HSBI-Studierende entwickeln Ideen für Miles & More-Mitglieder am Flughafen München – darunter ist sogar eine Dating-App
Mehr Praxisbezug geht nicht: Noch bevor das Lufthansa-Loyalitätsprogramm Miles & More und der Flughafen München ihre umfangreiche Kooperation Ende Juni 2024 gelauncht hatten, durften HSBI-Studierende an der Ausgestaltung mitarbeiten. Viele kreative Ideen aus dem Marketing-Modul „Channel Management und Pricing“ von Prof. Dr. Denise Demisch könnten jetzt tatsächlich umgesetzt werden.
Bielefeld / München (hsbi). So einen wie Markus Meile möchte man doch eigentlich mal kennenlernen: Der 42-jährige Familienvater aus Starnberg führt ein mittelständisches Unternehmen, ist offen, empathisch und kontaktfreudig. Auch als Kunden hätte man ihn gern – schließlich verdient er sehr gut, ist technikaffin, ein Netzwerker. Aber ihn zu gewinnen, scheint nicht leicht: Meile ist sparsam und will seine Zeit effektiv nutzen. Geht er auf Geschäftsreise, beginnt diese oft am Münchener Flughafen. Hier könnte man ihn treffen, zwischen Check-In und Abflug – persönlich und mit Werbebotschaften. Wenn es ihn denn wirklich gäbe… Denn Markus Meile ist kein Mensch aus Fleisch und Blut, sondern eine sogenannte „Persona“, er ist auf „Customer Journey“, passiert „Touchpoints“, bereit für die „Conversion“ und den „Use“. Willkommen in der Welt des State-of-the-Art-Marketings!
Eine „Persona“ zu entwickeln, war eine der aktuellen Aufgaben des Studien-Moduls „Channel Management und Pricing“ in der Vertiefungsrichtung Marketing im BWL-Studium an der Hochschule Bielefeld (HSBI). Realer Hintergrund: Miles & More, das Loyalitätsprogramm der Lufthansa Group, und die Flughafen München GmbH haben gerade eine umfangreiche Kooperation gestartet. Die 36 Millionen Miles & More-Teilnehmenden können am Flughafen der bayrischen Landeshauptstadt jetzt in zahlreichen Geschäften sowohl Meilen sammeln als auch einlösen. „Die Studierenden sollten sich überlegen, welche spannenden Mehrwerte dabei noch angeboten werden könnten“, sagt Prof. Dr. Denise Demisch vom Fachbereich Wirtschaft der HSBI. „Und sie sollten Personae stellvertretend für die Zielgruppen entwickeln und erklären, wie sie entlang ihrer Customer Journey zu Kunden werden.“
Expertin für datengetriebenes Marketing am Flughafen München ist begeistert über Aufbereitung der Studierendenprojekte
So kamen Chantal Volmari, Paula Gunder und Nele Görike auf Markus Meile. „Meine Idee heißt Munich Connect“, erzählt Volmari, die im 6. Semester praxisintegriert BWL studiert. „Das ist eine App, mit der man am Flughafen München andere Reisende kennenlernen und gemeinsam Wartezeit im Café oder Restaurant verbringen kann. Für jedes Treffen gibt es dann Rabatte und Gutscheine. Das im Detail auszugestalten, wie es funktioniert und welche Vorteile alle Beteiligten davon haben – das hat richtig Spaß gemacht!“ Und es hat sich gelohnt: Die Präsentation der drei HSBI-Studierenden bekam von Prof. Demisch nicht nur eine sehr gute Bewertung, sondern wurde darüber hinaus von den beiden Praxispartnern prämiert: mit 25.000 Meilen pro Autorin. Karin Soller, verantwortlich für datengetriebenes Marketing am Flughafen München, sagt: „Ich habe schon viele Projekte von Studierenden begleitet, aber noch nie so gut aufbereitete Inhalte gesehen. Die Ideen sind sehr kreativ, aber nicht zu abgehoben. Am besten gefallen hat mir die strukturierte Vorgehensweise und dass die Präsentation komplett aus Sicht des Kunden aufgebaut wurde.“
