Das Corona-Sofortprogramm: Entwicklungsministerium lieferte schnelle und effektive Hilfe für Partnerländer
Die COVID-19-Pandemie hatte weltweit gravierende gesundheitliche und sozioökonomische Folgen, insbesondere in Ländern des globalen Südens. Um Partnerländer der deutschen Entwicklungszu-sammenarbeit in der Pandemie zu unterstützen, setzte das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im April 2020 das Corona-Sofortprogramm auf. Das Deut-sche Evaluierungsinstitut für Entwicklungszusammenarbeit (DEval) hat dieses Programm unter-sucht. Die Ergebnisse zeigen, dass das schnell umgesetzte Programm die Folgen der Pandemie ab-mildern konnte. Die Mittelverteilung hätte aber stärker an der Vulnerabilität und Betroffenheit der Länder ausgerichtet werden können.
Das Corona-Sofortprogramm
Die COVID-19-Pandemie hatte erhebliche gesundheitliche und sozioökonomische Auswirkungen auf Menschen und Länder weltweit. So stieg die extreme Armut im Jahr 2020 das erste Mal seit über 20 Jahren wieder an – um geschätzte 71 Millionen Menschen. Die Auswirkungen betrafen insbesondere Länder im globalen Süden und besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen. Als Reaktion setze das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im April 2020 das Corona-Sofortprogramm auf. Das Programm finanzierte mit 4,8 Milliarden Euro Maß-nahmen zur Früherkennung, Vermeidung und Eindämmung der COVID-19-Pandemie und ihrer sozioökonomischen Folgen in rund 80 Partnerländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.
Erfolgreiche Nutzung bestehender Partnerschaften während der Pandemie
Vor allem Reaktionen der Regierungen zur Eindämmung der Pandemie wie Lockdowns und Kontaktbeschränkungen, brachten Herausforderungen für die einheimische Bevölkerung und die internationale Entwicklungszusammenarbeit mit sich. Um unter diesen erschwerten Bedingungen die Maßnahmen des Corona-Sofortprogramms erfolgreich umsetzen zu können, war zum einen das etablierte Know-how von Regierungsinstitutionen und zivilgesellschaftlichen Organisationen im Partnerland über lokale Prozesse und Bedarfe entscheidend; zum anderen ermöglichte der Aufbau des Sofortprogramms auf bereits bestehenden Partnerschaften eine schnelle Reaktion auf die Pandemie. Insbesondere die Beschaffung von Sachgütern konnte erfolgreich über internationale Organisationen (wie beispielsweise die WHO oder UNICEF) und Partnerorganisationen umgesetzt werden. Auch in Zukunft sollte das BMZ bei ähnlichen Krisen daher auf bestehende Partnerschaften setzen und insbesondere Mittel an internationale und verstärkt auch an zivilgesellschaftliche Organisationen vergeben.
Bedarfe der Partnerländer wurden nicht systematisch ermittelt
In Reaktion auf die Krise wurden sowohl neue Projekte gefördert als auch bestehende Projekte an die COVID-19-Maßnahmen angepasst und ausgebaut. Allerdings wurden die Mittel des Corona-Sofortprogramms nicht systematisch nach der Vulnerabilität und Betroffenheit der Länder vergeben: „Systematische Bedarfsanalysen wurden nicht durchgeführt, was zwar zu Beginn der Pandemie eine schnelle Umsetzung von Maßnahmen förderte, im Verlauf jedoch dazu führte, dass einzel-ne, weniger betroffene Länder viele Mittel erhielten“, so Abteilungsleiterin Amélie zu Eulenburg. „Daher sollten bei zukünftigen Krisen die Vulnerabilität, Betroffenheit und Bedarfe der Partnerländer stärker in die Mittelverteilung mit einbezogen werden.“
Krisenprogramm für die Zukunft
Das Corona-Sofortprogramm wurde vom BMZ unter hohem Zeitdruck und bei eigener eingeschränkter Arbeitsfähigkeit während der Pandemie umgesetzt. Temporäre Krisenstäbe wurden geschaffen, um eine schnelle Mittelverteilung und Umsetzung der Hilfsmaßnahmen zu gewährleisten. Diese waren jedoch nicht darauf ausgerichtet, das Programm über die gesamte Laufzeit systematisch zu steuern. Für die Zukunft sollten Strukturen geschaffen werden, die Lehren aus dem Corona-Sofortprogramm ziehen und für ähnliche Krisen die Verantwortlichkeiten für Planung, Steuerung und Koordination festlegen. So könnten die reaktiven Maßnahmen im Verlauf einer Krise besser überprüft und angepasst werden, Lernerfahrungen festgehalten und die Bedarfe der Partnerländer stärker berücksichtigt werden.
Datengrundlage
Die Evaluierung untersuchte die Maßnahmen des Corona-Sofortprogramms von 2020 bis 2021. Es wurden eine Portfolioanalyse, eine Literaturanalyse und eine Länderumfrage durchgeführt. Zudem waren Interviews und Umfragen in drei Fallstudienländern Bestandteil der Untersuchung. Das Evaluierungsteam arbeitete zwecks Arbeitsteilung und Wissensaustausch eng mit der von der OECD-DAC gegründeten COVID-19-Evaluation Coalition zusammen.
Der vollständige Bericht „Evaluierung des Corona-Sofortprogramms des BMZ. Lernen aus der CO-VID-19-Pandemie“ ist auf der Website des DEval abrufbar.
Über das DEval
Das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) ist vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mandatiert, Maßnahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit unabhängig und nachvollziehbar zu analysieren und zu bewerten. Mit seinen strategischen und wissenschaftlich fundierten Evaluierungen trägt das Institut dazu bei, die Entscheidungsgrundlage für eine wirk-same Gestaltung des Politikfeldes zu verbessern und Ergebnisse der Entwicklungszusammenarbeit transparenter zu machen. Das Institut gehört zu den Ressortforschungseinrichtungen des Bundes und wird von Prof. Dr. Jörg Faust geleitet.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Amélie Gräfin zu Eulenburg
Abteilungsleitung Nachhaltige Wirtschafts- und Sozialentwicklung, Integritätsbeauftragte
Tel.: +49 (0)228 336907-930
E-Mail: amelie.eulenburg@DEval.org
Originalpublikation:
https://www.deval.org/de/publikationen/die-evaluierung-des-corona-sofortprogramms-des-bmz