Erstmals in Deutschland: Herzzentrum der UMG setzt neues Verfahren bei Herzrhythmusstörungen ein
Im Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) wurde erstmals in Deutschland der Optrell Mapping-Katheter eingesetzt, der eine präzise Darstellung des Herzens erlaubt. Der Katheter misst die elektrische Aktivität und Struktur des Herzens, während er platziert wird und erstellt eine Art „Landkarte“. Die Bereiche im Herzen, die Probleme erzeugen, können so identifiziert und Patient*innen mit komplexen Herzrhythmusstörungen schneller und effizienter behandelt werden.
Laut der Deutschen Herzstiftung werden jährlich etwa 400.000 Menschen in Deutschland wegen Herzrhythmusstörungen in eine Klinik eingeliefert. Herzrhythmusstörungen entstehen, wenn die elektrischen Signale, die den Herzschlag steuern, unregelmäßig, zu schnell oder zu langsam sind. Das kann durch Fehlfunktionen des Herzens, Blockaden in der Signalweiterleitung oder der zusätzlichen Leitungswege im Herzen verursacht werden. Bei vielen Patient*innen lässt sich die Herzrhythmusstörung gut behandeln, da sie nur durch einen einfachen Mechanismus verursacht wird und gezielt behandelt werden kann. Bei einigen Betroffenen sind die Störungen aber komplexer, weil mehrere Probleme gleichzeitig vorliegen oder die elektrischen Signale an verschiedenen Stellen des Herzens gestört sind. Bei diesen Herzrhythmusstörungen ist es besonders schwierig, die genauen Ursprungsorte zu finden und zu behandeln. Darunter fallen einige Formen des Vorhofflimmers und ventrikuläre Tachykardien, bei denen drei oder mehr aufeinander folgende zusätzliche Herzschläge mit einer Frequenz von mehr als hundert Schlägen pro Minute auftreten.
Um auch Patient*innen mit komplexen Herzrhythmusstörungen schneller und effizienter behandeln zu können, wurde Ende August 2024 der neuartige Optrell Mapping-Katheter in Europa zugelassen – und bereits Anfang September im Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) von einem Team um Dr. Leonard Bergau, Stellvertreter der Leitung des Schwerpunkts Klinische Elektrophysiologie und Oberarzt in der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der UMG, erstmals in Deutschland eingesetzt. Beim sogenannten „Mapping“, zu Deutsch auch Kartierung genannt, wird ein spezielles Instrument – der Mapping-Katheter – über die Leiste der Patient*innen bis zum Herzen geschoben, um die elektrische Aktivität und Struktur des Herzens zu messen und darzustellen. „Mithilfe der dadurch entstehenden „Landkarte“ des Herzens ist es uns möglich, die Bereiche zu identifizieren, die Probleme erzeugen und die Elektrodenkatheter zum Veröden im schlagenden Herzen besser zu positionieren“, sagt Dr. Bergau. „Der Optrell Mapping-Katheter nutzt eine innovative Technologie, um das elektrische System des Herzens in hoher Auflösung zu kartieren. Er ist damit deutlich genauer als bisher verwendete Methoden.“
Beim neuartigen Katheter werden hochsensible Elektroden verwendet, die während der Untersuchung direkt an der Innenwand des Herzens anliegen und die elektrischen Aktivitäten in Echtzeit erfassen. Zudem wird eine Technologie zur Verbesserung der Signalqualität genutzt, wodurch Rauschen und Messfehler reduziert werden, um eine detailliertere Darstellung der elektrischen Leitungsbahnen im Herzgewebe zu gewährleisten.
„Das bedeutet für viele unserer Patientinnen und Patienten mit komplexen Herzrhythmusstörungen eine bessere Chance auf eine erfolgreiche Behandlung, weniger Eingriffe und letztlich eine höhere Lebensqualität“, sagt Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie und Vorsitzender des Herzzentrums der UMG. „Wir freuen uns, dass unser Herzzentrum das erste in Deutschland ist, das dieses Verfahren anbieten kann.“
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Klinik für Kardiologie und Pneumologie
Dr. Leonard Bergau
Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen
Telefon 0551 / 39- 62983
herzzentrum@med.uni-goettingen.de
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