Hebammenwissenschaft nimmt Arbeit an Forschungsagenda 2026-2036 auf
Der Wissenschaftsrat (WR) hat sich im Jahr 2023 ausdrücklich für die Weiterentwicklung und die jeweilige Eigenständigkeit der verschiedenen Gesundheits-Disziplinen ausgesprochen. Damit verbunden war die Aufforderung, eine Forschungsagenda für die jeweiligen Berufsfelder zu erstellen.
Am 25. Oktober 2024 haben die Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V. (DGHWi) und der Hebammenwissenschaftliche Fachbereichstag e. V. (HWFT) die gemeinsame Arbeit an einer Forschungsagenda der Hebammenwissenschaft 2026-2036 aufgenommen. In der virtuellen Auftaktveranstaltung entwickelten die Präsidiumsmitglieder beider hebammenwissenschaftlichen Organisationen eine Strategie, die der Entwicklung der Forschungsagenda zugrunde gelegt wird. Als externe Expertin war zudem Frau Prof.in Dr. Friederike zu Sayn-Wittgenstein von der Hochschule Osnabrück beteiligt. Im Rahmen der Auftakt-Veranstaltung wurden sowohl die Entwicklungsschritte bis 2026 als auch das methodische Vorgehen sowie die Einbeziehung von nationalen und internationalen Expert:innen über ein wissenschaftliches Begleitgremium festgelegt.
Die Forschungsagenda der Hebammenwissenschaft soll
• anwendungsbezogene Forschungsbedarfe in der Hebammenarbeit und interdisziplinären Geburtshilfe in der Lebensphase von Familienplanung, Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit sowie erstem Lebensjahr des Kindes aufzeigen,
• disziplinspezifische methodische Ansätze und methodischen Entwicklungsbedarf für Forschung und Entwicklung in der generativen Lebensphase von Frauen* und ihren Familien identifizieren,
• Anforderungen an die geburtshilfliche Versorgung durch Hebammen im Kontext von demographischem Wandel, Globalisierung, Digitalisierung und Klimawandel aufzeigen,
• Strategien zur Nutzer:innenpartizipation und adressat:innengerechten Umsetzung der Werte der Hebammenarbeit darstellen und
• Hebammenwissenschaftliche Forschungs- und Entwicklungserfordernisse angemessen in Gesellschaft und Fachöffentlichkeit transportieren.
Ziel der Forschungsagenda ist es, das Feld der Forschungs- und Entwicklungsbedarfe aus hebammen- und bezugswissenschaftlicher Perspektive zukunftsorientiert zu strukturieren und wissenschaftlich zu begründen. „Die intendierte Systematisierung soll dazu beitragen, Drittmittelanträge für Forschungs- und Entwicklungsprojekte schlüssig in den Gesamtkontext von Hebammentätigkeit und interdisziplinärer Geburtshilfe einzubetten und Fördermittelgebern plausibel zu machen“, betont Frau Prof.in Dr. Grieshop, Präsidentin des HWFT.
Die Präsidentin der DGHWi, Prof.in Dr. Fillenberg ergänzt: „Wie vom Wissenschaftsrat 2023 gefordert, übernehmen die DGHWi als Fachgesellschaft und der HWFT als bundesweite Interessenvertretung der hebammenwissenschaftlichen Hochschulstandorte mit dieser Initiative die Verantwortung für die zukunftsweisende Weiterentwicklung der Disziplin Hebammenwissenschaft und der gesundheitsfördernden Versorgung von Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen* sowie deren Kinder und Familien in Deutschland.“
Informationen zu den beteiligten Verbänden:
Die Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V. (DGHWi) fördert als unabhängige wissenschaftliche Fachgesellschaft hebammenwissenschaftliche Forschung, Lehre und Praxis, die sowohl der Entwicklung des Faches Hebammenwesen, als auch einer bedarfsgerechten, evidenzbasierten, effizienten und effektiven Versorgung von Frauen und ihren Familien in der Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit dienen. Neben dem wissenschaftlichen Diskurs ist der Fachgesellschaft die Kommunikation mit Gesellschaft und Politik ein Anliegen: Verantwortlichen in der Gesundheits- und Familienpolitik und auch unterschiedlichen Interessensvertretungen dieser Bereiche sollen die Ergebnisse der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft als Orientierung dienen.
Der Hebammenwissenschaftliche Fachbereichstag e. V. (HWFT) ist der Zusammenschluss der Fachbereiche, Fakultäten, Institute, Departements und Studiengänge der Hebammenwissenschaft/Hebammenkunde (im weiteren Verlauf genannt: Hebammenwissenschaftliche Organisationseinheiten) an staatlichen, staatlich anerkannten und nichtstaatlichen Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland. Er fördert Bildung, Wissenschaft und Praxis der Hebammenwissenschaft gemäß Anlage 1 der Studien- und Prüfungsverordnung für Hebammen (HebStPrV, 2020). Er dient der gegenseitigen Information, Kooperation und Beratung sowie der Wahrnehmung gemeinsamer Interessen in Angelegenheiten der Lehre und des Studiums, dabei insbesondere der Weiterentwicklung und Verbesserung der Rahmenbedingungen. Weiter dient der Fachbereichstag der Forschung, der Fort- und Weiterbildung sowie dem Wissenstransfers (Third Mission) im Kompetenzbereich von Hebammen. Der HWFT strebt zudem eine enge Zusammenarbeit mit den Berufsverbänden, wissenschaftlichen Gesellschaften und hochschulpolitischen Gremien an und kooperiert zur Erreichung seiner Ziele mit geeigneten Institutionen im In- und Ausland.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e.V.
Kontakt: referentin@dghwi.de
Präsidium des Hebammenwissenschaftlichen Fachbereichstags e.V.
Kontakt: melita.grieshop@eh-berlin.de
Originalpublikation:
Wissenschaftsrat (WR, 2023). „Perspektiven für die Weiterentwicklung der Gesundheitsfachberufe – Wissenschaftliche Potenziale für die Gesundheitsversorgung erkennen und nutzen. Saarbrücken: WR.