Damit das Ankommen leichter fällt - Projekt untersuchte die Bedeutung von Ankunftsinfrastrukturen für Neuzugewanderte
Menschen, die in Deutschland ankommen, erleben eine Vielzahl an rechtlichen, sprachlichen oder auch sozialen Barrieren. Sogenannte Ankunftsinfrastrukturen wie nachbarschaftliche Netzwerke, zivilgesellschaftliche und kommunale Einrichtungen aber auch Möglichkeiten zur Begegnung im öffentlichen Raum können dabei helfen, Zugänge zu wichtigen Ressourcen wie Wohnraum, Arbeit, Sprache, Bildung und sozialen Kontakten zu erleichtern. Im internationalen Projekt AIMEC wurde untersucht, wie diese Strukturen die gesellschaftliche Teilhabe Neuzugewanderter ermöglichen.
Miriam Neßler, Lara Hartig, Jun. Prof. Dr. Heike Hanhörster und Dr. Cornelia Tippel haben die Ergebnisse ihrer Forschung in der Dortmunder Nordstadt in der aktuellen ILS-TRENDS-Ausgabe 02/24 „Infrastrukturen des Ankommens: Teilhabe gemeinsam gestalten“ veröffentlicht.
„Wie gut das Ankommen funktioniert, hängt nicht nur von den persönlichen Voraussetzungen und Anstrengungen der Neuzugewanderten ab“, erläutert Miriam Neßler, Wissenschaftlerin am ILS – Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Mitglied des Projektteams. „Besonders entscheidend ist auch, auf welche Unterstützungsangebote sie stoßen und welche Strukturen es gibt, die das Ankommen im neuen Quartier erleichtern“, so Neßler. Dabei kommt den Städten und insbesondere jenen Quartieren, die bereits seit längerer Zeit von Migration geprägt sind und in denen sich Unterstützungsinfrastrukturen etabliert haben, eine besondere Bedeutung zu.
Im Rahmen des Forschungsprojekts AIMEC erarbeitete das Projektteam, wie Teilhabegelegenheiten auf städtischer Ebene mitgestaltet werden: In der Dortmunder Nordstadt sind es staatliche, zivilgesellschaftliche, soziale, kommerzielle, stadträumliche und digitale Ankunftsinfrastrukturen, die Orientierung bieten und den Zugang von Neuzugezogenen zu Informationen und anderen Ressourcen ermöglichen. „In der Dortmunder Nordstadt bündeln sich viele Akteure und Angebote. Damit hat das Quartier eine wichtige integrative Funktion, die auch über Stadtteil- und Stadtgrenzen hinausgeht“, so Neßler. Die Zugänglichkeit von Ankunftsinfrastrukturen wird maßgeblich durch ihre räumliche und zeitliche Erreichbarkeit, soziale und strukturelle Einbettung sowie diskriminierungssensible Gestaltung gefördert.
Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse aber auch, dass strukturelle Defizite nur bedingt und durch enorme, auch finanzielle, Ressourcen auf der lokalen Ebene ausgeglichen werden können. „Um gleichberechtigte Teilhabe für alle, Neuzugezogene und Alteingesessene zu ermöglichen, sollte – auf allen staatlichen Ebenen – daran gearbeitet werden, Barrieren abzubauen, die erforderlichen Regelsysteme zu öffnen, Infrastrukturen der Daseinsvorsorge auszubauen sowie etablierte Ankunftsinfrastrukturen verlässlich zu finanzieren“, so Neßler.
Im Forschungsprojekt AIMEC (Arrival Infrastructures and Migrant Newcomers in European Cities) ging ein internationales Forschungsteam drei Jahre (05/21-08/24) der Frage nach, wie Ankunftsinfrastrukturen Teilhabe von Neuzugewanderten ermöglichen. Das Projekt wurde vom britischen ESRC (Economic and Social Research Council) gefördert und untersuchte Ankunftsinfrastrukturen in drei Stadtteilen in London, Brüssel und Dortmund.
Das ILS – Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung ist ein außeruniversitäres Forschungsinstitut, das die aktuelle und künftige Entwicklung von Städten interdisziplinär und international vergleichend untersucht. Weitere Informationen auf www.ils-forschung.de.
Originalpublikation:
https://www.ils-forschung.de/files_publikationen/pdfs/ils-trends-02-24.pdf
https://doi.org/10.58122/hkcw-0s66