte umgewandelt worden.
Die Preisträgerinnen und ihre ausgezeichneten Arbeiten:
Sarah Tholl, M. Sc., Fachbereich Psychologie
Attentional Conflict in a Rewarded Flanker Task in Long Covid Patients: an fMRI Study
Lena Liebenwein-Dobberke, B.Sc., Fachbereich Motorische Neurorehabilitation
Klettern als Therapiemöglichkeit für Kinder mit Zerebralparese. Eine literaturgestützte Einzelfallstudie.
Für weitere Informationen: pr@kliniken-schmieder.de