MFA-Fortbildung für Deutschen Nachhaltigkeitspreis Gesundheit nominiert
Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) setzt mit ihrer innovativen Fortbildung für medizinische Fachangestellte (MFA) neue Maßstäbe in der klimabewussten Ausbildung im Gesundheitswesen. Die Fortbildung zur Gesundheitslotsin für „Klimawandel und Gesundheit“ wurde für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Gesundheit nominiert.
Der Klimawandel wirkt sich auch auf die menschliche Gesundheit aus: Hitzeperioden und Extremwetterlagen bringen neue und veränderte Krankheitsbilder mit sich und stellen die Mitarbeitenden in Kliniken, Ambulanzen und Praxen vor neue Anforderungen. Um medizinische Fachangestellte (MFA) darauf vorzubereiten, hat die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) im August 2023 als eine der ersten und als bisher einzige universitäre Einrichtung in Deutschland ausgelernten MFA aus Hausarztpraxen sowie Krankenhausambulanzen eine kostenlose Fortbildung zum Gesundheitsloten beziehungsweise zur Gesundheitslotsin für „Klimawandel und Gesundheit“ auf universitärem Niveau angeboten.
Jetzt wurde dieses innovative Projekt für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Gesundheit nominiert. „Diese Nominierung ist für uns eine Bestätigung darin, dass wir mit dieser innovativen MFA-Fortbildung neue Akzente setzen auf dem Weg hin zu einer nachhaltigen und klimabewussten Ausbildung und Patientenbetreuung im Gesundheitswesen“, sagt Dr. Konstanze Ballüer, Leiterin des MHH-Geschäftsbereiches Klinikmanagement. Insgesamt wurden bei dieser ersten Fortbildung 13 MFA zu Gesundheitslotsen für eine klimabewusste und nachhaltige Versorgung im Gesundheitswesen ausgebildet.
MFA als wichtige Multiplikatoren
Die MFA bilden eine sehr große Berufsgruppe im Gesundheitswesen. Ihre medizinisch basierten Empfehlungen finden Gehör bei Patientinnen und Patienten. MFA sind Multiplikatoren mit vielfältigen Aufgaben. Sie haben bei der Ausübung ihrer medizinischen Leistungen engen Patientenkontakt, übernehmen Aufgaben in Verwaltung und Dokumentation und kennen sich in der Praxisorganisation aus.
Die Fortbildung nach dem Mustercurriculum der Bundesärztekammer für MFA „Klimawandel und Gesundheit“ soll dieser Schnittstellenfunktion gerecht werden, wie Dr. Ballüer erklärt. Sie zielt einerseits auf die bessere Betreuung der Patientinnen und Patienten ab, andererseits auf mehr Nachhaltigkeit und ressourcenschonendes Arbeiten in Ambulanzen und Praxen. In fünf Modulen geht es thematisch beispielsweise um die Ursachen des Klimawandels, die Auswirkungen auf die Gesundheit, Gesundheitskompetenz und Präventionsmaßnahmen sowie Handlungsfelder in Gesundheitseinrichtungen.
Sensibilisierung für klimawandelbedingte Gesundheitsgefahren
Als Gesundheitslotsen für eine klimaresiliente Versorgung tragen die Absolventinnen und Absolventen der Fortbildung dazu bei, insbesondere vulnerable Gruppen, wie ältere Patientinnen und Patienten, für die direkten und indirekten Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit zu sensibilisieren und die individuelle Gesundheitskompetenz zu stärken.
Konkrete Kennzahlen zur Wirkung der Gesundheitslotsen existieren noch nicht. Es darf aber angenommen werden, so Dr. Ballüer, dass jede Form der Sensibilisierung für klimawandelbedingte Gesundheitsgefahren wie zum Beispiel Flüssigkeitsverlust bei Hitzewellen sowie deren eigenverantwortliche Vermeidung hilft, die Anzahl von ambulanten und stationären Arztbesuchen wegen Hitzschlag, Austrocknung oder Verschlimmerung von Organerkrankungen und anderen indirekten Auswirkungen zu verringern und so Gesundheit zu stärken.
Auch Pflegekräfte könnten Gesundheitslotsen werden
Bei der Fortbildung – unter der Federführung der MFA-Ausbildungsstelle – arbeiten Dozentinnen und Dozenten aus der MHH zusammen mit einer Hausarztpraxis und einem MHH-Experten für Geriatrie mit Unterstützung der Landeshauptstadt Hannover an der Vision, den Gesundheitsberuf MFA dauerhaft mit einer klimasensitiven und abrechenbaren Beratungskompetenz anzureichern und Gesundheitslotsen als innovativen Baustein für die Stärkung der Gesundheit zu etablieren. Eine Übertragung eines angepassten Fortbildungsangebots für Pflegekräfte in ambulanten oder stationären Pflegeeinrichtungen hält Dr. Ballüer für denkbar und wünschenswert.
Um einen effektiveren Beitrag in den Transformationsfeldern Wertschöpfung, Umwelt und Klima leisten zu können und Gesundheit nachhaltig stärken zu können, stellt die Schaffung einer Refinanzierungsmöglichkeit für die Tätigkeit der als Gesundheitslotsen qualifizierten MFA ein wesentlicher Meilenstein dar. Mittelfristiges Ziel der MHH ist es, eine analoge Vorgehensweise zum Land Baden-Württemberg für Niedersachsen zu erwirken, um einen finanziellen Ausgleich für die fortgebildeten MFA zu erhalten.
SERVICE:
Den Flyer zur Fortbildung „Werden Sie Gesundheitslotsin Klimawandel und Gesundheit“ finden Sie unter: https://www.mhh.de/fileadmin/mhh/patienten-servicecenter/bilder/230417_Flyer_Klimawandel_Gesundheit.pdf