Saarbrücker Tagung zu intelligenten Materialien zeigt Industrie den aktuellen Forschungsstand
Smarte Implantate, die Knochenbrüche besser heilen, Textilien, die über hauchdünne Folien Berührungen simulieren – das sind nur zwei Beispiele für intelligente Materialien. Sie stehen am 7. und 8. November im Mittelpunkt einer bundesweiten Tagung in Saarbrücken, die Wissenschaft und Industrie zusammenbringen will. Der „Smart Materials Summit“ wendet sich vor allem an Unternehmen, die an Innovationen in der Antriebstechnik, Aktorik, Sensorik oder Kühltechnologie interessiert sind.
“Bei den smarten Materialien geht es um Werkstoffe, deren Eigenschaften durch äußere Einflüsse wie Licht oder Wärme sowie elektrische oder magnetische Felder stark beeinflusst werden. Um sie zu entwickeln, müssen verschiedene Fachbereiche eng zusammenarbeiten, etwa die Ingenieurwissenschaften, Informatik, Materialforschung und Chemie“, erklärt Paul Motzki, Professor für smarte Materialsysteme für innovative Produktion der Universität des Saarlandes. Er hat die Fachtagung gemeinsam mit dem größten Netzwerk in Europa für smarte Materialien, dem „smarthoch3 e.V.“ in Bautzen, organisiert. Darin haben sich Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen zusammengeschlossen, um neue Produkte auf der Basis von „smart materials“ zu entwickeln. „Die Anwendungsbereiche sind vielfältig und reichen von Gesundheit und Klimaschutz über die Energieerzeugung und Produktionstechnik bis hin zu Lifestyle-Themen und zur Mobilität“, erläutert Motzki.
Die Saarbrücker Tagung will einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung geben und zeigen, welche Technologien bereits nah an der industriellen Anwendung sind. Dazu werden auch Wissenschaftler der Universität des Saarlandes beitragen, die seit vielen Jahren auf diesem Gebiet forschen. So wird Stefan Seelecke, Professor für intelligente Materialsysteme, die sogenannte Elastokalorik präsentieren. Dabei werden Formgedächtnisdrähte aus einer Nickel-Titan-Legierung genutzt, um Wärme oder Kälte zu erzeugen. So entstehen Temperaturdifferenzen von rund 20 Grad Celsius ohne klimaschädliche Kältemittel und weit energieeffizienter als mit den heute üblichen Techniken. „Bei unserer gemeinsamen Forschung geht es zudem um Oberflächen, denen mithilfe leichter Silikonfolien neuartige Fähigkeiten verliehen werden. Diese Folien können eine Schnittstelle zur virtuellen Welt werden, so dass man zum Beispiel eine menschliche Berührung simulieren kann“, erklärt Paul Motzki, der auch eine Forschungsgruppe am Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (ZeMA) leitet.
Um Satelliten und Weltraumsonden wird es in einem Impulsvortrag gehen, da dort bei extremen Temperaturen und Umwelteinflüssen besonders hohe Anforderungen an Sensoren und Aktuatoren, also winzige Antriebe, gestellt werden. „Inzwischen sind viele kleine und mittelständische Unternehmen an Entwicklungen für die Raumfahrt beteiligt. Diese sogenannte New Space Revolution bietet viele Chancen, auch für Unternehmen hier aus der Region“, meint Professor Motzki.
Der „Smart Materials Summit“ wird am 7. November am ZeMA (Eschberger Weg 47, in Saarbrücken) starten und am 8. November in das Innovation Center auf dem Campus der Universität des Saarlandes (Gebäude A2 1) wechseln. Im Kontext der Fachtagung wird im Saarland eine Zweigstelle des Netzwerkes „smarthoch3 e.V.“ eröffnet, in dessen Vorstand Professor Paul Motzki im vergangenen Jahr gewählt wurde. Damit soll das saarländische Knowhow auf dem Gebiet der smarten Materialien noch sichtbarer werden und der Technologietransfer vorangetrieben werden. Das Netzwerk hilft bei Kooperationswünschen und Förderanträgen und beantwortet Fragen zur Mitgliedschaft im Netzwerk sowie rund um die smarten Werkstoffe.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Paul Motzki
Smarte Materialsysteme für innovative Produktion
Tel. +49 681 302 71360
Mail: paul.motzki@uni-saarland.de
Weitere Informationen:
https://smart-materials-summit.de/
https://smarthoch3.de/
https://imsl.de/
https://smip.science/