Güter könnten bald per Straßenbahn kommen
Im Projekt LogIKTram haben die Hochschule Offenburg und ihre Partner erste Voraussetzungen für stadtbahnbasierte Gütertransporte geschaffen.
Ziel des über das Programm IKT für Elektromobilität des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderten Projekts LogIKTram war es, die heute allein für die Personenmobilität verwendeten Schienennetze und Stadtbahnen in Städten auch für den Gütertransport nutzbar zu machen. Solche Gütertrams könnten den durch Lieferfahrzeuge belasteten Straßenverkehr in Innenstädten reduzieren. Nach dreieinhalb Jahren Forschungsarbeit wurden die Ergebnisse jetzt auf dem Betriebshof West der Albtal Verkehrsgesellschaft (AVG) in Karlsruhe vorgestellt.
Das Schienennetz der AVG deckt einen Radius von gut 100 Kilometer ab. So lag es nahe, die Verlagerung von Paketdienstleistungen, Stückguttransporten und Einzelhandelslieferungen auf diese Stadtbahnen anzustreben. Die Fakultät Wirtschaft der Hochschule Offenburg hatte das Thema bereits 2018 mit initiiert. Gemeinsam mit Ascan Egerer (damaliger technischer Geschäftsführer der AVG), Roland Frindik (Marlo Consultants, Karlsruhe) sowie Walter Stegner und Günter Koch (beide DB Engineering&Consulting, Karlsruhe) betreuten sie im Sinn einer Machbarkeitsstudie zunächst viele aufeinander aufbauende studentische Projektseminare und Thesen. Dabei wurden vor allem die Anforderungen verschiedener Branchen und Unternehmen an eine betriebswirtschaftlich nutzbare Gütertram ermittelt und so eine breite Grundlage für den Start von LogIKTram 2021 geschaffen.
Im Projekt übernahm Prof. Dr. Ingo Dittrich an der Hochschule Offenburg die Leitung bei der Erarbeitung des Logistikkonzepts. Eine ausführliche Analyse auf Basis realer Daten zeigte, dass die Stadtbahnen schon jetzt so stark mit dem Personentransport ausgelastet sind, dass meist nicht genügend Kapazitäten für die gleichzeitig zu transportierende Gütermenge vorhanden sind. Daher wurde im Logistikkonzept gemeinsam mit Marlo Consultants und DB Engineering & Consulting eine reine Gütertram konzipiert, die vollkommen auf die Anforderungen der Logistik eingestellt ist und entsprechende Transportkapazitäten besitzt. Auf städtischer Seite werden auf Basis der Anforderungen der Logistiker zentrale Umschlaghubs empfohlen. Auch an der Entwicklung der IKT-Plattform zur Buchung und Steuerung des Gütertransports per Tram war die Hochschule Offenburg maßgeblich unter Leitung von Prof. Dr. Theo Lutz beteiligt. Themen waren unter anderem die fahrplanbasierte Transportplanung, die Kommunikation und Kompensation von Verspätungen sowie die Möglichkeit des Warentrackings während des Transports. Ebenso wurden einfache Kommunikationsstandards für die Integration des multimodalen Transports mit der Gütertram in Transport Management Systeme festgelegt sowie eine gemeinsame Softwarearchitektur entworfen und prototypisch umgesetzt. Dafür wurden Auszüge realer Transportaufträge aus den Systemen der Logistikpartner für die Modellierung und Umsetzung eines Transportdatengenerators genutzt. Zudem entstand ein Demonstrator, der im Labor der Forschungsgruppe von Prof. Theo Lutz zu weiteren Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, aber auch zur Lehre beitragen wird. Beteiligte Projektpartner wie der Konsortialführer KIT Karlsruhe sowie Thales/Hitachi Rail realisierten gleichzeitig für eine kurzfristigere Umsetzung des Konzepts einen Prototyp einer kombinierten Gütertram auf Basis eines Fahrzeugs der AVG und eines selbstfahrenden Lastenradanhängers. Dieser wurde bei der Abschlussveranstaltung vorgeführt.
Sämtliche Ergebnisse werden aktuell bereits in weiterführende Arbeiten eingebracht. Außerdem ist das Forschungsteam mit weiteren Städten zum Thema Gütertram in fortwährendem Kontakt.