Herbstprognose IfW Kiel: Deutsche Wirtschaft schrumpft 2024 erneut, anschließende Erholung kraftlos
Die deutsche Wirtschaftsleistung dürfte 2024 erneut schrumpfen, nachdem sie bereits im Vorjahr gesunken war. Dies geht aus der aktuellen Herbstprognose des IfW Kiel hervor. Positive Signale zur Jahresmitte haben sich nicht bekräftigt, weshalb das IfW Kiel seine Erwartungen für dieses und das kommende Jahr deutlich nach unten revidiert. 2024 dürfte das BIP um 0,1 Prozent zurückgehen (Sommerprognose: +0,2 Prozent). Für 2025 steht nur noch ein Plus von 0,5 Prozent in Aussicht, statt wie bislang erwartet 1,1 Prozent. Die Arbeitslosenquote dürfte zwischenzeitlich bis auf 6,1 Prozent steigen, die Inflation allmählich auf 2 Prozent nachgeben.
„Die Aufwärtssignale, die die Frühindikatoren noch im Sommer sendeten, haben sich nicht verfestigt,” sagt Stefan Kooths, Konjunkturchef des IfW Kiel zur heute erschienenen Herbstprognose. „Zugelegt haben zuletzt vor allem die staatlich stark beeinflussten Dienstleistungsbranchen. Insgesamt stottert die deutsche Wirtschaft in eine blutleere Erholung, auch weil die Wirtschaftspolitik keine verlässlichen Weichenstellungen vorzunehmen vermag.“
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Deutsche Wirtschaft im Herbst 2024: Konjunktur stottert in kraftlose Erholung (https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/deutsche-wirtschaft-im-herbst-2024-konjunktur-stottert-in-kraftlose-erholung-33231/?ADMCMD_simTime=1725435000)
Weltwirtschaft im Herbst 2024: Weiterhin wenig Schwung (https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/weltwirtschaft-im-herbst-2024-weiterhin-wenig-schwung-33229/?ADMCMD_simTime=1725435000)
Für das laufende Jahr belastet insbesondere der schwache private Konsum (+0,4 Prozent) die Aussichten, weil sich die Haushalte trotz steigender Realeinkommen zurückhalten. Hinzu kommt, dass Industrie (-2,7 Prozent) und Bauwirtschaft (-4,3 Prozent) tiefer in die Rezession driften. Investitionen leiden unter hoher wirtschaftspolitischer Unsicherheit, die Ausrüstungsinvestitionen dürften um 7,2 Prozent sinken.
2026: Überdurchschnittlich viele Werktage überzeichnen den BIP-Zuwachs
In den beiden Folgejahren nimmt die deutsche Wirtschaft dank weiter steigender Realeinkommen, einer höheren Nachfrage aus dem Ausland und sinkender Zinsen dann wieder etwas Fahrt auf. Bis September 2025 dürfte die EZB den Leitzins auf 2,25 Prozent gesenkt haben.
Die Erholung verläuft allerdings nur schleppend, auch weil geschrumpfte Produktionskapazitäten nur noch geringe Zuwächse erlauben. Dieser Befund ist infolge eines derzeit beschleunigten Strukturwandels allerdings mit besonderer Unsicherheit behaftet.
In einer ersten Schätzung für 2026 geht das IfW Kiel von einem Plus beim BIP von 1,1 Prozent aus, 0,3 Prozentpunkte davon sind allerdings auf die überdurchschnittlich vielen Werktage zurückzuführen.
Die Arbeitslosenquote dürfte angesichts der schwachen Konjunktur auf 6,0 Prozent (2024) und 6,1 Prozent (2025) ansteigen und dann leicht auf 5,9 Prozent (2026) zurückgehen.
Die Zahl der Erwerbstätigen erreicht in der Mitte des Prognosezeitraums mit rund 46,2 Millionen ihren Zenit, ab dann beginnt infolge des demografischen Wandels der Sinkflug.
Die Inflation geht weiter zurück und wird nach 2,2 Prozent in diesem Jahr in den kommenden beiden Jahren wohl bei 2 Prozent liegen. Die Kernrate (ohne Energie) erreicht die Nähe der 2-Prozent-Marke erst im Jahr 2026, weil der Preisdruck bei Dienstleistungen noch länger anhält.
Das Budgetdefizit dürfte vor allem aufgrund der etwas anziehenden Wirtschaftsleistung von 1,9 Prozent in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (2024) auf 1,7 Prozent (2025 und 2026) zurückgehen.
Bauinvestitionen werden laut Prognose erst ab 2026 wieder zulegen (+2,6 Prozent). Die zaghafte Erholung setzt dann auf einem Neubauvolumen ein, das so niedrig ist, wie zuletzt vor 13 Jahren.
Nicht nur konjunkturelle, sondern zunehmend auch strukturelle Krise
„Die deutsche Wirtschaft steckt zunehmend in einer Krise, die nicht nur konjunktureller, sondern auch struktureller Natur ist,” sagt Moritz Schularick, Präsident des IfW Kiel. „Die Haushaltskürzungen der Ampelregierung belasten hier zusätzlich, und die Zinswende der EZB kommt für Deutschland zu spät. Hinzu kommt: Alte Kernindustrien waren viel zu lange veränderungsresistent, und die Asyldebatte vergiftet den Dialog über die wirtschaftlich notwendige Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland. Solange das so bleibt, können wir zusehen, wie unser Wachstumspotenzial immer kleiner wird.“
In seiner Prognose für die Weltwirtschaft rechnet das IfW Kiel mit Zuwachsraten in diesem und den kommenden beiden Jahren von gut 3 Prozent. Besonders deutlich, um die 7 Prozent, legt die indische Wirtschaftsleistung zu.
Damit bleiben die deutschen Exporte (2025: +1,2 Prozent; 2026: +2,5 Prozent) im Prognosezeitraum spürbar hinter der globalen Dynamik zurück.
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