Deutschland ist offizielles SKAO-Mitglied
Ein weiterer Meilenstein für die deutsche Radioastronomie ist erreicht: Deutschland ist als zwölftes Mitglied in die internationale Astronomie-Organisation SKA-Observatorium aufgenommen worden
Die deutsche Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger hatte den bevorstehenden Beitritt Deutschlands bereits bei ihrem Besuch an einem der SKAO-Teleskopstandorte in der südafrikanischen Nordkap-Region im März 2023 angekündigt. Nun ist es offiziell: Deutschland ist dem SKAO beigetreten, das die nächste Generation von Radioteleskopen baut.
Dazu erklärt Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger: „In unserem Universum gibt es noch vieles zu entdecken und zu erforschen. Das Superteleskop SKAO wird als weltgrößtes Radioteleskop-Netzwerk, mit Standorten in Südafrika und in Australien, unser Verständnis des Universums in den nächsten Jahrzehnten revolutionieren. Mit dem deutschen Beitritt zu SKAO ermöglichen wir Forscherinnen und Forschern aus Deutschland, ganz vorne mit dabei zu sein. Bei meinem Besuch in Südafrika im März letzten Jahres konnte ich mich selbst vom enormen Potenzial des Radioteleskops für die Wissenschaft überzeugen. SKAO wird Daten in bisher ungekannter Menge und Komplexität liefern und so etwa dazu beitragen, neue Methoden des Data-Mining zu entwickeln, die weit über die Grundlagenphysik hinaus Anwendung finden werden. Grundlagenforschung wird hier zum Technologietreiber. Von all dem profitieren auch unsere Forschungseinrichtungen wie die Max-Planck-Gesellschaft, Hochschulen und das Deutsche Zentrum für Astrophysik in der Lausitz.“
Mehr als 30 Jahre haben unterschiedliche Akteure in Deutschland und darüber hinaus geplant, entwickelt und verhandelt, um Teil des Square Kilometre Array Observatory (SKAO) zu werden.
„Es war ein langer und nicht immer einfacher Weg, der uns zu diesem wichtigen Meilenstein für die gesamte Radioastronomie-Gemeinschaft in Deutschland geführt hat. Umso freudiger ist dieser bedeutende Moment für alle Beteiligten und wir danken der Ministerin und dem BMBF sehr für die Unterstützung“, sagt Prof. Michael Kramer, Direktor am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn.
Das MPIfR hat in den vergangenen Jahrzehnten eine aktive Rolle bei der Entwicklung des SKAO und seiner Teleskope gespielt und Schlüsseltechnologien mit einzigartigem Nutzen für die Wissenschaft hervorgebracht. So ist das Institut unter anderem maßgeblich an der Erweiterung des südafrikanischen MeerKAT-Teleskops beteiligt. Die 14 im Aufbau befindlichen Antennen der MeerKAT+-Erweiterung werden zunächst die 64 bereits bestehenden vom SARAO betriebenen Antennen ergänzen werden, bevor in den nächsten Jahren die Integration in das SKAO-Mid-Teleskop erfolgen wird.
„Bereits vor dem offiziellen Beitritt hat Deutschland großes Engagement in der Entwicklung des SKAO gezeigt. Die Max-Planck-Gesellschaft freut sich auf die weitere Zusammenarbeit und die Ergebnisse, die dieses internationale Großprojekt liefern wird“, sagt der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Prof. Patrick Cramer.
Gemeinsam mit der OHB Digital Connect GmbH und dem South African Radio Astronomy Observatory hat das MPIfR eine Prototyp-Antenne für das SKA-Mid-Teleskop in Südafrika zur technischen Inbetriebnahme und wissenschaftlichen Nutzung gebaut. Die ersten Messungen haben bereits die erwartete Datenqualität sowie die exzellenten Fähigkeiten des Teleskops bestätigt und lassen auf einzigartige wissenschaftliche Forschungsergebnisse sowie Antworten auf fundamentale astronomische Fragen hoffen.
Die von SKAO generierten Daten sollen in Zukunft an Supercomputer-Einrichtungen gebündelt und verarbeitet werden, die über die SKAO-Mitglieder verteilt sind. In Deutschland wird dies am Deutschen Zentrum für Astrophysik (DZA) geschehen, das derzeit in Görlitz in der Lausitz als Teil des Europäischen Datenzentrums gebaut wird.
„Die Datenmenge, die das SKAO generieren wird, ist vergleichbar mit dem Datenvolumen des gesamten Internets. Das DZA freut sich auf die Herausforderung, gemeinsam mit den internationalen SKAO-Partnern für eine effiziente Nutzung dieser Datenflut zu sorgen“, erklärt Prof. Stefan Wagner, Leiter der Abteilung Astrophysik am DZA. Koordiniert und unterstützt werden die Entwicklung, der Aufbau sowie die Vernetzung der benötigten Dateninfrastruktur durch das DZA und den Verein für datenintensive Radioastronomie (VdR).
