„Technologie braucht Talent und Toleranz“: Das war die Festveranstaltung mit Christian Lindner und Alena Buyx
„Technologie braucht nicht nur Talent, Technologie braucht Talent und Toleranz.“ So formulierte es Bundesminister Christian Lindner auf der acatech Festveranstaltung und betonte Weltoffenheit als Haltung einer innovationsfähigen Gesellschaft. Die Medizinethikerin Alena Buyx formulierte ein „Lob des Misstrauens“, das als qualifiziertes Misstrauen die Grundhaltung der Wissenschaft sei. In ihrem Gespräch machten sich die acatech Präsidenten Jan Wörner und Thomas Weber für Zuversicht und Freude am Fortschritt stark – durch aktive Trägerschaft der Gesellschaft.
Drei „W“ überschrieben die acatech Festveranstaltung im Berliner Konzerthaus: Wissen, Wandel, Wettbewerb. Ihnen fügte Christian Lindner in seiner Festrede zwei weitere hinzu: Wertschöpfung und Weltoffenheit.
Wertschöpfung entstehe im Wettbewerb der besten Ideen. Deshalb dürfen nach seinen Worten Entscheidungen über Technologien und Produkte nicht von der Politik getroffen werden. „Erst im Wettstreit der Ideen werden Erfindungen erprobt und können sich beweisen. Erst dort setzen sich die besten Ideen durch“, sagte der Bundesminister. acatech und die vielen dort engagierten Expertinnen und Experten stehen nach seinen Worten für diesen Wettstreit: „Damit ist acatech ein Gegenpol zum aktuellen Zeitgeist, denn Sie arbeiten fachübergreifend, vernetzt, bringen wissenschaftliche Forschung und wirtschaftliche Praxis zusammen und führen den Dialog mit der Öffentlichkeit.“
Weltoffenheit war der zweite Begriff, den Christian Lindner dem Abend im Konzerthaus hinzufügte: „Ich möchte einen Standortfaktor hervorheben, der gerade für unser Land eine herausragende Bedeutung hat, nämlich die Offenheit unserer Gesellschaft.“ Diese sei gerade mit Blick auf die Fähigkeit zu technologischem Wandel unabdingbar: „Technologie braucht nicht nur Talent, Technologie braucht Talent und Toleranz.“
Ein Lob des Misstrauens
Alena Buyx formulierte in ihrer Rede ein „Lob des Misstrauens“: Häufig werde in der öffentlichen Debatte von einem Vertrauensverlust gesprochen gegenüber Institutionen. „Wir haben keine Vertrauenskrise, weil das Vertrauen verschwunden ist, sondern weil wir eine Verschiebung des Vertrauens erlebt haben.“ Dabei können nach ihren Worten auch populistische, antiwissenschaftliche Positionen attraktiver erscheinen und Vertrauen erwecken. Mit Blick auf die anwesenden Gäste im Saal betonte die Ethikerin: „Unsere Domäne in der Wissenschaft ist nicht das Vertrauen, sondern das Gegenteil. Was uns ausmacht, ist das Hinterfragen, Anzweifeln, Prüfen und nochmals Überprüfen. Das, was die Wissenschaft auszeichnet, ist qualifiziertes Misstrauen.“ Diese Haltung solle, so appellierte sie an rund 500 Gäste im Konzerthaus, die Wissenschaft in die Gesellschaft tragen.
Innovationsfähigkeit stärken, um strategisch handlungsfähig zu bleiben
Mit einem Dialog rundeten die acatech Präsidenten Jan Wörner und Thomas Weber den Abend ab und verbanden dabei Gedanken der vorhergehenden Reden: Deutschland brauche eine neue Zuversicht und Freude am Fortschritt. Diese entspringe auch dem qualifizierten Misstrauen, wie es die Wissenschaft antreibt. Qualifiziertes Misstrauen motiviere, zu forschen und Neues zu entwickeln. Thomas Weber betonte, dass es dabei auch auf Geschwindigkeit ankomme: „Wir müssen schneller Schwung aufnehmen und ins Machen kommen.“ Dafür, so Jan Wörner, brauche es eine aktive Trägerschaft aller Menschen: „Wandel gelingt dann, wenn alle Menschen eine aktive Trägerschaft übernehmen und sagen: ‚Ich will.‘“
Mensch und Maschine – Hand in Hand
Wie Mensch und Maschine, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels, zusammenwirken können, wurde anschaulich durch einen Auftritt der besonderen Art: Elod Páll und Bastian König demonstrierten ihre Arbeit mit einem kollaborativen Roboter (Cobot). Im Rahmen des Forschungsprojekts „LEROSH“ entwickeln sie gemeinsam mit Handwerksbetrieben konkrete Anwendungen. Auf der Bühne zeigten sie, dass ihr Cobot Bewegungsabläufe wie das Schleifen problemlos erlernen kann – durch Beobachtung und einfache Skizzen, Programmierkenntnisse sind nicht nötig. Ihre Demonstration machte deutlich: Der Cobot lernt bereits erstaunlich gut. Über Sensoren und Kameras und gestützt auf Künstliche Intelligenz ahmt er punktgenau die Bewegungen nach, die ihm vorgeführt werden. LEROSH ist ein vom BMBF gefördertes Projekt, das Anwendungen von KI und Robotik im Handwerk 4.0 erforscht und erprobt.
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Christoph Uhlhaas
Leiter Kommunikation | Medien & Politik
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