„Der Weg wird steinig, egal wer im Kreml sitzt“: Neues Sachbuch zu Friedensverhandlungen im Krieg gegen die Ukraine
Warum ist ein Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine so schwer zu erreichen? Wie könnte der Weg zu einem dauerhaften Frieden aussehen? Antworten gibt „Frieden verhandeln im Krieg. Russlands Krieg, die Chancen auf Frieden und die Kunst des Verhandelns“: Dr. Cindy Wittke vom Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) und die Journalistin Mandy Ganske-Zapf legen damit das erste deutschsprachige Sachbuch vor, das sich wissenschaftlich fundiert mit den Herausforderungen von Friedensverhandlungen in diesem Krieg auseinandersetzt – und verdeutlicht, dass die Suche nach den Antworten überlebenswichtig geworden ist. Für die Ukraine, aber auch für Europa.
Das Buch richtet sich in erster Linie an eine breite interessierte Öffentlichkeit, aber auch an Verantwortliche und Entscheider*innen in der Politik. Es diskutiert, welche Voraussetzungen es braucht, um einen gerechten Frieden für die Ukraine zu erreichen, und zeigt auf, wie schwierig es ist, in der polyzentrischen Welt von heute Friedensstifter und Garanten dafür zu finden. Um wiederum Russland als Verhandlungspartner zu verstehen, setzen die Autorinnen in ihrer Analyse weit vor der groß angelegten Invasion vom Februar 2022 an: Sie ziehen Bilanz zu Russlands Rolle in Friedensverhandlungen in ungelösten Territorialkonflikten seit den 1990er Jahren, beleuchten das Scheitern der Minsker Abkommen und zeigen, wie wenig diese heute als Blaupause taugen. Gleichzeitig spannen sie den Bogen von den internationalen Vermittlungsversuchen seit 2022 bis zum Zehn-Punkte-Friedensplan der Ukraine als Teil ihrer globalen Friedensinitiative, in der sie außerdem auf ein Netz bilateraler Sicherheitsabkommen setzt.
Mandy Ganske-Zapf: „Die Ukraine hat damit eine Strategie entwickelt, Russland auf dem diplomatischen Parkett unter Druck zu setzen. Dafür braucht die Ukraine aber auch politische und militärische Unterstützung sowie Sicherheitsgarantien.“
Was dagegen wenig helfe, seien polarisierte Debatten, die Waffen und Verhandlungen nicht als zwei Seiten derselben Medaille begreifen. Dr. Cindy Wittke: „Es braucht beides. Einfache Lösungen gibt es nicht. Es besteht die Gefahr eines mit heißer Nadel gestrickten ‚schmutzigen Friedens‘, der neues Eskalationspotential birgt. Dabei gibt es keine Roadmap zu dauerhaftem Frieden. Vielmehr wird jeder derzeit denkbare Weg zum Verhandlungsfrieden mit Russland steinig, egal wer im Kreml sitzt. Denn Russland muss gar nicht konstruktiv verhandeln, um seine politischen und strategischen militärischen Ziele zu erreichen. Es reicht für Moskau, echte Friedensverhandlungen zu verhindern. Russland braucht derzeit keinen Frieden, schon gar keinen gerechten. Die Ukraine und ihre europäischen Partner aber schon.“
Die Autorinnen:
Dr. Cindy Wittke ist Leiterin der Politikwissenschaftlichen Forschungsgruppe am Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) in Regensburg. Aus Perspektive von Internationalen Beziehungen und Völkerrecht forscht sie seit Jahren unter anderem zu Verhandlung und Umsetzung von Friedensabkommen und zu Territorialkonflikten im östlichen Europa.
Mandy Ganske-Zapf ist Politikwissenschaftlerin und freie Journalistin zu Osteuropa. Zwei Jahre hat sie in Russland gelebt, außerdem zahlreiche Recherchereisen ins Land unternommen. Sie beschäftigt sich vor allem mit Politik, Medien(un)freiheit und Gesellschaft.
Das Buch:
Cindy Wittke: Frieden verhandeln im Krieg. Russlands Krieg, Chancen auf Frieden und die Kunst des Verhandelns. Co-Autorin: Mandy Ganske-Zapf. Berlin: Quadriga Verlag, 2024, 235 Seiten.
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Rezensionsexemplare über Hannah Vogel, Kirchner Kommunikation: vogel@kirchner-pr.de
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Cindy Wittke
Leiterin Politikwissenschaftliche Forschungsgruppe
Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung
Tel.: 0941/943-5415
E-Mail: wittke@ios-regensburg.de
Originalpublikation:
Cindy Wittke: Frieden verhandeln im Krieg. Russlands Krieg, Chancen auf Frieden und die Kunst des Verhandelns. Co-Autorin: Mandy Ganske-Zapf. Berlin: Quadriga Verlag, 2024, 235 Seiten.
Weitere Informationen:
https://leibniz-ios.de/wissen-vermitteln/aktuelles/newsdetail/frieden-verhandeln