Chemische Industrie ist wichtiger Innovationstreiber für die deutsche Wirtschaft
Die Chemische Industrie in Deutschland ist einer der zentralen Lieferanten von Innovationen für die gesamte deutsche Wirtschaft. Das belegt eine neue Studie des ZEW Mannheim und des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung für den Verband der Chemischen Industrie (VCI). Datengrundlage sind Informationen aus der weltweiten Patentstatistik-Datenbank PATSTAT.
„Unsere Studie zeigt: Die deutsche Chemieindustrie ist mit Abstand der wichtigste Lieferant von Materialinnovationen und versorgt beispielsweise die Nahrungsmittel-, Pharma-, Halbleiter- und Umwelttechnikindustrie. Außerdem zahlen die Patente, die aus der chemischen Forschung stammen, in außerordentlichem Maße auf die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen ein“, ordnet Dr. Christian Rammer, Studienautor und stellvertretender Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“, die Ergebnisse ein.
Große Bedeutung für deutsches Innovationssystem
Die Chemieindustrie investierte im Jahr 2022 rund 5,5 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung (FuE). Das macht sie mit großem Abstand zum forschungsstärksten Wirtschaftszweig innerhalb der deutschen Materialtechnologie-Branchen, wozu Chemikalien, Metalle, Kunststoffe, Textil, Holz, Papier sowie Baustoffe zählen. Die Chemie stellt allein rund 60 Prozent der gesamten FuE-Ausgaben von insgesamt 9,4 Milliarden Euro in diesem Bereich.
„Die hohe FuE-Leistung der deutschen Chemieindustrie bedeutet für ihre Kundenbranchen, dass ein starker Partner für chemie-basierte Innovationen vor Ort verfügbar ist. Die umfangreichen FuE-Ergebnisse der deutschen Chemieindustrie bieten einen wichtigen Technologie-Pool, aus dem sich andere Branchen bedienen können. Zu diesen Kundenbranchen zählen der Automobilbau, die Elektroindustrie und die Gesundheitswirtschaft“, sagt Ulrike Zimmer, Bereichsleiterin Wissenschaft, Technik und Umwelt im VCI. „Von einer forschungsstarken heimischen Chemieindustrie, die an den weltweiten Entwicklungen im Bereich der Materialtechnologien partizipiert, profitiert die gesamte deutsche Wirtschaft.“
UN-Nachhaltigkeitsziele ohne Chemie nicht erreichbar
Nicht nur für die nachgelagerten Branchen sind die Innovationen aus der Chemischen Industrie grundlegend. Die Patente, die aus der FuE der deutschen Chemieindustrie stammen, zahlen auch auf viele Sustainable Development Goals (SDG) ein, die sich die Vereinten Nationen 2015 gesetzt haben.
Der Anteil der Chemie-Patente an allen Patentanmeldungen zu einem SDG-Ziel verdeutlicht den Beitrag der Chemie zur Entwicklung von technologischen Lösungen. Er zeigt, wie relevant die Chemie für Fortschritte im jeweiligen Zielbereich ist. Dabei ist natürlich zu berücksichtigten, dass die gesellschaftlichen Herausforderungen, die hinter den SDG-Zielen stehen, nicht nur über neue Technologien angegangen werden können. Gleichwohl stellen technologische Lösungen einen zentralen Baustein für die Erreichung der SDG-Ziele dar.
„Vergleicht man den Beitrag der Chemie zu allen Patenten, die für die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen relevant sind, so nimmt die Chemie in vier SDGs klar den ersten Platz als Technologielieferantin ein“, erklärt Rammer. Dies sind die Ziele „sauberes Wasser und Sanitär-Einrichtungen“ mit 59 Prozent aller Patente, gefolgt von „Gesundheit und Wohlergeben“ (48) sowie „Klimaschutz“ (42) und „kein Hunger“ (39).
„Diese Zahlen unterstreichen eindrucksvoll, wie zentral chemisches Wissen ist, um neue technologische Lösungen zu den großen gesellschaftlichen Herausforderungen zu entwickeln“, erläutert Zimmer.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Christian Rammer
Stellvertretender Leiter im ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“
Telefon +49 (0)621 1235-184
E-Mail christian.rammer@zew.de
Originalpublikation:
https://ftp.zew.de/pub/zew-docs//gutachten/InnoIndi-Chemie2024-Schwerpunkt.pdf