Fit fürs Jugendamt: EvH Bochum bietet neue Qualifizierung in der Sozialen Arbeit
Sie sind die Kümmerer. Die mit dem offenen Ohr und dem kühlen Kopf. Diejenigen, die eingreifen und vermitteln, wenn Familien dringend Hilfe benötigen: Die Beschäftigten im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) der Jugendämter. Sie leisten vor allem im Kinder- und Jugendschutz wichtige Arbeit. Hierfür benötigen sie nicht nur ein besonderes Fingerspitzengefühl, sondern auch Fähigkeiten und Fachwissen rund um Recht, Pädagogik und Kommunikation. In einem neuen hochschulübergreifenden Pilotprojekt bietet die EvH Bochum nun eine individuelle Qualifizierungsmöglichkeit an: Die „Vertiefungsspur ASD“ bereitet Studierende gezielt auf die komplexen Anforderungen im Allgemeinen Sozialen Dienst vor.
Die EvH ist eine von drei Hochschulen in NRW, an der eine Spezialisierung in diesem Bereich möglich ist. „Die Fachkräfte vom ASD sind die zentrale Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und Familien in schwierigen Lebenssituationen. Sie sind es auch, die Schutz und Hilfe bieten, wenn das Wohl von jungen Menschen in Gefahr ist“, erklärt Projektkoordinatorin Marleen Steinbrich. „Leider fehlt ausgerechnet hier derzeit in vielen Kommunen spezifisch geschultes Personal.“
An der EvH Bochum haben Studierende darum jetzt die Möglichkeit, das Berufsfeld noch besser kennenzulernen. „Mit dem neuen Angebot möchten wir qualifizierte Fachkräfte im Zusammenspiel von Hochschule und Praxis ausbilden und sie optimal auf die vielfältigen Aufgaben im Kinder- und Jugendschutz vorbereiten. Der Bedarf ist schon heute riesig und wird in Zukunft weiter zunehmen“, prognostiziert Prof. Dr. Dirk Nüsken, Experte für Kinder- und Jugendhilfe an der EvH.
Wie das funktioniert?
Studierende, die den Bachelor „Soziale Arbeit“ an der EvH Bochum belegen, können im Rahmen der Vertiefungsspur gezielt Lehrveranstaltungen auswählen, die vertiefte Kenntnisse zu den Anforderungen im ASD vermitteln. Die Kurse heißen zum Beispiel „Gesprächsführung in familiären Krisensituationen“ oder „Prävention sexueller Gewalt in der Kinder- und Jugendhilfe“. Gleichzeitig lernen die Studierenden, sozialpädagogische Stellungnahmen zu erstellen oder die Themen Gender, Diversität und Migration in ihrem Handeln zu berücksichtigen. Am Ende des erfolgreichen Studiums gibt es hierfür ein Zertifikat mit Qualifizierungsnachweis.
Um den Studierenden Wissen aus erster Hand zu bieten, arbeitet die Hochschule eng mit den Jugendämtern der Städte Bochum, Essen, Dortmund und Wuppertal zusammen. „Wir behandeln in unseren Seminaren also echte Fälle aus der Praxis – anonymisiert natürlich. Von den Jugendämtern kommen zusätzlich Lehrende zu uns, die ihre Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag unmittelbar einbringen können Außerdem empfehlen wir unseren Studierenden ein Praxissemester beim ASD zu machen – hierfür halten die kooperierenden Jugendämter extra Plätze vor“, sagt Marleen Steinbrich. Bestenfalls ergibt sich hieraus eine Win-Win-Situation für alle Seiten: Kommunen auf der Suche nach Fachkräften, qualifizierte Berufseinsteiger_innen sowie Kinder, Jugendliche und Familien, die fachlich bestens betreut werden.
Gefördert wird das großangelegte Projekt in den kommenden drei Jahren vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW mit einer Fördersumme in Höhe von 754.000 Euro. Die Entwicklung des Projektes erfolgte unter Beteiligung der Bundesarbeitsgemeinschaft ASD. Es wird in den drei Modellregionen Münster, Bochum und Aachen unter Federführung des Instituts für soziale Arbeit e.V. (ISA) in Münster durchgeführt.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dirk Nüsken, nuesken@evh-bochum.de
Weitere Informationen:
http://www.go-asd.de