Fraunhofer IWES gewinnt Ausschreibung zur Entwicklung eines Integrierten Baugrundmodells für die Windparkzone Doordewind
Die niederländische Behörde RVO beauftragt das Fraunhofer IWES gemeinsam mit Tetra Tech RPS Energy Limited und Geowynd Limited für die Weiterentwicklung der 565 km² großen Offshore-Windparkzone Doordewind (DDWWFZ). In den nächsten zwei Jahren planen die Partner anstehende geotechnische Standortuntersuchungen in der DDWWFZ, entwickeln ein Integriertes Baugrundmodell (IGM) für die zu untersuchende Fläche und erstellen einen umfassenden geotechnischen Interpretationsbericht (GIR).
Ziel ist es, die marinen Erkundungsdaten aufzubereiten, weiterzuentwickeln und auszuwerten. Das ermöglicht potenziellen Investoren die Beurteilung der Kabel-, Layout- und Fundamentbedingungen innerhalb der DDWWFZ und unterstützt sie bei der Vorbereitung und Einreichung von Angeboten für das Windparkgebiet.
Die Entwicklung von Offshore-Windparkflächen erfordert die Aufbereitung und Integration großer Datenmengen aus geophysikalischen und geotechnischen Ausfahrten. Dabei arbeitet das Fraunhofer IWES eng mit den Partnern RPS und Geowynd zusammen, um spezifisches Fachwissen sowie Erfahrung in der Handhabung und Verarbeitung mariner Daten zu bündeln.
Integriertes Baugrundmodell (IGM)
Zur Entwicklung eines Integrierten Baugrundmodells (IGM) harmonisieren, reprozessieren und reinterpretieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Baugrunderkundungsdaten aus drei geophysikalischen und zwei geotechnischen Kampagnen in der DDWWFZ und integrieren sie in ein IGM. Anschließend können flächendeckend geotechnische Parameter vorhergesagt werden, die eine flexible Planung von Windparklayouts ermöglichen und im konzeptionellen sowie detaillierten technischen Design der Offshore-Windenergieanlagen Anwendung finden.
Zusätzlich entsteht ein geotechnisches Laborprogramm, um Laboruntersuchungen an marinen Bodenproben durchzuführen. Die Ergebnisse der geotechnischen Labortests werden ausgewertet, interpretiert und in das IGM und den Parametrisierungsprozess des GIR integriert. Der Auftraggeber RVO und zukünftige Investoren erhalten die Berichte, die als Planungsdokumente für das Windparkgebiet veröffentlicht werden.
Innovative Ansätze vom Fraunhofer IWES
Durch die erfolgreiche Integration von innovativen Methoden, die in der Datenanalyse eine Marktneuheit sind, hat das Fraunhofer IWES gemeinsam mit seinen Partnern erfolgreich an der Ausschreibung teilgenommen. Eine verbesserte Bildgebung ist durch eine innovative Nachbearbeitung der geophysikalischen 2D- sowie 3D-Datensätze, das sogenannte Reprozessing, möglich. Die Risiken bei der Planung des Layouts der Windparkzone werden dadurch deutlich verringert.
Weiterhin kommen neue Methoden des Transfer Learnings vom Fraunhofer IWES zur Anwendung, um bereits vorhandene Daten und Informationen aus angrenzenden Offshore-Planungsgebieten mit vergleichbaren geologischen Bedingungen für die Weiterentwicklung der DDWWFZ nutzbar zu machen. Damit können Planungs- und Entwicklungsschritte auf eine breitere Grundlage gestellt und zuverlässiger gemacht werden. Mit der frühzeitigen Nutzung des zusätzlichen Datenmaterials lässt sich der Planungsprozess zudem erheblich beschleunigen.
Michel Vrolijk, Projektmanager von RVO, sagt: »Ich möchte dem Fraunhofer IWES und seinen Partnern zum Gewinn der Ausschreibung zur Entwicklung eines integrierten Bodenmodells für das Doordewind-Untersuchungsgebiet gratulieren. Ich erwarte eine gute Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IWES während dieses Projekts. Da die Ausschreibung einen innovativen Aspekt enthielt, freue ich mich auf die Umsetzung der vorgeschlagenen Innovationen, um die Risikominimierung bei der Entwicklung von Offshore-Windparks in diesem Gebiet zu unterstützen.«
Jan Hebig, Gruppenleiter in der Abteilung Baugrunderkundung des Fraunhofer IWES, sagt: »Wir sind sehr erfreut, dass die Kompetenzen und Erfahrungen unseres Teams und die unserer britischen Partner den niederländischen Auftraggeber überzeugen konnten. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit RVO und die Möglichkeit, erneut einen aktiven Beitrag zum Ausbau der Offshore-Windenergie in Europa zu leisten.«
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Über das Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme IWES
Das Fraunhofer IWES entwickelt innovative Methoden, den Ausbau der Windenergie- und Wasserstoffwirtschaft zu beschleunigen, die Risiken zu minimieren und die Kosteneffizienz zu steigern. Innovationen in technologische Weiterentwicklungen werden durch Validierung abgesichert und Innovationszyklen verkürzt. Planung und Entwicklung von Offshore Windparks werden beschleunigt und präzisiert. Derzeit sind mehr als 300 Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler und Angestellte sowie über 100 Studierende an neun Standorten beschäftigt: Bochum, Bremen, Bremerhaven, Görlitz, Hamburg, Hannover, Leer, Leuna und Oldenburg. Die Kombination einer weltweit einmaligen Prüfinfrastruktur mit Methodenkompetenz zeichnet das Fraunhofer IWES als Forschungspartner für Unternehmen in aller Welt aus. Durch die Beteiligung an internationalen Fachgremien ist das Institut ein aktiver Wegbereiter für Technologieentwicklungen und Qualitätssicherung in der Windindustrie.
https://www.iwes.fraunhofer.de/
Allgemeine Informationen zu DDWWFZ (RVO):
Die Doordewind Wind Farm Zone (DDWWFZ) liegt etwa 77 Kilometer (km) vor der Nordküste der Niederlande. DDWWFZ ist in zwei Windparks unterteilt und hat eine Gesamtfläche von etwa 565 km². Dies schließt die Wartungs- und Sicherheitszonen ein. DDWWFS I und DDWWFS II werden jeweils eine Kapazität von 2000 MW haben. Eine Ausschreibung zur Entwicklung von DDWWFS I wird voraussichtlich im ersten bis zweiten Quartal 2027 eröffnet. Im Jahr 2024 entschied die niederländische Regierung, dass DDWWFS II noch nicht in der 21-GW-Roadmap entwickelt wird, die Ende 2032 fertig sein soll. Der Windpark in DDWWFS I soll im vierten Quartal 2032 voll betriebsbereit sein.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dipl.-Ing. Jan Hebig
Gruppenleiter Geotechnik und Gesteinsphysik
Am Fallturm 1, 28359 Bremen
Telefon +49 (0)471 14290 177
E-Mail: jan.hebig@iwes.fraunhofer.de