Prof. Frank Bertoldi, erster Vorsitzender des VdR, ergänzt: „Die Beteiligung am SKAO stellt die deutsche Radioastronomie vor Herausforderungen, die eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten erfordern. Der VdR freut sich darauf, die Institutionen sowie deren Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen dabei zu unterstützen, mit dem SKAO Spitzenforschung zu betreiben.“
Als erste Amtshandlung im Rahmen der SKAO-Mitgliedschaft wird Deutschland Gastgeber der nächsten SKAO-Wissenschaftskonferenz sein, die vom 16. bis zum 20. Juni 2025 am DZA-Standort Görlitz stattfinden wird.
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Weitere Informationen
SKAO: Das SKAO, offiziell bekannt als SKA-Observatorium, ist eine zwischenstaatliche Organisation, die sich aus Mitgliedstaaten aus fünf Kontinenten zusammensetzt und ihren Sitz im Vereinigten Königreich hat. Ihre Aufgabe ist es, hochmoderne Radioteleskope zu bauen und zu betreiben, um unser Verständnis des Universums zu verändern und der Gesellschaft durch globale Zusammenarbeit und Innovation Vorteile zu bringen. Die beiden Teleskope, die jeweils aus Hunderten von Parabolspiegeln und Tausenden von Antennen bestehen, werden in Südafrika und Australien gebaut und stellen die beiden modernsten Radioteleskope der Erde dar. Eine spätere Erweiterung ist in beiden Ländern und anderen afrikanischen Partnerländern vorgesehen.
Zusammen mit anderen hochmodernen Forschungseinrichtungen werden die SKAO-Teleskope die unbekannten Grenzen der Wissenschaft erforschen und unser Verständnis der wichtigsten Prozesse vertiefen, darunter die Entstehung und Entwicklung von Galaxien, die grundlegende Physik in extremen Umgebungen und die Entstehung des Lebens. Durch die Entwicklung innovativer Technologien und ihren Beitrag zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen wird das SKAO ihren Beitrag zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen leisten und einen erheblichen Nutzen für ihre Mitglieder und darüber hinaus erbringen.
Das SKAO anerkennt und würdigt die indigenen Völker und Kulturen, die traditionell auf dem Land leben, auf dem sich die SKAO-Einrichtungen befinden.
MeerKAT: Gebaut und betrieben vom South African Radio Astronomy Observatory (SARAO) ist das MeerKAT-Teleskop mit 64 Antennen das größte Radioteleskop der südlichen Hemisphäre und eines von zwei SKA-Vorläuferinstrumenten. Das in der Karoo-Region gelegene Radioteleskop wird demnächst um eine zusätzliche Anzahl von Antennen im Rahmen des Projekts "MeerKAT+" ergänzt, das 2019 gemeinsam von SARAO und der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) in Deutschland und ab 2020 mit dem Istituto Nazionale di Astrofisica (INAF) finanziert wird. Das DZA wird sich ebenfalls beteiligen und dabei zusätzliche technische und wissenschaftliche Möglichkeiten schaffen. Das Teleskop wird später schrittweise in das Mid-Teleskop von SKAO in Südafrika integriert.
VdR: Der Verein für datenintensive Radioastronomie (VdR) bündelt die nationale Forschungs- und Entwicklungsexpertise auf dem Gebiet der datenintensiven Radioastronomie. In der Ära einer neuen Generation von hoch sensitiven Teleskopen (wie LOFAR, MeerKAT, SKAO) steht die Radioastronomie vor Herausforderungen, die eine enge Kooperation der Beteiligten auf nationaler Ebene erfordert. Die umfangreichen und komplexen Datenmengen dieser Teleskope erfordern die Entwicklung neuartiger Verarbeitungs- und Analysetechnologien in den Bereichen Big Data und Maschinellem Lernen. Der Verein koordiniert und unterstützt hierbei die wissenschaftlichen, organisatorischen und technischen Aspekte für die Entwicklung, den Aufbau und die Vernetzung der für die Nutzung datenintensiver Radioteleskope erforderlichen Dateninfrastruktur.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Michael Kramer
Leiter der Forschungsabteilung “Radioastronomische Fundamentalphysik”
Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn
Fon: +49 228 525-299 (Sekretariat)
E-mail: mkramer@mpifr-bonn.mpg.de
Dr. Hans-Rainer Klöckner
SKAMPI-Projektwissenschaftler
Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn
Fon: +49 228 525-338
E-mail: hkloeckner@mpifr-bonn.mpg.de
Viola Tegethoff
Forschungsreferentin
Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn
Fon: +49 228 525-495
E-mail: vtegethoff@mpifr-bonn.mpg.de
Weitere Informationen:
https://www.mpifr-bonn.mpg.de/mitteilungen/2024/16