Gesundheits- und Umweltexperte an der Hochschule Coburg werden
Gesundheit oder Umwelt: Was darfs sein? Wenn Studierende der Hochschule Coburg nach drei Semestern die Grundlagen der Bioanalytik erlernt haben, können sie sich spezialisieren. Auch im Masterstudium dürfen sie ihren Fokus auf Bioinformatik, Ökotoxikologie oder Humanbiologie setzen. Dadurch wird die Lehre flexibler und zeiteffizient. Zwei neuberufene Professoren geben Einblicke in das Studium und ihre Arbeit als Professoren.
Text: Andreas T. Wolf
Die Erstellung, Analyse und Interpretation von biologischen Daten ist Kern des Studiengangs Bioanalytik an der Fakultät Angewandte Naturwissenschaften und Gesundheit. In den ersten drei Semestern des Bachelorstudiums besuchen die Studierenden dieselben Vorlesungen, um eine gemeinsame Wissensbasis zu schaffen. Danach entscheiden Sie sich vor ihrem Praxissemester, welchen Weg Sie einschlagen wollen: Humanbiologie oder Umwelt Data Science.
Ersterer bildet vor allem für Labore und Pharmazie aus, letzterer fokussiert vor allem „One Health“, also beispielsweise Veterinärmedizin und Umwelttoxikologie. Ähnlich ist es auch im Masterstudium. Dort wählen die Studierenden zwischen Bioinformatik, Ökotoxikologie oder Humanbiologie.
Fokus Ökotoxikologie
Prof. Dr. Stephan Pflugmacher Lima ist einer der frischesten Neuberufenen. Seit März 2024 arbeitet er an der Hochschule Coburg als Professor für Chemie mit Schwerpunkt Umweltchemie und Ökotoxikologie. Dabei konzentriert er sich auf den Aufbau der Studienrichtung Ökotoxikologie innerhalb der Bioanalytik, die sich insbesondere mit Umweltproblemen und dadurch verursachte gesundheitlichen Nachteile, befasst.
Dafür erarbeitet er in seiner Forschung Lösungsansätze: Ein Beispiel dafür ist das von ihm entwickelte System der „Grünen Leber“, welche das Entgiftungspotential aquatischer Pflanzen zur Wasserreinigung nutzt. An der Hochschule findet er dazu ideale Forschungsbedingungen: Die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die enge Verknüpfung mit der Industrie ermöglichen es ihm, seine Forschung praxisnah und innovativ zu gestalten. „Die enge Verzahnung von Theorie und Praxis sowie die hervorragenden industriellen Netzwerke sind für meine Forschung essenziell,“ erklärt Pflugmacher Lima.
Umweltexperten der Zukunft
Den Studierenden will er nicht nur Wissen vermitteln, versichert er: „Ich sehe mich als Professor nicht nur in der Rolle des Lehrers, sondern auch als Mentor und Coach für unsere Studierenden, um erfolgreich durchs Studium zu gehen.“ Diese enge Zusammenarbeit sieht er auch in der interdisziplinären Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen – wie zum Beispiel die Bioinformatik: „Ich möchte zeigen, dass die Ökotoxikologie eine interessante Verknüpfung zwischen der Bioanalytik und der Bioinformatik ist und unsere Studierende hier einen einmaligen Studiengang zur Auswahl haben, um sich Expertisen in einem interdisziplinären Umfeld anzueignen. Damit können sie später zentrale Positionen in Forschung, Industrie und Politikberatung einnehmen.“
Künstliche Intelligenz und Lebenswissenschaften
Der ideale Sparringspartner für so eine Zusammenarbeit ist der neuberufene Prof. Dr. Stefan Simm. Er ist seit September 2023 Teil der Hochschule Coburg und bringt eine breite Expertise im Bereich der Bioinformatik mit. Als Forschungsprofessor legt er den Fokus auf die Anwendung bioinformatischer und KI-Methoden in den Lebenswissenschaften. Sein besonderes Interesse gilt der Entwicklung und Anwendung von erklärbaren KI-Modellen zur Auswertung großer Datensätze. Diese Modelle helfen dabei Biomarker zu identifizieren und deren Bedeutung für verschiedene Vorhersagen zu bewerten.
Solche Modelle könnten den klinischen Alltag revolutionieren: „Bei der Krankheit Krebs zum Beispiel gibt es viele verschiedene Arten, die an verschiedenen Stellen im Körper auftreten. Wir können KI trainieren, diese einzelnen Mutationen zu finden und auch neue mögliche Biomarker zu identifizieren.“ Damit können dann passgenauere Therapien vorschlagen werden. Solche Informationen in den immensen Datenmengen zu finden, sei mit bloßem Auge kaum möglich, weiß Simm. Aber auch in der Landwirtschaft können solche Modelle präzisere Arbeiten ermöglichen und stressresistentere Pflanzen hervorbringen oder Erträge erhöhen.
KI ist Key-Technology
Für Simm sind die Schnittstellen zwischen Informatik und Biologie äußerst vielfältig, auch bei der Berufswahl: „Die bioinformatischen Methoden bieten viele Möglichkeiten für die Bioanalytik. Durch die Interdisziplinarität sind Jobs vom Consultant über Stellen in der IT bis hin zur Marktdatenanalyse möglich.“ Auch hier bringen die praxisorientierte Lehre und die enge Verzahnung von Hochschule und Wirtschaft viele Vorteile mit sich. Durch die direkte Nutzung von KI anhand realer Beispiele brauchen Studierende später weniger Einarbeitung – das Wissen über Digitales geht geradezu in Fleisch und Blut über.
Die fachübergreifende Zusammenarbeit haben sich auch die beiden Neuberufenen zu Herzen genommen: Ökotoxikologie und Bioinformatik sollen bald ebenfalls verschränkt werden. Pflugmacher Lima findet das inspirierend: „Die Nähe zu den Studierenden und die kleinen Gruppen ermöglichen eine optimale Betreuung und schaffen ein fruchtbares Forschungsumfeld. Die Arbeitsbedingungen für Professoren sind optimal!“ Gerade wegen der vorhandenen Netzwerke, sei die Hochschule Coburg in einer besonderen Position, sagt der Professor: „Industrielle Netzwerke, die Universitäten erst aufbauen müssen, sind hier an den Hochschulen naturgemäß schon vorhanden.“