DKFZ und Novartis Deutschland initiieren Gesprächsrunde „Innovation in Germany – Kooperation als Erfolgsfaktor“
Austausch zwischen Vertretern aus akademischer Forschung, Industrie und Politik über Stärkung des Innovationsstandorts Deutschland
Radioligandentherapie als Beispiel eines erfolgreichen Zusammenspiels zwischen akademischer Forschung und Industrie zur Bekämpfung schwerer Erkrankungen
Panel sieht weiteren Verbesserungsbedarf bei gesetzlichen Rahmenbedingungen
„Innovation in Germany – Kooperation als Erfolgsfaktor“. Unter diesem Motto diskutierten gestern Abend Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung, Industrie und Politik im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin die Zukunftsfähigkeit der deutschen Forschungslandschaft am Beispiel der Erfolgsgeschichte der Radioligandentherapie (RLT). Das Panel würdigte bestehende Kooperationen zwischen der akademischen Forschung und Industrie sowie jüngste Gesetzesinitiativen zur Stärkung des Innovationsstandorts Deutschland. Zugleich wurden weitere Anstrengungen gefordert, um optimale Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung in Deutschland zu schaffen. Durch eine intensivere Zusammenarbeit der Akteure und weitere Verbesserungen der Gesetzeslage solle Deutschland wieder als zentraler Akteur in der medizinischen Forschung mit einem zukunftsträchtigen Gesundheitssystem positioniert und dadurch der Zugang von Patienteninnen und Patienten zu innovativen Medikamenten gewährleistet werden.
Die von Novartis vertriebene Therapie mit radioaktiven Wirkstoffen wurde nach jahrelanger Forschung vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Universität Heidelberg entwickelt und mithilfe industrieller Kooperationen zur Marktreife gebracht. Die RLT gilt inzwischen als vielversprechendes Verfahren im Kampf gegen Tumorzellen.
Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender und Wissenschaftlicher Vorstand des DKFZ, fasste den Abend zusammen: „Das DKFZ verfolgt das Ziel, neue präventive Strategien und Therapieansätze für Krebspatienten zu entwickeln und diese in die Versorgung zu bringen. Die Radioligandentherapien sind ein herausragendes Beispiel für den Transfer exzellenter Forschungsergebnisse in die klinische Anwendung.“
Allerdings habe man insbesondere bei der translationalen Forschung weiterhin mit großen Herausforderungen wie einer übermäßigen Bürokratie zu kämpfen, die Forschende mit komplexen administrativen Hürden konfrontiert und den Fortschritt erheblich hemmt. „Ein gemeinsames Verständnis aller Beteiligten in Forschung, medizinischer Praxis, Industrie und Politik ist eine unverzichtbare Grundlage, um das volle Potenzial wissenschaftlicher Leistung auszuschöpfen, wie am Beispiel der RLT zu sehen ist. Hier sind wir in jüngster Zeit ein gutes Stück vorangekommen – allerdings bleibt noch einiges zu tun“, so Baumann weiter.
Bei der Radioligandentherapie handelt es sich um eine Präzisionsbehandlung von Krebs, bei der ein radioaktiver Bestandteil, ein sogenanntes Radionuklid, gezielt zu den Krebszellen transportiert wird. Die radioaktive Strahlung des Nuklids kann die Tumorzellen schädigen, ihre Fähigkeit beeinträchtigen, sich zu vermehren, und zum Zelltod führen. Ziel der Radioligandentherapie ist es, das umliegende Gewebe so wenig wie möglich zu schädigen. Deshalb erfolgt die Bestrahlung exakt da, wo sie benötigt wird: am Tumor.
„Wie wichtig solide Rahmenbedingungen in der Grundlagenforschung und für die erfolgreiche Entwicklung solch lebensrettender Medikamente ist, habe ich bei meiner Arbeit mit dem Wirkstoff Lutetium-177 PSMA-617 erfahren, der mittlerweile erfolgreich als Radioligandentherapie zur Bekämpfung von Prostatakrebs beiträgt“, erläuterte Martina Benešová-Schäfer, Leiterin der Nachwuchsgruppe „Translationale Radiotheranostik“ am DKFZ. „Ohne ein unterstützendes Umfeld könnten wir auch jetzt nicht zur zielgerichteten Radionuklidtherapie als wirksame Strategie bei Tumoren mit Metastasenbildung forschen.“
Alexandra Skorupa, Medical Unit Director Radioligand Therapies bei Novartis Pharma GmbH ergänzte: „Das erfolgreiche Beispiel der Radioligandentherapie zeigt, dass ein langfristiges Zusammenspiel zwischen Akademia und Industrie den Grundstein dafür legen kann, dass wir den Menschen in Deutschland herausragende Therapien zur Verfügung stellen können. Das Medizinforschungsgesetz ist ein guter und wichtiger Schritt. Jetzt muss die Umsetzung entsprechend erfolgen und sichergestellt werden, dass dies mit internationalen Standards harmonisiert.“
Die aktuelle Gesetzeslage wurde auch von politischer Seite aufgegriffen: „Mit dem Gesundheitsdatennutzungsgesetz und dem Medizinforschungsgesetz haben wir bereits sehr wichtige Schritte unternommen“, so Alexander Föhr, Mitglied der Bundestagsfraktion der CDU im Gesundheitsausschuss. „Diese Gesetze verbessern die Rahmenbedingungen, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben und den Zugang zu Gesundheitsdaten für die Forschung zu erleichtern. Damit der Forschungsstandort Deutschland zukunftsfest wird und als gleichberechtigter Partner auf europäischer Ebene etabliert ist, sind allerdings noch ein paar Hürden zu nehmen. Dafür setzen wir uns ein.“
Insbesondere im Kampf gegen schwere Krankheiten wie Krebs sieht das Panel aufgrund der nach wie vor hohen Anzahl Betroffener konkreten Bedarf, die Forschungslandschaft in Deutschland zu stärken – von der Grundlagenforschung bis zur Zulassung innovativer Arzneimittel. Dafür seien starke Partner und Allianzen ebenso wichtig wie der Schulterschluss mit der Politik, um die Praxis der Medizin für möglichst viele Patienten noch weiter zu verbessern.
Ein Bild zur Pressemitteilung steht zum Download zur Verfügung:
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BU: Die Veranstaltung „Innovation in Germany – Kooperation als Erfolgsfaktor“ bot eine Plattform, um gemeinsam Chancen, Herausforderungen und konkrete Lösungsvorschläge für die Zukunft der medizinischen Forschung in Deutschland zu diskutieren und politische Entscheidungsträger auf die Dringlichkeit weiterer Reformen aufmerksam zu machen. Im Bild v.l.n.r.: Bernd Joachim Krause, Wissenschaftlicher Vorstand und Dekan Universitätsmedizin Rostock, Alexandra Skorupa, Medical Unit Director Radioligand Therapies, Novartis Pharma GmbH, Ernst Günther Carl, stellv. Vorsitzender BPS e.V., Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender DKFZ, Alexander Föhr, MdB, Philipp Grätzel von Grätz, Moderator
Quelle: H.C. Plambeck, DKFZ/Novartis Pharma GmbH
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:
Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.
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