Launch von internationaler E-Learning-Plattform zum Buddy-Building an der Universität Jena
Damit bereits Kinder und Jugendliche erfahren, wie bereichernd und konstruktiv es sein kann, Herausforderungen gemeinsam zu meistern sowie von- und miteinander zu lernen, ist heute an der Universität Jena eine multilinguale E-Learning-Plattform freigeschaltet worden. Diese haben Expertinnen und Experten verschiedener Wissenschaftsdisziplinen aus elf Ländern im Rahmen des Forschungsprojekts KIDS4ALLL (Key Inclusive Development Strategies for Lifelong Learning) erarbeitet. Im Mittelpunkt der Lerninhalte steht die Zusammenarbeit in Zweierteams.
Gemeinsames Zusammenleben funktioniert nur dann gut, wenn jede und jeder Einzelne mit anderen Menschen kooperieren und dabei erfahren kann, wie hilfreich andere Perspektiven sein können. Andernfalls bröckelt der Zusammenhalt, wie sich derzeit in der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft hierzulande und in vielen anderen Staaten beobachten lässt. Deshalb ist es wichtig, dass bereits Kinder und Jugendliche erfahren, wie bereichernd und konstruktiv es sein kann, Herausforderungen gemeinsam zu meistern sowie von- und miteinander zu lernen. Um sie dabei zu unterstützen, haben Expertinnen und Experten verschiedener Wissenschaftsdisziplinen aus elf Ländern im Rahmen des Forschungsprojekts KIDS4ALLL (Key Inclusive Development Strategies for Lifelong Learning) eine große Palette an Lerninhalten erarbeitet, bei denen die Zusammenarbeit in Zweierteams im Mittelpunkt steht. Über die multilinguale E-Learning-Plattform – konzipiert an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und dort heute (12.09.) im Rahmen einer Tagung freigeschaltet – ist das Material ab jetzt frei zugänglich abrufbar. Schulen, andere Bildungseinrichtungen und Jugendzentren können es unkompliziert nutzen. Die Plattform, die in Zukunft mit immer neuen Inhalten erweitert wird, ist zu erreichen unter: https://learn.kids4alll.eu.
Das Buddy-System
„Im Zentrum unseres Projekts steht das sogenannte Buddy-System – eine Methode, in der zwei Kinder oder Jugendliche zusammenarbeiten, die nicht zwingend beste Freunde sind, sondern sich erst über die Bewältigung der Arbeit begegnen und miteinander und voneinander lernen“, erklärt PD Dr. Luisa Conti vom Fachbereich Interkulturelle Wirtschaftskommunikation der Universität Jena. Sie hat gemeinsam mit ihrer Kollegin Klara Räthel die Entstehung des Herzstücks von KIDS4ALLL – die neue E-Learning-Plattform – geleitet und koordiniert. „Schulen und andere Bildungseinrichtungen weltweit wenden das Konzept an, um Kooperationsvermögen zu stärken“, sagt Conti. Häufig werde es eingesetzt, um Kinder und Jugendliche, die beispielsweise neu in eine Schulklasse kommen oder die Sprache noch nicht richtig beherrschen, besser zu integrieren. Allerdings gehe es hier explizit nicht um eine Patenschaft – vielmehr sollten beide Mitglieder ihre Stärken in das Team einbringen und sich auf Augenhöhe begegnen.
Im Rahmen des Projekts erforschten die teilnehmenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zunächst in zahlreichen europäischen und nichteuropäischen Ländern, wie das Buddy-System funktioniert und in welchen Konzepten es Bildungs- und Betreuungseinrichtungen bereits umsetzen. Dafür arbeiteten sie eng mit Partnern aus der Praxis zusammen, etwa mit der Kindersprachbrücke Jena.
