Prof. Dr. Gerhard Schneider erhält Bundesverdienstkreuz
Prof. Dr. Gerhard Schneider ist gestern mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt worden. Wissenschaftsministerin Petra Olschowski überreichte dem ehemaligen Rektor der Hochschule Aalen die hohe Auszeichnung bei einer Feierstunde in Stuttgart. Über viele Jahre setzte sich Schneider als unermüdlicher Initiator und Treiber nicht nur für die strategische Weiterentwicklung der Hochschule Aalen, sondern auch des Bildungs- und Innovationsstandorts Ostwürttemberg ein. Auch an der Erteilung des Promotionsrechts an die baden-württembergischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften hatte Schneider einen maßgeblichen Anteil.
Visionär, herausragender Forscher, Brückenbauer zwischen Lehre, Wissenschaft und Wirtschaft: In den 14 Jahren seiner Amtszeit von 2008 bis 2022 hat sich Prof. Dr. Gerhard Schneider in vielfacher Weise, die weit über die dienstlichen Pflichten hinausging, um das Gemeinwesen, um Wirtschaft und Innovation, um den wissenschaftlichen Nachwuchs verdient gemacht. Dafür wurde er nun mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. „Die Hochschule Aalen gehört seit vielen Jahren zu den forschungsstärksten Hochschulen für angewandte Wissenschaften in ganz Deutschland. Dass die Hochschule diese Spitzenposition erreicht hat, ist maßgeblich Professor Gerhard Schneider zu verdanken. Als Rektor und Stratege hat er sich nicht nur um die Hochschule Aalen, um den Ostalbkreis und die Region Ostwürttemberg verdient gemacht, sondern auch um die baden-württembergische Hochschul- und Wissenschaftslandschaft insgesamt. Sein ehrenamtliches Engagement in zahlreichen wissenschafts- und hochschulpolitischen Gremien hat dazu beigetragen, unseren Standort weiter zu stärken. Deshalb freue ich mich besonders, Professor Schneider mit dem Bundesverdienstkreuz zu ehren“, sagte Wissenschaftsministerin Petra Olschowski in ihrer Laudatio.
Während seiner Zeit an der Spitze der Hochschule Aalen prägte Schneider maßgeblich die dynamische Weiterentwicklung der Hochschule. Wegweisende Meilensteine wie das Innovationszentrum INNO-Z, das explorhino, der Graduate Campus mit seinen vielfältigen berufsbegleitenden Weiterbildungsmöglichkeiten sowie der derzeit entstehende Waldcampus mit dem neuen WIN-Gebäude, Kita und Mensa sind ganz wesentlich seinem beharrlichen Engagement zu verdanken. Auch die Forschung und die Verbesserung ihrer Rahmenbedingungen waren ihm immer ein besonderes Anliegen. Unter seiner Führung entwickelte sich die Hochschule Aalen deutschlandweit zu einer der forschungsstärksten Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW). Erfolgreich war Schneider auch bei der Einwerbung der neuen Forschungsgebäude ZiMATE und ZTN sowie bei zahlreichen wettbewerblichen Ausschreibungen auf Landes- und Bundesebene – beispielsweise beim BMBF-Wettbewerb FH-Impuls, bei dem sich die Hochschule mit ihrem SmartPro-Konzept als eine von nur zehn HAW bundesweit unter 83 Mitbewerberinnen durchsetzen konnte.
Für den umtriebigen Netzwerker und leidenschaftlichen Naturwissenschaftler war sein Beruf zugleich auch Berufung. Neben seinen zahlreichen Verpflichtungen im Hauptamt war es für Schneider immer ein persönliches Anliegen, zu forschen und seine Expertise auch in weiteren Aktivitäten einzubringen. So war er Fachgutachter für Landes- und Bundesministerien oder für Förderorganisationen wie beispielsweise der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Mit viel Herzblut engagierte sich der Materialwissenschaftler insbesondere für die Weiterentwicklung und Sichtbarkeit der Materialkunde und der Materialographie. Für sein großes Engagement bei der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde e.V. (DGM) – sei es als Leiter des Fachausschusses Materialographie , als Vorstandsmitglied oder als DGM-Präsident – wurde Schneider mit dem Roland-Mitsche-Preis und dem „DGM-Pionier“ geehrt. „Wir sind sehr stolz, dass das Wirken von Herrn Schneider weit über unsere Fachgemeinschaft hinaus Anerkennung findet. Sein kontinuierlicher und unermüdlicher Einsatz für die Relevanz, Förderung sowie Weiterentwicklung der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik ist von unschätzbarem Wert für unsere Gesellschaft und für die Wissenschaft von morgen“, betonte DGM-Geschäftsführer Dr. Stefan Klein und sprach „dem äußerst engagierten DGM-Mitglied die herzlichsten Glückwünsche zum Bundeverdienstkreuz-Verleihung“ aus.
