Neue Impulse für nachhaltige Produktentwicklung: Prof. Dr. Daniela Kattwinkel startet am Campus Bocholt
2023 wurden weltweit u. a. rund 1,17 Milliarden Smartphones verkauft und 93 Millionen Kraftfahrzeuge produziert. Die ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen solcher Produktionsmengen und daraus resultierender Abfälle sind gewaltig. Wie sich die Prozesse entlang des gesamten Lebenswegs eines Produkts oder einer Dienstleistung nachhaltiger gestalten lassen, ist das Fachgebiet von Prof. Dr. Daniela Kattwinkel. Sie übernimmt die Professur für "Sustainability Management and Life Cycle Engineering" am Campus Bocholt der Westfälischen Hochschule. Ermöglicht wurde diese Stiftungsprofessur durch das Engagement der regionalen Wirtschaft sowie der Fördergesellschaft.
Bocholt. „Wir sind im Meer vor Bali geschwommen und es gab keine Stelle, an der man nicht ein Stück Plastik oder Abfall berührt hat. Das war ein Schlüsselerlebnis für mich“, berichtet Daniela Kattwinkel. Wieder zurück in Deutschland beschloss die heute 38-Jährige, die Nachhaltigkeit in den Fokus ihrer Arbeit zu stellen. Nach der Promotion am Lehrstuhl für Produktentwicklung der Ruhr-Universität Bochum leitete sie die dortige Master-Research Group im Bereich Konstruktions- und Automatisierungstechnik.
Durch ihre Lehraktivitäten hofft Daniela Kattwinkel, viele Studierende für die vielfältigen Aspekte der Nachhaltigkeit sensibilisieren zu können. „Wir werden uns unter anderem mit Sustainable Management befassen, also wie Unternehmen in ihren betrieblichen Ablauf nachhaltige Konzepte und Methoden mit welchen Normen und Standards integrieren können. Beim Life Cycle Engineering werden hingegen die ökologischen Wirkungen über den gesamten Produktlebensweg hinweg analysiert und quantifiziert: Welche Umweltwirkungen werden bei der Produktion, Nutzung oder Entsorgung eines Produkts verursacht? Welche ökologischen Auswirkungen entstehen bei den damit verbundenen vor- und nachgelagerten Prozessen wie z. B. der Materialgewinnung oder dem Transport? Was sind die möglichen Folgen? Wie können diese gemessen werden?“ Neben weiteren Lehrveranstaltungen möchte die neue Bocholter Professorin auch eine Wahlveranstaltung zum Thema „Von Greenwashing zu Genderwashing“ anbieten. Dabei soll es darum gehen, dass Unternehmen mit „grünen“ oder gendergerechten Aussagen und Bildern werben, die aber in der Realität nicht umgesetzt werden.
Von der Qualifikation gut ausgebildeter Fachkräfte mit starkem Nachhaltigkeitsbezug verspricht sich die Expertin auch wichtige Impulse für Betriebe, bei denen das Thema bisher noch nicht im Vordergrund steht: „Es gibt Vorreiter, die Veränderungen anstoßen und die neben dem Mehraufwand auch Chancen für sich sehen. Dem gegenüber stehen viele Unternehmen, die eher auf Vorgaben und Gesetze reagieren, da das Tagesgeschäft Vorrang hat. So oder so: Die Regularien der EU werden strikter, zum Beispiel bei der Treibhausgasbilanzierung und Nachhaltigkeitsberichterstattung, und die Unternehmen müssen sich bewegen. Aktuell mangelt es jedoch stark am Know-how der Mitarbeitenden zur Nachhaltigkeit, möglichen Methoden und Werkzeugen. Hier wollen wir unterstützen.“
Als zukünftige Forschungsschwerpunkte möchte Prof. Kattwinkel insbesondere die sozialen Aspekte der Nachhaltigkeit und nachhaltige Kreislaufwirtschaft verankern. „Diese Aspekte sind im Maschinenbau oft unterrepräsentiert, dabei sind sie nicht weniger wichtig als andere“, betont sie.
Die Stiftungsprofessur für Daniela Kattwinkel wurde durch die regionale Wirtschaft sowie die Fördergesellschaft Westmünsterland der Hochschule in Bocholt/Ahaus e.V. ermöglicht, die gemeinsam 190.000 Euro zur Verfügung stellen. Mit von der Partie sind als größter Stifter die Flender GmbH sowie die Stadtsparkasse Bocholt, die Sparkasse Westmünsterland, die Volksbank Bocholt und die Fasteel GmbH. Die offizielle Antrittsvorlesung ist am 24. Oktober um 09.30 Uhr, Anmeldungen nimmt die IHK per Mail an tina.baidoo@ihk-nordwestfalen.de entgegen.
Zur Person:
Prof. Dr. Daniela Kattwinkel studierte an der Ruhr-Universität Bochum in der Fachrichtung „Sales Engineering and Product Management“ sowie „Maschinenbau“. Nach zwei Masterabschlüssen und beruflichen Stationen in der Industrie promovierte sie an der Ruhr-Universität Bochum über „umweltgerechte Produktentwicklung“. Anschließend übernahm sie die Leitung der Master-Research Group im Bereich Konstruktions- und Automatisierungstechnik.