Auszeichnung für drei herausragende Citizen-Science-Werke
Wissenschaft im Dialog und Museum für Naturkunde Berlin würdigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für gemeinsame Forschungsarbeiten mit Bürgerinnen und Bürgern
Die Wasserqualität von Bächen, eine Hilfe-Plattform für ältere Menschen und ein antikes Römerboot aus dem 1. Jahrhundert: Die Themen der drei Arbeiten, die mit dem Forschungspreis für Citizen Science Wissen der Vielen ausgezeichnet werden, könnten vielseitiger nicht sein. Eine interdisziplinäre Jury von Professorinnen und Professoren entschied über die Vergabe der Preise, die heute Abend bei der Fachtagung Forum Citizen Science in Hamburg verliehen werden. Die Forscherinnen und Forscher erhalten ein Preisgeld von insgesamt 35.000 Euro für ihre exzellenten wissenschaftlichen Leistungen, die sie durch die Anwendung von Citizen Science (deutsch: Bürgerwissenschaft) erzielt haben. Der Preis wurde dieses Jahr zum zweiten Mal ausgelobt von Wissenschaft im Dialog und dem Museum für Naturkunde Berlin, im Rahmen des Projekts mit:forschen!. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert den Preis. Ziel der Auszeichnung ist es, die Anerkennung von Citizen Science in der Wissenschaft zu stärken und die aktive Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an der Forschung zu fördern.
Die ausgezeichneten Preisträgerinnen und Preisträger:
1. Platz (Preisgeld: 20.000 Euro)
Julia von Gönner, Helmholtz Zentrum für Umweltforschung - UFZ, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Deutsches Zentrum für Integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Den ersten Platz gewinnt die Biologin Julia von Gönner stellvertretend für die Autorinnen und Autoren der Publikation „Citizen science shows that small agricultural streams in Germany are in a poor ecological status” (deutsch: „Citizen Science zeigt den schlechten ökologischen Zustand kleiner Fließgewässer in Deutschland“). Die Forschungsarbeit erschien im April in der Fachzeitschrift „Science of the Total Environment“. Das Werk zeigt in besonderem Maße den Mehrwert von Citizen Science im Naturschutz auf und analysiert die Ergebnisse des bundesweiten Projektes „Flow“. Seit 2021 haben über 900 Bürgerinnen und Bürger den ökologischen Zustand von kleinen Bächen untersucht. Dafür bewerteten sie die Gewässerstruktur, führten chemische Messungen durch und bestimmten im Wasser lebende, wirbellose Tiere. 58 Prozent der über hundert untersuchten Bäche weisen eine erhebliche Belastung durch Pflanzenschutzmittel und eine verarmte Gewässerstruktur auf. Die Ergebnisse füllen eine Forschungslücke, da ein Großteil der Bäche in Deutschland bisher nicht oder nur unzureichend von den gängigen Überwachungsmaßnahmen erfasst wird.
2. Platz (Preisgeld: 10.000 Euro)
Tanja Aal, Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik, insb. IT für die alternde Gesellschaft, Universität Siegen
Den zweiten Platz belegt die Sozio-Informatikerin Tanja Aal stellvertretend für das Team der Publikation „CareConnection – A Digital Caring Community Platform to Overcome Barriers of Asking for, Accepting and Giving Help” (deutsch: „Eine digitale Caring-Community-Plattform zur Überwindung von Barrieren beim Erfragen, Annehmen und Geben von Hilfe“). Die Arbeit erschien als Artikel im Tagungsband „Mensch und Computer 2023“ und beschreibt, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeinsam mit älteren Menschen den Prototypen einer Online-Plattform entwickelt haben. Die „CareConnection“-Plattform soll das Suchen und Anbieten von Hilfe möglichst barrierearm ermöglichen. Der partizipative Ansatz macht an dieser Stelle deutlich, wie Citizen-Science-Konzepte erfolgreich in Medizin und Pflege eingesetzt werden können.
3. Platz (Preisgeld: 5.000 Euro)
Prof. Dr. Boris Dreyer, Professur für Alte Geschichte, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Den dritten Platz erzielte der Professor für Alte Geschichte Dr. Boris Dreyer mit dem Buch „Die Fridericiana Alexandrina Navis (F.A.N.): ein Römerboot auf dem Prüfstand – Bau und Test für Wissenschaft und Öffentlichkeit”. Es erschien 2022 im Herder Verlag (ehemals wbg – Wissen verbindet) und entstand zusammen mit einer Vielzahl von Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Disziplinen. Altertumsbegeisterte Bürgerinnen und Bürger, Studierende und Schülerinnen und Schüler bauten gemeinsam mit Forschenden ein antikes Römerboot aus dem 1. Jahrhundert originalgetreu nach. Das Projekt fand zwischen 2016 und 2018 statt und bei Bau- und Testfahrten fuhren Freiwillige über die Donau bis zum Schwarzen Meer. Das Buch stellt die Erkenntnisse vor, die mithilfe zahlreicher Freiwilliger über die Schifffahrt, Militärstrategien und Kommunikationswege des Römischen Reiches gewonnen wurden.
Über den Forschungspreis:
Der 2023 erstmals ausgeschriebene Wissen der Vielen – Forschungspreis für Citizen Science würdigt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für herausragende wissenschaftliche Leistungen in der Anwendung von Citizen Science. Die Vergabe erfolgt durch eine interdisziplinäre Jury von in ihrem Feld anerkannten Professorinnen und Professoren. Der Forschungspreis ist mit einem Preisgeld von 20.000 Euro für den ersten Platz, 10.000 Euro für den zweiten Platz und 5.000 Euro für den dritten Platz dotiert. Die Preisgelder ermöglichen den Preisträgerinnen und Preisträgern, ihre Aktivitäten im Bereich der Citizen Science weiter auszubauen. 2025 wird der Preis erneut ausgeschrieben.
Weitere Informationen zum Preis: www.wissendervielen.de
Auf Wunsch vermitteln wir gern Interviewpartnerinnen und -partner. Journalistinnen und Journalisten sind eingeladen, an der Preisverleihung oder der gesamten Konferenz Forum Citizen Science in Hamburg teilzunehmen.
Weitere Informationen:
http://www.wissendervielen.de Weitere Informationen zum Preis