TU-Professorin Iryna Gurevych erhält hochkarätigen „Milner Award” der Royal Society
Die TU-Informatikerin Iryna Gurevych erhält als erste Wissenschaftlerin in Deutschland und als erste Universitätsprofessorin den renommierten „Milner Award” der britischen Royal Society. Die Forscherin wird für ihre bedeutenden Beiträge zur Automatischen Sprachverarbeitung und Künstlichen Intelligenz ausgezeichnet, die „ein tiefes Verständnis der menschlichen Sprache und kognitiven Fähigkeiten mit den neuesten Paradigmen des Maschinellen Lernens verbinden”, wie die älteste unabhängige wissenschaftliche Akademie der Welt in London mitteilte. Gurevych leitet die Arbeitsgruppe Ubiquitous Knowledge Processing (UKP) am Fachbereich Informatik der Technischen Universität Darmstadt.
Die Preisträgerin äußerte sich sehr erfreut über die Ehrung. „Ich bin stolz darauf, mit meiner Arbeit einen Beitrag geleistet zu haben, der nun von der Royal Academy gewürdigt wird”, sagte Gurevych, die erste Universitätsprofessorin, die den „Milner Award“ erhält. „Die Auszeichnung macht europäisches Maschinelles Lernen und Natural Language Processing sichtbar und bedeutet für mein gesamtes Team eine Anerkennung unserer harten Arbeit über die Jahre hinweg. Der Milner Award wird dazu beitragen, junge Talente für mein Team zu gewinnen, was ein wichtiger Erfolgsfaktor in unserem Wissenschaftsbereich ist. Ich fühle mich geehrt, bin demütig und dankbar gegenüber meinem Team, meinen Mentor:innen und meinen Kolleg:innen.”
Gurevychs Forschungsgebiet, die Künstliche Intelligenz (KI), hat die Welt in den vergangenen Jahren drastisch verändert. Insbesondere in der Automatischen Sprachverarbeitung (Natural Language Processing, NLP) – einem Bereich der KI, der Sprachmodelle zur Texterzeugung (Large Language Models, LLMs) wie den Chatbot ChatGPT umfasst – wurden immense Fortschritte erzielt und Werkzeuge entwickelt, die menschliche Sprache mit beeindruckender Genauigkeit verstehen und erzeugen können. Diese Werkzeuge werden nun in verschiedenen Anwendungen wie Übersetzung, Suche und Konversation eingesetzt.
Als Wissenschaftlerin, Forschungsleiterin, Mentorin und Wissenschafts-kommunikatorin trug Gurevych maßgeblich zum Erfolg von NLP bei. Sie gehörte zu den Pionier:innen, die in ihrer frühen Arbeit Wikipedia als reichhaltige Datenquelle für die Sprachverarbeitung nutzten, und verantwortete bahnbrechende Forschungsarbeiten über Textrepräsentationen auf Grundlage neuronaler Netze sowie zur parameter-effizienten Feinabstimmung großer, vortrainierter Transformer-Modelle wie BERT, die das Rückgrat der heutigen NLP-Technologie bilden.
Der Milner Award wird jährlich für herausragende Leistungen in der Informatik an einen europäischen Forscher oder eine Forscherin verliehen. Der Preisträger oder die Preisträgerin wird vom Rat der Royal Society auf Empfehlung des Milner Preiskomitees ausgewählt. Dem Komitee gehören Forschende aus drei europäischen Ländern an: Mitglieder der Royal Society, der Leopoldina (Deutschland) sowie der Académie des sciences (Frankreich). Der oder die Ausgezeichnete erhält eine Medaille und ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Pfund (knapp 6.000 Euro) und wird eingeladen, in der Royal Society einen öffentlichen Vortrag über die eigene Forschung zu halten. Der Preis wird zu Ehren von Professor Robin Milner (1934-2010) verliehen, einem Pionier der Informatik.
Zur Person
Professorin Iryna Gurevych ist Mitglied der Leopoldina, die erste LOEWE-Spitzenprofessorin des Landes Hessen, Gründungsmitglied des Hessischen Zentrums für Künstliche Intelligenz (hessian.AI) sowie Gründerin und Leiterin des “Ubiquitous Knowledge Processing Labs” der TU Darmstadt. Außerdem ist sie Principal Investigator mehrerer Forschungsnetzwerke, unter anderem am Nationalen Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit ATHENE. 2022 wurde Gurevych zum Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Sie ist Adjunct Professorin an der Mohamed bin Zayed University of Artificial Intelligence (MBZUAI) in Abu Dhabi, VAE sowie mit dem neu gegründeten KI-Forschungsinstitut INSAIT in Sofia affiliiert.
Im Rahmen ihrer Arbeit wurde Gurevych mit einer Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und einer Lichtenberg-Professur der Volkswagen-Stiftung ausgezeichnet. Sie ist ACL 2020 Fellow (weniger als 0,2 Prozent der wissenschaftlichen Community), ELLIS (European Laboratory for Learning and Intelligent Systems)-Fellow und Programm-Kodirektorin sowie Trägerin eines ERC Advanced Grants des Europäischen Forschungsrats für das Projekt „InterText – Modeling Text as a Living Object in Cross-Document Context”.
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