Risikobewertung von Schadstoffen: Vom Hörsaal in die Praxis
Gießener Hochschulen richten mit dem Forschungszentrum Neu-Ulrichstein und zwei Fachgesellschaften der Umweltchemie und Ökotoxikologie die Tagung „Umwelt 2024“ aus
Die Risikobewertung von Schadstoffen steht im Mittelpunkt der Tagung „Umwelt 2024“ in Gießen und Homberg (Ohm). Dabei werden grundlagenorientierte und angewandte Forschung verknüpft und Einblicke in aktuelle umweltchemische, ökotoxikologische und regulatorische Themen gewährt. Die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) und das Forschungszentrum Neu-Ulrichstein (FNU) in Homberg (Ohm) kooperieren seit vielen Jahren in Ausbildung und Forschung im Bereich der Umweltchemie und Ökotoxikologie und richten in diesem Jahr gemeinsam mit der Fachgesellschaft SETAC (Society of Environmental Toxicology and Chemistry) GLB (German Language Branch) und der GDCh-Fachgruppe Umweltchemie und Ökotoxikologie die gemeinsame Jahrestagung „Umwelt 2024“ der beiden Fachgesellschaften aus.
Erwartet werden rund 250 Teilnehmende aus dem deutschsprachigen Raum und einige internationale Gäste aus Wissenschaft und Industrie. Sie diskutieren vom 8. bis 11. September 2024 die Erkenntnisse nicht nur im Hörsaal, sondern auch direkt am Objekt im Freiland. An der THM, die dieses Jahr die Infrastruktur bereitstellt, werden aktuelle Themen vom theoretischen Modell über den Laborversuch bis hin zu komplexen Ökosystemstudien und computerbasierten Modellierungen präsentiert. Eine Besonderheit der Tagung ist der Feldtag mit rund 25 praktischen Freilanddemonstrationen am Forschungszentrum Neu-Ulrichstein in Homberg (Ohm). Er bietet Einblicke in die praktische Umsetzung komplexer ökotoxikologischer Prüfungen. Nach der Tagung werden die Aufbauten noch einige Zeit für Schülerinnen und Schüler von weiterführenden Schulen der Region zur Verfügung stehen und bei der Orientierung hinsichtlich Ausbildung und Studium unterstützen.
„Die Menge an Kunststoffen, die früher oder später in die Umwelt gelangen und dort potenziell unerwünschte Nebeneffekte verursachen, übersteigt die Biomasse aller Säugetiere mittlerweile bei Weitem“, sagt Prof. Dr. Rolf-Alexander Düring vom Institut für Bodenkunde und Bodenerhaltung der JLU. „Ein verantwortungsvoller Umgang mit diesen Chemikalien – bei Plastik zahlreiche unterschiedliche Polymere – ist ein hochaktuelles Thema der Tagung.“
Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) hat im Jahr 2021 die Verschmutzung mit menschengemachten Chemikalien als eine der planetaren Krisen bestätigt. „Damit ist diese Chemikalienbelastung in der Relevanz mit dem Klimawandel und dem Rückgang der biologischen Vielfalt vergleichbar“, so Prof. Düring. „Um die dabei von den Grundlagenwissenschaften erkannten Probleme in praktische Umweltschutzmaßnahmen umzusetzen, ist die Zusammenarbeit mit der anwendungsorientierten Forschung und Entwicklung ein zentraler Erfolgsfaktor“, ergänzt Prof. Dr. Harald Platen vom THM-Kompetenzzentrum für nachhaltige Entwicklung und EnergieSysteme (ZEuUS).
Die beiden Fachgesellschaften der Umweltchemie und Ökotoxikologie – SETAC GLB und GDCh U&Ö – führen grundlagenorientierte und angewandte Forschung im Hinblick auf die Risikobewertung von chemischen Substanzen zusammen. Integriert in die Tagung ist das „Junge Umweltforum der GDCh-Fachgruppe U & Ö, wo Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse präsentieren können.
In den umweltwissenschaftlich ausgerichteten Bachelor- und Masterstudiengängen an der JLU und der THM werden umweltchemische, umweltanalytische und ökotoxikologische Angebote von den Studierenden stark nachgefragt. Die Tagung „Umwelt 2024“ und auch die sonstige Kooperation der Beteiligten bietet den Studierenden über die Grundlagenorientierung an den Hochschulen hinaus Einblicke zum aktuellen Stand der Technik in der Anwendung am Forschungszentrums Neu-Ulrichstein sowie in die Herausforderungen in Forschung und Praxis.
Mit der Tagung bieten die Ausrichter dem wissenschaftlichen Nachwuchs zudem einen attraktiven Einstieg in das Netzwerk aus Wissenschaft, Industrie und Behörden und ermutigen, eigene Forschungsvorhaben vorzustellen. Den besten Arbeiten winken verschiedene Preise, darunter hochdotierte Nachwuchs-Förderpreise der SETAC GLB und der GDCh U&Ö.
Termin
Tagung „Umwelt 2024“: 8.-11. September 2024
Feldtag am Forschungszentrum Neu-Ulrichstein: 10. September 2024
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Rolf-Alexander Düring (JLU)
E-Mail: rolf-alexander.duering@umwelt.uni-giessen.de
Prof. Dr. Harald Platen (THM)
E-Mail: harald.platen@lse.thm.de
Prof. Dr. Klaus Peter Ebke (FNU/JLU)
E-Mail: klaus.ebke@umwelt.uni-giessen.de
Weitere Informationen:
https://www.setac-glb.de/tagung-2024 (Programm und Registrierung)