Podium "Faschismus im 21. Jahrhundert: Brauchen wir neue Theorien?"
Donnerstag, 19. September 2024, 18.30 Uhr
Online (ZOOM) & Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Gartensaal
Goethestraße 31, 45128 Essen
Im Rahmen des Workshops „Was war Faschismustheorie?“ diskutieren die Philosophin Luce deLire, der Sozialwissenschaftler Alex Demirović und die Journalistin und Humanökologin Tatjana Söding die Frage, welche Lektionen im Kampf gegen Faschisierungsprozesse aus der über hundertjährigen Geschichte der Faschismustheorien gezogen werden können.
Frei nach Max Horkheimer gilt auch und gerade für kritische Theorien am Ende die sprichwörtliche Puddingprobe: The proof is in the eating. In dieser Hinsicht muss man den Faschismustheorien des 20. Jahrhunderts ein verheerendes Zeugnis ausstellen.Weder gelang es ihnen, den Siegeszug des historischen Faschismus frühzeitig zu unterbrechen, noch sein gespenstisches Fortwesen innerhalb der Nachkriegsdemokratien zu zerstreuen oder die Bedingungen seiner periodischen Wiederkehr als Zombie des Politischen, die wir derzeit erneut erleben müssen, aufzuheben. Stattdessen wuchs der Papierstapel mit Erklärungsversuchen in atemberaubende Höhen.
Wer theoretisch über aktuelle Faschisierungsprozesse nachdenkt, tut deshalb gut daran, von diesem Scheitern seinen Ausgang zu nehmen. Die notorisch schwierige Frage nach dem Verhältnis von Theorie und Praxis gewinnt angesichts der allzu realen faschistischen Gewalt zugleich besondere Dringlichkeit.
Auf dem Podium „Faschismus im 21. Jahrhundert: Brauchen wir neue Theorien?“ fragen die Philosophin Luce deLire, der Sozialwissenschaftler Alex Demirović und die Journalistin und Humanökologin Tatjana Söding danach, welche Lektionen im Kampf gegen Faschisierungsprozesse aus der über hundertjährigen Geschichte der Faschismustheorien gezogen werden können. Sie diskutieren, welche Aktualisierungen nötig sind, um die Theorien der Vergangenheit für aktuelle Analysen brauchbar zu machen; und spüren zugleich unerwarteten Aktualitäten in lang beiseitegelegten Ansätzen nach: Welche Themen rücken angesichts der gegenwärtigen politischen Dynamik ins Zentrum? Mit welchen Instrumenten bekommt man ihre Verwandlungen zu fassen? Was folgt aus den gewonnenen Erkenntnissen? Geht es um ein „Zurück zu“ (beispielsweise den Evergreens Marx, Freud, Adorno und Co.) oder um die Wiederentdeckung einer (zu Unrecht?) vergessenen Position, die als Schlüssel zur Situation dienen kann? Brauchen wir stattdessen eine ganz neue Faschismustheorie? Oder ist unser unablässiges Theoretisieren möglicherweise selbst Teil des Problems?
REFERENT*INNEN
Luce deLire
Alex Demirović, Goethe-Universität Frankfurt
Tatjana Söding, The Zetkin Collective
MODERATION
Morten Paul, KWI
ORGANISATOREN
Stefan Höhne & Morten Paul, KWI
TEILNAHME VOR ORT
Die Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
TEILNAHME VIA ZOOM
Für eine Online-Teilnahme folgen Sie beizeiten dem Zoom-Link auf der KWI-Homepage.
VERANSTALTER
Eine Veranstaltung des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI)
Über das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI):
Das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI) ist ein interdisziplinäres Forschungskolleg für Geistes- und Kulturwissenschaften in der Tradition internationaler Institutes for Advanced Study. Als interuniversitäres Kolleg der Ruhr-Universität Bochum, der Technischen Universität Dortmund und der Universität Duisburg-Essen arbeitet das Institut mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern seiner Trägerhochschulen und mit weiteren Partnern in NRW und im In- und Ausland zusammen. Innerhalb des Ruhrgebiets bietet das KWI einen Ort, an dem die Erträge ambitionierter kulturwissenschaftlicher Forschung auch mit Interessierten aus der Stadt und der Region geteilt und diskutiert werden. Derzeit stehen folgende Forschungsschwerpunkte im Mittelpunkt: Kulturwissenschaftliche Wissenschaftsforschung, Kultur- und Literatursoziologie, Wissenschaftskommunikation, Visual Literacy sowie ein „Lehr-Labor“. Fortgesetzt werden außerdem die Projekte im Forschungsbereich Kommunikationskultur sowie Einzelprojekte.
www.kulturwissenschaften.de
Weitere Informationen:
https://www.kulturwissenschaften.de/veranstaltung/faschismus-im-21-jahrhundert-brauchen-wir-neue-theorien/ Die Veranstaltung auf der KWI-Webseite