Martin Willmer, Key-Account-Manager bei Miles & More, ergänzt: „Die App Munich Connect verbindet die beiden Punkte ‚Wartezeit am Flughafen‘ und ‚Alleinreisen‘ – das finde ich total cool. Wir haben bei uns im Hause immer wieder darüber nachgedacht, wie wir die Miles & More-Community stärken können.“ Auch die zweite Idee des Gewinner-Teams gefiel Willmer: exklusive Parkplätze für Miles & More-Mitglieder. „Allerdings müssen wir natürlich prüfen, wie praxisnah und wirtschaftlich diese Ideen am Ende sind.“
Doch nicht nur die Gewinner-Ideen sind bei den Praxisprofis voll eingeschlagen: „37 Studierende haben teilgenommen“, sagt Denise Demisch. „Alle Teams waren sehr motiviert und haben kreative Ideen entwickelt. Die Qualität der Arbeiten war insgesamt sehr hoch, und sämtliche Teilnehmenden haben extrem gut präsentiert. Aus HSBI-Perspektive kann man hier wirklich stolz sein.“ Karin Soller vom Flughafen München bestätigt das: „Alle Präsentationen sind sehr wertvoll für uns, weil wir aus erster Hand erleben konnten, wie die junge Generation auf ein Thema blickt und wie sie vorgeht.“
Theoretischer Input, neue Software-Tools und starker Praxisbezug für maximalen Lerneffekt
Für Chantal Volmari und die anderen HSBI-Studierenden ging es bei dem Projekt allerdings nicht nur um die Kreativität: „Customer Experience Management war etwas Neues für mich“, sagt die 21-Jährige. „Dazu gaben uns die Dozierenden den nötigen theoretischen Input. Außerdem konnten wir lernen, mit Software-Tools wie HubSpot und Miro zu arbeiten.“ Hintergrund: Der strategische und praktische Einsatz von Marketing-Software wird immer essenzieller für Marketing-Teams. HSBI-Dozent Karsten Stracke von der iundf Marketing Technology GmbH begleitete die Studierenden eigens in der richtigen Anwendung unterschiedlicher Tools, um Kundenerlebnisse wie die am Münchener Flughafen erst zu ermöglichen.
Die intensive Arbeit in der Gruppe sei ebenso herausfordernd wie wertvoll gewesen, betont Studentin Volmari. „Am wichtigsten war für mich der starke Praxisbezug. Das bedeutete mehr Aufwand als bei anderen Modulen – dafür haben wir aber viel mehr gelernt und vor allem viel nachhaltiger.“ Ihre Professorin unterstreicht die Einzigartigkeit dieses Projekts: „Besonders spannend war bei diesem Projekt zudem, dass die Studierenden bereits in der Konzeptionsphase an einer strategischen Kooperation mitarbeiten konnten.“
Karin Soller freut sich nicht allein darüber, sondern auch für die Studierenden: „Ich wünschte, ich hätte in meinem Studium die Chance gehabt, so praxisnah Inhalte vermittelt zu bekommen“, sagt sie. „In diesem Kurs durfte ich selbst erleben, wie eng die HSBI an der wirklichen Arbeitswelt dran ist. Ein Projekt erarbeiten zu können, das nicht nur tatsächlich im Unternehmen gebraucht wird, sondern wie bei uns sogar hohe Priorität bei der Geschäftsführung hat – das macht doch das Studieren richtig spannend.“ Und sie ist sehr zuversichtlich, dass demnächst weitere Projekte folgen, von denen alle profitieren – der Flughafen, die Hochschule, die Studierenden.
Chantal Volmari kann sich jetzt überlegen, wofür sie ihre 25.000 gewonnenen Meilen einlösen möchte. „Vielleicht für einen neuen Rucksack. Oder einen Flug nach Italien. Aber die Meilen sind ja drei Jahre gültig, da lasse ich mir noch etwas Zeit“, sagt sie. Als nächstes steht nämlich erst einmal die Bachelor-Arbeit an. „Für den Praxisteil meines Studiums arbeite ich bei Dr. Oetker, wo ich gerade in der Marketingabteilung bin“, verrät Volmari. „Und dort dreht sich zurzeit viel um das neue Sponsoring der Frauen- und Mädchenfußballteams des DSC Arminia Bielefeld.“ Sehr wahrscheinlich hat sie auch dazu ein paar frische Ideen im Gepäck.
Weitere Informationen:
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