Auch Landrat Dr. Joachim Bläse gratulierte persönlich sowie im Namen des Ostalbkreises Prof. Dr. Gerhard Schneider herzlich zur Verleihung des Bundesverdienstordens am Bande. Als langjähriger Rektor der Hochschule Aalen habe er das Profil der Hochschule konsequent und zukunftsorientiert ausgebaut. „Der Ostalbkreis als Wirtschafts- und Hochschulstandort konnte dank seiner Impulse in vielen gemeinsamen Projekten strategisch und strukturell weiterentwickelt werden. Für dieses Engagement ein großes Dankeschön!“, so Bläse.
Dr. Karl Lamprecht, Vorstandsvorsitzender der Zeiss Gruppe und Vorsitzender des Hochschulrats, würdigte die Verdienste von Prof. Dr. Gerhard Schneider und bezeichnete ihn als Brückenbauer, der mit großem Einsatz und Erfolg Hochschulen und Wirtschaft zum wechselseitigen Nutzen zusammengebracht habe. „Unter seiner Führung hat die Hochschule Aalen ein zukunftsfähiges Portfolio für Studium und Weiterbildung entwickelt, das maßgeblich zur Sicherung der regionalen Fachkräftebasis beiträgt“, sagte Lamprecht. Auch in den strategischen Forschungsfeldern Photonics, Advanced Materials, Energiespeicher und Künstliche Intelligenz sei die Hochschule hervorragend aufgestellt und eine wichtige, regionale (Forschungs-) Partnerin für Zeiss. Kurz zusammengefasst sei die Ernennung von Schneider zum Hochschulrektor mit seiner Fähigkeit, sich und andere zu begeistern, ein „ausgesprochener Glücksgriff“ für die Hochschule Aalen und die Region gewesen.
Sein Nachfolger im Amt, Hochschulrektor Prof. Dr. Harald Riegel, wertschätzte Schneider als leidenschaftlichen Forscher, Gestalter und Strategen, der nicht nur die Hochschule Aalen, sondern die ganze Region Ostwürttemberg vorangebracht habe: „Ich freue mich sehr für Gerhard Schneider, dass er für seine Leistungen diese hohe Auszeichnung erhält. Während meiner Zeit als Forscher beim Aufbau des LaserApplikationsZentrums (LAZ) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Materialforschung Aalen (IMFAA) und als Prorektor in seinem Rektoratsteam konnte ich viel von ihm lernen, was mir heute als sein Nachfolger sehr hilft. Die Anerkennung für meinen Vorgänger erfüllen die Hochschule Aalen und mich mit Stolz.“
„Es ist eine große Ehre und ein ganz besonders Zeichen der Wertschätzung, mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt zu werden“, freute sich Schneider bei der Verleihung. Schmunzelnd fügte er hinzu: „Und es ist ein tolles Geburtstagsgeschenk!“ Denn wenige Tage zuvor konnte Schneider seinen 66. Geburtstag feiern. Es sei ihm immer wichtig gewesen, mit der Hochschule Aalen einen Beitrag zur Zukunftssicherung der Region zu leisten und Innovationsimpulse zu geben. Dafür hat er neben den „Tagschichten“ auch unzählige Nachtschichten eingelegt. Und dennoch sagt er in seiner typischen schwäbischen Bescheidenheit: „Ich habe nur versucht, meinen Job zu machen.“ Dass ihm dies mehr als gelungen ist, davon zeugt nun auch die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz.
Vita Gerhard Schneider
Prof. Dr. Gerhard Schneider wurde 1958 in Ebersbach-Bünzwangen geboren. An der Universität Stuttgart studierte er Metallkunde. Nach seiner Promotion am Max-Planck-Institut für Metallforschung und einer Tätigkeit als Gastprofessor an der Universität von São Paulo in Brasilien, arbeitete er in der Forschung und Vorausentwicklung bei Bosch. 1996 wurde Schneider Professor für Werkstoffkunde an der Hochschule Aalen und bereits drei Jahre später zum Prorektor ernannt. 2001 wechselte er noch einmal in die Wirtschaft und arbeitete unter anderem als Executive Vice President des Bosch Research and Technology Center North America in Palo Alto, USA. Von 2008 an stand Schneider 14 Jahre lang als Rektor an der Spitze der Hochschule. Auch nach seiner Verabschiedung in den Ruhestand ist er der Hochschule Aalen nach wie vor eng durch seine Forschungsaktivitäten verbunden.
Info
Das Bundesverdienstkreuz wurde 1951 vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss gestiftet. Es ist die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik Deutschland für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht. Es wird für besondere politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen verliehen.