Delegation aus dem Herder-Institut reist nach Wien
Anküpfend an einen Wienbesuch im Frühjahr dieses Jahres hat sich Direktor Prof. Dr. Peter Haslinger gemeinsam mit Dr. Jürgen Warmbrunn, Dr. Christian Schmidt, Dr. Simon Donig und PD Dr. Christian Lotz erneut zu Kooperationsgesprächen auf den Weg nach Wien gemacht.
Am 21. Oktober startete eine fünfköpfige Delegation des Herder-Instituts nach Wien. Neben fachlichem Austausch und Treffen mit hochkarätigen Gesprächspartnern in den kommenden Tagen bildet die Unterzeichnung eines Kooperationsvertrags mit dem Österreichischen Staatsarchiv einen Höhepunkt der Reise. Zum Auftakt traf sich Professor Haslinger zu Gesprächen beim Institut für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes (IHB) an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
„Das erste Treffen der Delegation fand am Institut für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes der Österreichischen Akademie der Wissenschaften statt. Hier wurde eine ganze Reihe wichtiger Themen aufgegriffen, wie Räume und Herrschaft, Editionen oder der digitale Wandel in den Geschichtswissenschaften. Den Rahmen bot die ehemalige Postsparkasse, ein Otto-Wagner-Bau im Jugendstil, in dem zahlreiche Akademieinstitute und weitere Wissenschaftseinrichtungen untergebracht sind.“
Am Abend hielt Dr. Simon Donig, Abteilungsleiter Digitale Geschichte und Informationssysteme, auf Einladung des Alten Orden vom St. Georg einen Vortrag zum Thema „Die Maschine in der Kathedrale. Künstliche Intelligenz, kulturelles Erbe, Wahrheit und Wissen“ im renommierten und seit 1867 bestehenden Jockey-Club für Österreich.
Ordenskanzler zu Stolberg-Stolberg begrüßte die knapp 90 Gäste und stellte fest: „Die überwältigende Resonanz auf das Vortragsthema zeigt, dass wir mit dem Thema und der fachlichen Expertise des Referenten einen Nerv getroffen haben“. Peter Graf zu Stolberg-Stolberg stellte zudem die Bedeutung des Herder-Instituts als eine der zentralen Einrichtungen der weltweiten Ostmitteleuropaforschung heraus und berichtete dabei auch von seinem Besuch in Marburg im September 2023.
Nach mehreren Monaten der intensiven Vorbereitung wurde am 22. Oktober der Kooperationsvertrag zwischen dem Herder-Institut und dem ÖStA in Wien unterzeichnet. Generaldirektor PD Dr. Helmut Wohnout und Prof. Dr. Peter Haslinger zeigten sich erfreut, dass beide Institutionen mit Blick auf die Geschichte Ostmitteleuropas und der Erhaltung und Vermittlung des kulturellen Erbes künftig enger zusammenarbeiten werden. So fanden zeitgleich in Wien auch Gespräche auf der Arbeitsebene der Bibliotheken beider Häuser wie auch der IT- und Digitalisierungsservices statt. Zudem konnte ein erster Austausch von Dupletten der Kartensammlungen beider Häuser vollzogen werden.
Zum fachlichen Austausch mit bibliothekarischem und archivalischen Schwerpunkt fanden sich Teilnehmer der Delegation des Herder-Instituts am 23. Oktober bei der Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft ADLER ein. Der ADLER ist seit der Gründung im Jahr 1870 ein gemeinnütziger wissenschaftlicher Verein und widmet sich den Historischen Hilfswissenschaften: Heraldik (Wappenkunde), der Genealogie (Familiengeschichtsforschung) und verwandten Wissenschaften, wie Sphragistik (Siegelkunde) oder Phaleristik (Ordenskunde). Archivleiter Dr. Michael Göbl stellte Dr. Jürgen Warmbrunn die Serviceleistungen der unmittelbaren Zugänglichmachung von sonst nicht leicht zu erlangendem Quellenmaterial vor. Diese Voraussetzungen hat der ADLER in besonderer Weise geschaffen, u.a. eine öffentlich zugängliche Spezialbibliothek mit über 42.000 Bänden. Dazu kommen spezielle Sammlungsgebiete, wie Wappenbriefe, Adelsurkunden sowie eine Totenzettelsammlung mit über 500.000 Parten aus allen Schichten der Gesellschaft.
Beim Endspurt der HI Delegation am 24. Oktober in der österreichischen Bundeshauptstadt standen nochmals Kooperationsgespräche und fachwissenschaftlicher Austausch im Zentrum, u.a. beim Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust Studien (VWI) und dem Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage (ACDH-CH) an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Die Gespräche mit dem Direktor, PD Dr. Jochen Böhler, und der Forschungskoordinatorin Marianne Windsperger hatten nicht nur Antisemitismus und die historische Aufarbeitung von NS-Verbechen zum Thema. Der Austausch lotete auch eine zukünftige Zusammenarbeit in den Bereichen Digital Humanities und Archiv, insbesondere in Hinblick auf Diaspora- und Exilsammlungen aus.
Im Zentrum des letzten Kooperationsbesuchs standen die Digital Humanities. Partner war das Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage (ACDH-CH) an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Mit Matej Durco und Tanja Wissik stiegen Peter Haslinger, Simon Donig und Jürgen Warmbrunn in einen regen Erfahrungsaustausch ein. Ob in Wien oder Marburg – es wurde deutlich, wie sehr die Wissenschaft angesichts des digitalen Wandels vor ähnlichen Herausforderungen steht. Wir freuen uns schon auf die weiteren Gespräche.
Verbinden Marburg und Wien: Elisabeth und der Deutsche Orden; Die heilige Elisabeth von Thüringen, Patronin des Deutschen Ordens, verbindet Wien und Marburg auf ganz besondere Weise. Der Deutsche Orden prägte über Jahrhunderte weite Teile jener Regionen Ostmitteleuropas, die heute die Forschungs- und Sammlungsregion des Herder-Instituts bilden. Nicht minder prägte der Orden, der seit 1928 ein ausschließlich geistlicher Orden und damit kein Ritterorden mehr ist, Hessen und Marburg. In der Gegenwart hat der Orden seinen zentralen Sitz in Wien. Mehr als ein Grund für die Delegation des Herder-Institut sich zum Abschluss ihrer Wienreise nicht nur mit dem Leiter des Zentralarchivs des Dt. Ordens in Wien, Mag. Bernhard Huber, auszutauschen, sondern auch die dortige Schatzkammer zu besuchen.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Peter Haslinger
Originalpublikation:
https://www.herder-institut.de/event/besuch-in-oesterreich/
Weitere Informationen:
https://www.herder-institut.de/event/besuch-in-oesterreich/