Kleine Momente der Begegnung anregen
Mit den gewonnenen Erkenntnissen erarbeiteten alle Mitwirkenden von KIDS4ALLL Lerninhalte für Buddy-Teams. Durch diese Aufgaben, die nun auf der neuen Plattform in 14 Sprachen zu finden sind, sollen die Kinder und Jugendlichen zum einen bestimmte Schlüsselkompetenzen erwerben, etwa in den Bereichen Digitalisierung, Gesellschaft, Naturwissenschaften oder Wirtschaft. „Zum anderen sollen sie aber vor allem kooperativ an die jeweiligen Herausforderungen herangehen und lernen, wie man effektiv und für alle Seiten bereichernd zusammenarbeitet“, sagt Luisa Conti.
In die sehr zugänglich gestalteten Einheiten führt zunächst ein spielerisches und kommunikatives Element – etwa ein Quiz – thematisch ein. Danach lösen die Buddys meist auf kreative Art und Weise die jeweilige Aufgabe. Beispielsweise bietet sich die Möglichkeit, ein Video zu drehen oder einen Podcast aufzunehmen. Die Ergebnisse können sie wieder hochladen und andere daran teilhaben lassen. Abschließend werden sie dazu motiviert, ihre Herangehensweise und ihre Arbeit zu reflektieren. Wer mehr zum Thema wissen will, findet zudem hilfreiche Links.
Um den Einstieg ins Teamwork zu begleiten, haben die Expertinnen in Zusammenarbeit mit dem Multimediazentrum der Universität Jena und dem Jenaer Unternehmen „Avocado Film“ kurze Einführungsvideos produziert, die etwa erklären, wie man Ideen entwickelt oder auch wie man Konflikte, die bei der gemeinsamen Arbeit entstehen können, löst. „Insgesamt wollen wir aber nicht zu viel vorschreiben und Erwartungshorizonte zugrunde legen, sondern vor allem Impulse liefern. Die Kinder sollen vor allem Spaß am Lernen entwickeln, sich selbst in die Themen einarbeiten, kreativ werden und die Wirksamkeit als Team erleben“, sagt Luisa Conti.
„Wir wollen die scheinbar kleinen Momente zwischen Kindern und Jugendlichen, die auf den ersten Blick nicht so viel gemeinsam haben, anregen, damit sie sich über das Lernen und Ausprobieren miteinander verbinden können“, formuliert Klara Räthel die Erwartungen an die Plattform. „Das fördert die Offenheit, aufeinander zuzugehen, Kommunikationskompetenzen sowie die Wahrnehmung und den Austausch unterschiedlicher Perspektiven.“
Hilfe beim Buddy-Building
Während die jungen Teams die Plattform kennenlernen, sollen ihnen lernbegleitende Personen – etwas Lehrkräfte oder auch Sozialpädagogen und -pädagoginnen – zur Seite stehen. Nicht nur deshalb haben die Entwicklerinnen und Entwickler auch pädagogische Inhalte integriert. Darin vermitteln sie Kompetenzen in Bereichen wie kollaboratives Lernen, Interkulturalität oder sozioemotionale Fähigkeiten, die sowohl bei der Begleitung der Teams als auch im Berufsalltag in Schulen und Jugendzentren helfen können. Und sie geben Tipps für das Buddy-Building, also wie sie die Teams am besten zusammenbringen.
Dass diese Ziele in der Plattform erreicht wurden, hat die EU-Kommission nach ihrer Evaluation vor der Freischaltung bestätigt: „Das Projekt hat sehr gute Ergebnisse geliefert und die KIDS4ALLL-Plattform ist von hervorragender Qualität".
Die Plattform steht generell für alle offen – die Inhalte sind auch herunterladbar. Derzeit informieren die Jenaer Expertinnen Schulämter und andere Institutionen über das neue Angebot und stellen es während Veranstaltungen vor. Bereits während der Entstehungszeit arbeiteten sie zudem eng mit dem Thüringer Bildungsministerium zusammen.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
PD Dr. Luisa Conti
Interkulturelle Wirtschaftskommunikation der Friedrich-Schiller-Universität
Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944370
E-Mail: luisa.conti@uni-jena.de
Weitere Informationen:
https://learn.kids4alll.eu - zur Plattform